Behandelter Abschnitt Hes 34,1-6
Als Nächstes haben wir eine ernste, gerechte, aber strenge Verurteilung der Könige oder Hirten Israels, denen der Herr die Schuld dafür gibt, dass sie sein Volk selbstsüchtig bedrängen und verderben.
Und das Wort des HERRN erging an mich, indem er sprach: Menschensohn, weissage gegen die Hirten Israels, weissage und sprich zu ihnen, den Hirten: So spricht der Herr, HERR: Wehe den Hirten Israels, die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht die Herde weiden? Ihr esst das Fett und kleidet euch mit der Wolle, das fette Vieh schlachtet ihr; die Herde weidet ihr nicht. Die Schwachen habt ihr nicht gestärkt und das Kranke nicht geheilt und das Verwundete nicht verbunden und das Versprengte nicht zurückgeführt und das Verlorene nicht gesucht; und mit Strenge habt ihr über sie geherrscht und mit Härte. Und so wurden sie zerstreut, weil sie ohne Hirten waren; und sie wurden allen Tieren des Feldes zum Fraß und wurden zerstreut. Meine Schafe irren umher auf allen Bergen und auf jedem hohen Hügel; und über das ganze Land hin sind meine Schafe zerstreut worden, und da ist niemand, der nach ihnen fragt, und niemand, der sie sucht (34,1–6).
Ohne Gottesfurcht und ohne Liebe zu seinem Volk vergaßen sie die Beziehungen zum Herrn, sowohl ihre eigenen als auch die Israels. Daher war alles verkehrt, wie es nicht anders sein konnte, wenn seine Rechte in ihren Augen keinen Platz hatten. Wie die heidnischen Herrscher betrachteten sie das Volk, über das sie herrschten, als ihr eigenes und nicht als die Herde Gottes: daher die Verwirrung und jedes böse Werk. Welch ein Gegensatz zu Ihm, der sich herabließ, der Sohn Davids und der König Israels zu sein. So lesen wir von Ihm: „Siehe, ein König wird regieren in Gerechtigkeit; und die Fürsten, sie werden nach Recht herrschen. Und ein Mann wird sein wie ein Bergungsort vor dem Wind und ein Schutz vor dem Unwetter, wie Wasserbäche in dürrer Gegend, wie der Schatten eines gewaltigen Felsens in lechzendem Land“ (Jes 32,1.2). Weiter heißt es von Ihm: „und er wird sein wie das Licht des Morgens, wenn die Sonne aufgeht, ein Morgen ohne Wolken: Von ihrem Glanz nach dem Regen sprosst das Grün aus der Erde“ (2Sam 23,4). Die Hirten hatten sich selbst genährt, nicht die Herde. Sie hatten die Schafe nicht geweidet, ganz gleich, welchen Nutzen sie aus ihnen zogen. Keins ihrer Nöte bewirkte bei ihnen Mitgefühl. Sie herrschten mit Härte und Strenge und zerstreuten sie, eine Beute für alle wilden Tiere, ohne die Fürsorge eines Hirten; und sie zerstreuten die Schafe über das ganze Land: Niemand fragte nach ihnen und suchte sie.