Zu welchem Zeitpunkt dies auch immer stattfinden mag, es ist offensichtlich, dass es sich um ein göttliches Gericht handelt.
Dann schaute ich wegen der Stimme der großen Worte, die das Horn redete: Ich schaute, bis das Tier getötet und sein Leib zerstört und dem Brand des Feuers übergeben wurde (7,11).
Das Horn, auf das hier angespielt wird, ist das elfte, dasjenige, das unter den zehn aufkam. Und es war dieses kleine Horn, das mit kleinen Anfängen begann, das es auf die eine oder andere Weise schaffte, drei der ersten Hörner auszureißen, und das danach der Führer und Herrscher des ganzen Tieres wurde. Auch wird angedeutet, dass dieses kleine Horn es geschafft hatte, das ganze Tier zu beherrschen. Dieser Vers zeigt, dass es ein göttliches Gericht geben wird, das sich mit dem kleinen Horn und mit dem Tier befassen und sie vernichten würde. Hat das stattgefunden? Offensichtlich nicht.
Behandelter Abschnitt Dan 7,11b-12
Es ist klar, dass alles, was in der Vergangenheit über das Römische Reich hereingebrochen ist, der normale Verlauf und Niedergang einer großen Nation war. Barbarische Horden zerrissen es, und separate Königreiche wurden gebildet. Aber die Prophezeiung erzählt uns von etwas ganz anderem. Sie warnt vor einem Gericht, das das Tier auf eine ganz andere Weise und im Gegensatz zu den anderen beseitigt.
Ich schaute, bis das Tier getötet und sein Leib zerstört und dem Brand des Feuers übergeben wurde. Und was die übrigen Tiere betrifft: Ihre Herrschaft wurde weggenommen, aber Verlängerung des Lebens wurde ihnen gegeben bis auf Zeit und Stunde (7,11b.12).
Das bedeutet, dass wir die Überreste der Chaldäer, oder der Völker, die so genannt wurden, noch haben. Persien bleibt ein Reich, und die Griechen sind neuerdings eins geworden. Sie existieren also, wenn auch nicht als imperiale Mächte. Wir haben diese Menschenrassen, mehr oder weniger, die diese Mächte repräsentieren; kleiner, das ist wahr, und sie haben nicht mehr die Herrschaft als Reiche. Das ist die Bedeutung von Vers 12. Ihre Herrschaft als Weltherrschaft wurde weggenommen, aber „Verlängerung des Lebens wurde ihnen gegeben bis auf Zeit und Stunde.“ In diesem letzten Reich, wenn die Stunde seines Gerichts kommt, ist die Tatsache weit anders. Im Falle der ersten drei Reiche verloren sie ihre kaiserliche Würde, aber von ihnen selbst kann man sagen, dass sie noch existieren. Aber im Falle des vierten Reiches ist die Stunde, in der seine Herrschaft zerstört wird, dieselbe Stunde, in der es selbst zerstört wird. „Bis das Tier getötet wurde und sein Leib zerstört und dem Brand des Feuers übergeben wurde“ (V. 11b).
