Behandelter Abschnitt Hes 13,8-16
Dann folgt die göttliche Anprangerung.
Darum, so spricht der Herr, HERR: Weil ihr Eitles redet und Lüge schaut, darum, siehe, will ich an euch, spricht der Herr, HERR; und meine Hand wird gegen die Propheten sein, die Eitles schauen und Lüge wahrsagen. Im Rat meines Volkes sollen sie nicht stehen und in das Buch des Hauses Israel nicht eingeschrieben werden, und in das Land Israel sollen sie nicht kommen. Und ihr werdet wissen, dass ich der Herr, HERR, bin. Darum, ja, darum, weil sie mein Volk irreführen und sprechen: „Frieden!“, obwohl kein Frieden da ist; und baut es eine Wand, siehe, sie bestreichen sie mit Tünche – sprich zu den Übertünchern: Sie soll fallen! Es kommt ein überschwemmender Regen; und ihr Hagelsteine, ihr werdet fallen, und ein Sturmwind wird losbrechen; und siehe, die Mauer fällt. Wird man euch nicht sagen: Wo ist das Getünchte, das ihr getüncht habt? Darum, so spricht der Herr, HERR: Ich will einen Sturmwind losbrechen lassen in meinem Grimm, und ein überschwemmender Regen wird kommen in meinem Zorn und Hagelsteine im Grimm zur Vernichtung. Und ich will die Mauer abbrechen, die ihr mit Tünche bestrichen habt, und sie zur Erde niederwerfen, dass ihr Grund entblößt wird; und sie soll fallen, und ihr werdet in ihrer Mitte umkommen. Und ihr werdet wissen, dass ich der HERR bin. Und so werde ich meinen Grimm vollenden an der Mauer und an denen, die sie mit Tünche bestreichen; und ich werde zu euch sagen: Die Mauer ist nicht mehr, und die sie tünchten, sind nicht mehr – die Propheten Israels, die über Jerusalem weissagen und für es Gesichte des Friedens schauen, obwohl kein Frieden da ist, spricht der Herr, HERR (13,8–16).
Wie furchtbar ist es, wenn die Feinde Gottes Ihn moralisch zum Feind machen! Langmütig und reichlich an Barmherzigkeit ist Er langsam zum Zorn; aber wenn die Geduld noch länger andauert, würde Er seine Heiligen verderben und seine eigene Ehre gefährden, dann wird der Krieg gegen die ausgerufen, die so heuchlerisch seine Ehre untergraben und seinen heiligen Willen in Bezug auf sein Volk vereiteln; und der Zorn des Herrn entspricht seiner Majestät. Er ist gegen die Propheten der Eitelkeit, und seine Hand über sie. „Im Rat meines Volkes sollen sie nicht stehen und in das Buch des Hauses Israel nicht eingeschrieben werden, und in das Land Israel sollen sie nicht kommen“ (V. 9). Ihre Namen sollen ausgelöscht werden, weil sie ihre Rechte verwirkt haben, das ist eine öffentliche Handlung auf der Erde und keine Frage des ewigen Gerichts, obwohl es ebenso klar ist, dass ihr Teil dann das ewige Gericht sein wird.
Daraus einen Entzug der Kirchenmitgliedschaft hier und der Gemeinschaft der Heiligen im Himmel zu machen, würde jeden gerechten Sinn der Stelle verlieren. Außerdem wird bei der Bestrafung an den Charakter der Sünde gedacht. Haben die falschen Propheten das Nationalgefühl der Juden besänftigt, indem sie eine baldige Rückkehr aus dem Exil versprachen? Sie selbst sollten das Land, aus dem sie vom Feind vertrieben worden waren oder werden sollten, nie wieder sehen; und sie sollten so erfahren, wer und was der Herr Gott für sie sein würde, mit dessen Namen sie unehrerbietig umgegangen waren. Er wird nicht zulassen, dass sein Volk ungestraft von den Verführern ins Verderben geführt wird, und schon gar nicht, dass der heilige Name des Friedens zu selbstsüchtigem Unfug verdreht wird; wie wenn eine Verteidigungsmauer gebaut, aber nur mit Mörtel bestrichen wird, der nicht hält. Was ist sie denn anderes als eine Täuschung? Sie soll fallen, ist das Wort an die Bauleuten. „Es kommt ein überschwemmender Regen; und ihr Hagelsteine, ihr werdet fallen, und ein Sturmwind wird losbrechen“ (V. 11). So schildern die Propheten an anderer Stelle die zukünftige und letzte Bedrängnis Israels (wie in Ps 83; Jes 28 und 29; Hes 38,22; Off 8,16). Zu einem solchen Gericht verpflichtet sich der Herr, so dass jede Zuflucht der Lüge niedergerissen und die Irreführer und Verführten mit der schrecklichen Überzeugung vernichtet werden, dass es Gott ist, der so über die falschen Propheten und ihre Vision eines friedlosen Friedens richtet.