Behandelter Abschnitt Hes 17,7-10
Leider war es nicht so, trotz reichlicher prophetischer Warnungen und Bitten. Der neue König, wie das Volk von früher, schaute nach Ägypten um Hilfe – zu den Ägyptern, die Menschen waren, nicht Gott, und ihre Pferde Fleisch, nicht Geist; wie früher, um nach den guten Dingen Ägyptens zu gieren – so strebte er jetzt, um vom Joch Babylons loszukommen, immer, hoch oder niedrig, zur Unehre Gottes. So lehrt uns der Prophet hier.
Und da war ein anderer großer Adler mit großen Flügeln und vielem Gefieder. Und siehe, dieser Weinstock streckte seine Wurzeln lechzend zu ihm hin und breitete seine Ranken nach ihm aus, damit er ihn tränke, fort von den Beeten seiner Pflanzung. In ein gutes Feld, an vielen Wassern war er gepflanzt, um Zweige zu treiben und Frucht zu tragen, um zu einem herrlichen Weinstock zu werden. Sprich: So spricht der Herr, HERR: Wird er gedeihen? Wird man nicht seine Wurzeln ausreißen und seine Frucht abschneiden, so dass er verdorrt? Alle frischen Blätter seines Triebes werden verdorren; und nicht mit großem Arm und zahlreichem Volk wird es möglich sein, ihn von seinen Wurzeln emporzuheben. Und siehe, wenn er auch gepflanzt ist, wird er gedeihen? Wird er nicht, sobald der Ostwind ihn berührt, ganz verdorren? Auf den Beeten, wo er wächst, wird er verdorren (17,7–10).
Der zweite große Adler ist hier der König von Ägypten, der nach dem Reich der Welt trachtete und mit Nebukadnezar darum rang. Aber Gott herrscht und gibt es dem König von Babel. Noch war es nur Vorsehung. Das Reich in den Händen des ersten Adam war zugrundegegangen. Israel, Juda, das Haus Davids, hatten völlig versagt und lebten nur, um neue Schande auf den Namen des Herrn zu bringen, der sie erwählt hatte. Der Tag war noch nicht gekommen für den zweiten Menschen, den letzten Adam, den wahren Sohn Davids und des Menschen. Daher ließ Gott diese universale Oberherrschaft vorläufig in den Händen der niedrigsten Menschen, um denen, die ihre Wege dem lebendigen Gott vorzogen, eine tiefe Lehre zu erteilen; und die Geburtsstätte der Erhebung gegen den wahren Gott und der falschen Götter wurde zur Geißel und zum Gefängnis Israels in den Personen des Hauses Davids und des Volkes, das noch in seinem niedrigen Zustand belassen wurde. Sie aber, vor allem Zedekia, dem es am meisten zu schaffen machte, den Willen Gottes zu erkennen, suchten die Hilfe Ägyptens in der schwärmerischen Hoffnung, von Babylon unabhängig zu werden. Sich auf diese Weise dem Pharao zuzuwenden, war eine Ablehnung des Herrn, nicht nur Nebukadnezars, und würde ihre eigene Zerstörung ohne große Anstrengung seitens ihres chaldäischen Herrn nach sich ziehen. Ein Windstoß dieses „Ostwindes“ würde genügen, um den unfruchtbaren Weinstock zu verdorren, um ihn in den Beeten oder Terrassen, wo er wuchs, völlig auszutrocknen.