Siehst du den Unterschied? Bei früheren Gelegenheiten hätte er sich vor dem Propheten verneigt und ihm Wohlgerüche dargebracht; er hätte Gesetze und Verordnungen erlassen, dass der Gott der Juden von allen seinen Untertanen geehrt werden sollte. Aber was tut er nun? Er lässt alle anderen für den Moment fallen und verneigt sich vor Gott. Nebukadnezar ist nicht damit beschäftigt, andere Menschen zum Guten oder Bösen zu zwingen, sondern er dankt dem Höchsten und ehrt Ihn. Beachte auch den Ausdruck Höchster; denn er wird hier mit besonderer Betonung verwendet.
Und alle Bewohner der Erde werden wie nichts geachtet, und nach seinem Willen tut er mit dem Heer des Himmels und mit den Bewohnern der Erde; und da ist niemand, der seiner Hand wehren und zu ihm sagen könnte: Was tust du? (4,32).
Wenn die Zeiten der Nationen zu Ende gehen, wird der Stumpf seine Lebenskraft behaupten, der durch die göttliche Vorsehung geschützt in der Erde belassen wurde und noch ein Halt sein durfte inmitten der Anarchie, die sonst die Erde überzogen hätte. Wir müssen uns daran erinnern, dass die Regierung der Welt eine deutliche Gnade für die Erde ist, verglichen damit, überhaupt keine Regierung zu haben. Doch während Gott sie kontrolliert und in seiner Vorsehung zum Wohl der Welt aufbewahrt hat, wird eine Zeit kommen, in der sie wieder aufkeimen und wirklich den Zweck erfüllen wird, für den Gott sie auf der Erde eingesetzt hat. Und wann wird das sein? „... denn wenn deine Gerichte die Erde treffen, so lernen die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit“ (Jes 26,9). Wenn alles, was von Gott gekommen ist, wirklich nach seinem Willen vollendet sein wird – wenn der Mensch völlig gesegnet sein wird und nicht mehr wie die Tiere sein wird, die vergehen – wenn Israel nicht mehr gefunden wird, das seinen eigenen Messias verwirft, noch die Heiden, die sich die Macht anmaßen, die ihnen von Gott in seiner souveränen Gnade verliehen wurde. An jenem Tag werden alle diese Herrlichkeiten aufleuchten; aber das kann nur dann sein, wenn Christus, der unser Leben ist, erscheinen wird, und wenn wir mit Ihm in Herrlichkeit erscheinen werden (Kol 3,3.4). Ihm ist es vorbehalten, sowohl das Haupt der Nationen als auch der Juden zu sein. Alle Nationen und Stämme und Zungen sollen Ihm dienen. Denn Gott kann nur erkannt werden, wo Christus anerkannt wird – kann nur in seiner Güte und Herrlichkeit gesehen werden, wo Christus als deren Ausdruck und Substanz anerkannt wird. Und so wird es an jenem glänzenden Tag sein. Der Herr Jesus Christus selbst wird kommen und in Vollkommenheit alles aufrichten, was unter der Hand des Menschen nur zerbröckelt ist und bestenfalls eine negative Wirkung in der Welt hatte, das Böse hier und da aufhaltend, aber weit entfernt von den vollen Segensmitteln, die Gott beabsichtigt. Wenn dieser Tag kommt, wird man sehen, dass die heidnische Regierung, nicht in ihrem gegenwärtigen verdorbenen Zustand, sondern gereinigt vom Bösen und erweitert nach den Gedanken Gottes, auf der Erde blühen und der Kanal für nichts als Segen sein wird. Es ist nur die Sünde, die Gottes Barmherzigkeit darin bisher behindert hat. Wenn also die große Erfüllung dieser Geschichte des Vorbilds von Nebukadnezar stattfinden wird – wenn die Zeit des „Herzens des Tieres“ gegenüber Gott, das sich nur um sich selbst kümmerte, Stolz und Machtgelüste befriedigte, vorbei sein wird, wird Gott als der höchste Gott die Zügel in seine eigenen Hände nehmen, und die Heiden werden sich in Lob und dankbarer Freude beugen.