Wer kann daran zweifeln, dass dies dieselbe Szene ist, auf die in Offenbarung 19,19 angespielt wird, wo es heißt: „Und ich sah das Tier und die Könige der Erde und ihre Heere versammelt, um den Krieg zu führen mit dem, der auf dem Pferd saß, und mit seinem Heer“? Der Prophet war zu dem letzten Tier gekommen. Weiter hinten in der göttlichen Offenbarung hatten wir die anderen drei Tiere; sie hatten ihre Zeit gehabt, und es blieb nur noch das letzte übrig. Wenn Johannes also sagt „das Tier“, dann ist damit das Römische Reich gemeint. Dieses Tier und die Könige der Erde führen also Krieg gegen den Herrn. „Und das Tier wurde ergriffen und der falsche Prophet, der mit ihm war, der die Zeichen vor ihm tat, womit er die verführte, die das Malzeichen des Tieres annahmen und die sein Bild anbeteten – lebendig wurden die zwei in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt“ (Off 19,20). Nun, das ist sehr bemerkenswert; denn hier haben wir den Feuersee, der dem Gericht, dem Brand des Feuers, in Daniel entspricht; nur ist es eine ausführlichere Aussage. Es war nicht eine bloße Kontrolle der Umstände, sondern eine göttliche Macht, die direkt in die Hölle wirft, ohne die Notwendigkeit eines vorherigen Gerichts. Denn es war völlig klar, worum es ihnen ging. Sie wurden in offener Empörung gegen den Herrn der Herrlichkeit gefunden und in die Flammen geworfen. Ist das jemals im Römischen Reich geschehen? Offensichtlich nicht. Was folgt dann? Das Römische Reich ist vergangen; in den letzten tausend Jahren und mehr hat es keine Existenz gehabt, außer als ein unbedeutender Titel, der das Objekt des Streits unter ehrgeizigen Männern war. Getrennte Königreiche haben den Platz des ungeteilten Römischen Reiches eingenommen.
Doch was haben wir hier? Das Wiederaufkommen des Römischen Reiches. Und dies stimmt genau mit anderen Teilen des Wortes Gottes überein. Denn es gibt einen bemerkenswerten Ausdruck in der Offenbarung, auf den schon mehr als einmal angespielt wurde. Es ist Offenbarung 17,8 und folgende Verse: „Das Tier, das du sahst, war und ist nicht und wird aus dem Abgrund heraufsteigen und ins Verderben gehen.“
Ich weiß nicht, wie man den Ausdruck „und ist doch“ verwenden konnte. Es ist nicht einmal der Sinn, und der eigentliche Gedanke ist besonders einfach. Hier ist kein Rätsel gemeint. Das römische Imperium sollte drei Stadien haben. Das erste ist seine ursprüngliche kaiserliche Form, als Johannes unter dem letzten der Kaiser litt. Dann folgt sein Zustand der Nichtexistenz, etwa ab dem fünften Jahrhundert, als die Goten und Vandalen und so weiter es zerschlugen; in diesem Zustand befindet es sich jetzt. Aber dann gibt es eine dritte Stufe, und in diesem letzten Zustand ist es in offener Opposition zu Gott und dem Lamm zu finden. Das ist die Zukunft des Römischen Reiches. Es soll reorganisiert werden, es soll wieder als ein Imperium hervortreten, und in dieser letzten Phase wird es gegen Gott kämpfen bis zu seinem Untergang. Und beachte, wie dies Raum für den Punkt lässt, den ich veranschaulichen wollte. In der Vergangenheit konnten wir keine zehn Hörner haben wie das Tier; in der Zukunft können wir es, und das ist es, was die Szene in Offenbarung 17 zeigt: „Und die zehn Hörner, die du sahst, sind zehn Könige, die noch kein Königreich empfangen haben“ (V. 12a). Doch es wird hinzugefügt: „... aber sie empfangen Gewalt wie Könige für eine Stunde mit dem Tier“ (V. 12b). Wenn also das Tier wieder auftaucht, würde es diese Besonderheit geben: Es würde zwar ein großes Haupt der kaiserlichen Einheit geben, aber nicht unter Ausschluss der einzelnen Könige. Es würde immer noch die Könige von Frankreich, Spanien und so weiter geben. Möge niemand annehmen, so etwas zu sagen sei eine Prophezeiung. Der wahre Weg, um von dieser Annahme ferngehalten zu werden, ist das Studium der Prophetie. In dem einen Fall lernt man, was Gott sagt; im anderen Fall gibt man nur seine eigenen Gedanken wieder. In diesem Abschnitt geht es nicht um ein Reich allein ohne die zehn Könige, noch um die zehn Könige ohne das Reich, sondern um die Einheit dieser beiden Dinge. Es gibt die kaiserliche Einheit, die dem Tier entspricht; gleichzeitig gibt es diese separaten Könige. Es ist ihr Nebeneinander, das das Römische Reich in seiner letzten Phase kennzeichnen wird. Darauf steuert jetzt alles zu.