Der Prophet sah den letzten Zustand dieses Reiches mit seinen zehn Hörnern. Wir kehren noch einmal zu Vers 8 zurück:
Während ich auf die Hörner Acht gab, siehe, da stieg ein anderes, kleines Horn zwischen ihnen empor, und drei von den ersten Hörnern wurden vor ihm ausgerissen; und siehe, an diesem Horn waren Augen wie Menschenaugen und ein Mund, der große Dinge redete (7,8).7
Wir haben hier eine äußerst starke Macht, die sich die zehn Hörner untertan macht. Die Offenbarung sagt uns, dass alle zehn Könige sich verschworen haben, um dem Tier ihre Macht und Stärke zu geben. Gott hat sie alle aufgegeben, weil es die Zeit ist, in der eine starke Verblendung herrschen wird und die Menschen der Lüge glauben werden. Daraus schließe ich nicht, dass dies keinen Einfluss auf das Papsttum hat, sondern dass seine völlige Vollendung in der Zukunft liegt. Die Schrift sagt ausdrücklich, dass das Römische Reich, das aufgehört hat zu existieren, wiederhergestellt werden wird und unter der Leitung des falschen Propheten das Instrument sein wird, um die letzte große Anstrengung Satans gegen den Herrn Jesus Christus auszuführen.
7 Die Menschen haben dies alles auf den Papst angewandt. Zweifellos war der römische Pontifex für jeden, der das Wort Gottes schätzte, äußerst widerwärtig. Aber wir müssen immer aufpassen, wenn wir die Schrift lesen, dass wir nicht zu ängstlich sind, das Wort Gottes auf das anzuwenden, was uns im Weg steht oder was wir für extrem böse halten – wie es zweifellos der Papst und das Papsttum sind. Aber wir müssen versuchen zu verstehen, was Gott mit seinem Wort meint. Zugegeben, es gibt eine bemerkenswerte Analogie zwischen dem Papsttum und dem kleinen Horn. Sie mag dazu gedacht gewesen sein, von den Kindern Gottes in verschiedenen Zeitaltern, die unter dem Papsttum litten, zu ihrer Hilfe und Ermutigung angewendet zu werden. Die Veränderung der Zeiten und Gesetze (V. 25), sowie seine großen Worte und die Verfolgung der Heiligen, mögen in seinen Kanones, Bullen und seinem politischen Einfluss vollzogen worden sein. Aber es bleibt zu fragen: Ist das die volle Bedeutung und der eigentliche Zweck der Prophezeiung? Nehmen wir ein Beispiel aus Matthäus 24. Da war der Anfang der Wehen; dann der Gräuel der Verwüstung, der an heiliger Stätte aufgestellt wurde, und eine Warnung, aus Jerusalem zu fliehen; eine beispiellose Bedrängnis und so weiter. Ich kann verstehen, dass man all dies in einem gewisses Maß auf die Zerstörung Jerusalems durch Titus anwenden kann. Aber wer will sagen, dass dies das Ende von allem ist, und dass die volle Bedeutung dort verwirklicht wird? Es ist unmöglich, dass jemand so denken kann, der es aufmerksam prüft. Wenn Gott eine Prophezeiung gibt, lässt Er sehr oft zu, dass es einen gewissen Ernst in der Erfüllung gibt; aber wir sollen das nie als die volle Erfüllung ansehen. Das Römische Reich ist gefallen, und durch den Fall dieses Reiches hat sich eine neue und einzigartige Macht mit göttlichen Ansprüchen erhoben und sich gegen Gott gestellt. Aber zu sagen, dass dies die volle Erfüllung der Prophezeiung ist, wäre ein ebenso großer Fehler, wie anzunehmen, dass Gott überhaupt nie darauf angespielt hat. Es sollte den Islam im Osten und das Papsttum im Westen geben; aber dennoch taucht die Frage auf: Ist das alles, was der Heilige Geist gemeint hat? Ich sage: Nein, aus dem bereits genannten Grund, dass, wenn man die Geschichte des Papsttums studiert, das Tier eigentlich schon verschwunden war, als der Papst seinen Platz einnahm. Das Reich ist in voller Kraft zu der Zeit, wenn diese zehn Hörner und das kleine Horn erscheinen. Letzteres vergrößert sich später und herrscht über das ganze Tier. Stattdessen hat der Papst längst fast die Hälfte seines Einflusses in Europa verloren und ist in letzter Zeit des größten Teils seiner Herrschaft in Italien beraubt worden; und was das Ende der jetzt am Werk befindlichen Vermittlungen sein mag, kann kein Mensch sagen.
Mehr als das. Der Papst hat nie drei der zehn Königreiche erworben. Er mag das Erbe Petri erhalten, aber es war politisch immer eine unbedeutende Macht, ohne Bedeutung für das Territorium. Anstatt drei der zehn Reiche zu erwerben, ist sein ganzes Gewicht aus seiner geistigen Verblendung über die Seelen der Menschen entstanden. Es ist also klar, dass eine Macht, die in ihren Anfängen klein ist, sich erheben und drei dieser größeren Mächte niederwerfen muss, indem sie ihre ganze Herrschaft erwirbt. Der Papst hat so etwas nie getan. Obwohl es also ein gewisses Maß an Ähnlichkeit gegeben hat, gibt es genug Unterschiede, um ihre Unterscheidung deutlich zu machen.↩︎