Als dieser Ausdruck höchster Gott zum ersten Mal auftauchte, gibt es eine sehr eindrucksvolle Szene. Und in der Heiligen Schrift müssen wir oft auf die erste Verwendung zurückgreifen, um die volle Bedeutung zu erfassen. Höchster Gott erscheint zum ersten Mal im Fall von Melchisedek, als Abraham siegreich von der Verfolgung der Könige zurückkehrte, die Lot gefangen genommen hatten (1Mo 14,18). So wird es auch am Ende dieser Haushaltung sein, wenn nicht nur alle Mächte besiegt werden, die sich gegen Gottes Volk versammeln, sondern auch die Antwort auf die gesegnete Szene, die folgte. Melchisedek begegnet Abraham, und Abraham gibt ihm den Zehnten von allem und empfängt seinen Segen. Und Melchisedek ist darin das Vorbild von Christus, dass Er die königliche Herrlichkeit mit der priesterlichen vereint. Er war König von Salem, und sein Name bedeutet König der Gerechtigkeit. Dann wird der Tag des Friedens sein, der auf Gerechtigkeit gegründet ist. Aber er war auch Priester Gottes, des Höchsten. Nicht das Darbringen von Opfern oder Weihrauch kennzeichnet sein Handeln, sondern das Austeilen von Brot und Wein zur Erquickung der Eroberer. Er segnet und spricht den Segen Gottes, des Höchsten, des Besitzers des Himmels und der Erde, aus. Denn an jenem Tag wird es keine moralische Kluft mehr zwischen Himmel und Erde geben, sondern eine vollständige Einheit. Es wird keine Verwirrung oder Verschmelzung der beiden sein, sondern eine Verbindung von innigster Harmonie; und der Herr Jesus wird dieses einigende Band sein. Als Haupt derer, die dem Himmel angehören, ist Er auch der König der Könige und der Herr der Herren – der die souveräne Verfügungsgewalt über alle irdische Macht innehat. Vor Ihm werden sich alle beugen, die himmlischen, die irdischen und auch die unterirdischen (Phil 2,10). Dies wird die volle Epoche der Wiederherstellung der Einsicht der Nationen und des Segens sein.
Wenn irgendjemand dazu berufen ist, die Wahrheit Gottes zu ehren und in der Einsicht seiner Wege zu wandeln, dann sind es seine eigenen Kinder, die das Bewusstsein der Liebe ihres Vaters genießen. Und mögen wir, wenn wir dies verstehen, in der Lage sein, uns daran zu erinnern, was das Ende aller Dinge sein wird, soweit es den Menschen betrifft! Der Tag des Gerichts naht, der über die Welt kommt und deren ganzes Gewicht auf Juden und Heiden fallen wird, die sich beide im Zustand des Abfalls befinden. Dennoch wissen wir, dass es einen Überrest beider geben wird, der herausgeführt wird, um mit größerer Glückseligkeit als je zuvor zu glänzen – die Juden erhöht, die Heiden gesegnet, an ihrem wahren Platz. Nicht länger ein armer, verstümmelter Stumpf, sondern wieder aufsprießend in seiner normalen Stärke und Majestät, unter dem Tau des Himmels. Der Herr gebe, dass wir Gutes von Gott erwarten, indem wir uns daran erinnern, dass inmitten des Gerichts die Barmherzigkeit wirkt, die in jedem Fall über das Gericht triumphiert, außer in dem, der Christus völlig ablehnt – der lebt und seine Barmherzigkeit ablehnt –, der stirbt und sich selbst für unwürdig des ewigen Lebens hält. Bedenke, dass kein Mensch, der das Evangelium hört, verloren ist, nur weil er böse ist. Es gibt ein sicheres Heilmittel für alles, was wir sind. Die Menschen sind verloren, weil sie das ewige Leben, die Begnadigung, den Frieden, alles, was im Sohn Gottes ist, ablehnen und verachten.