Behandelter Abschnitt Jer 3
Doch in Kapitel 3 haben wir eine Verteidigungsrede des Herrn an sie. Er zeigt ihnen, dass, so schlecht Israel auch gewesen sein mochte, Juda, das eine Zeit lang durchgehalten und unter Josia schöne Versprechungen gemacht hatte, nicht besser dastehen würde. Das Gericht würde sicher kommen; aber wenn ein Mensch am tiefsten gesunken ist, erscheint Gott in seiner Gnade.
So sagt er in diesem Kapitel, nachdem Er ihnen alles aufgedrängt hat: „Nur erkenne deine Schuld, dass du von dem Herrn, deinem Gott, abgefallen und zu den Fremden hin und her gelaufen bist unter jeden grünen Baum; aber auf meine Stimme habt ihr nicht gehört, spricht der Herr. Kehrt um, ihr abtrünnigen Kinder, spricht der Herr, denn ich habe mich mit euch vermählt; und ich werde euch nehmen, einen aus einer Stadt und zwei aus einer Familie, und euch nach Zion bringen. Und ich werde euch Hirten geben nach meinem Herzen, und sie werden euch weiden mit Erkenntnis und Einsicht. Und es wird geschehen, wenn ihr euch im Land mehrt und fruchtbar seid in jenen Tagen, spricht der Herr, so wird man nicht mehr sagen: ,Die Bundeslade des Herrn‘; und sie wird nicht mehr in den Sinn kommen, und man wird sich nicht mehr an sie erinnern und sie nicht suchen, und sie wird nicht wieder gemacht werden. In jener Zeit wird man Jerusalem den Thron des Herrn nennen, und alle Nationen werden sich zu ihr versammeln wegen des Namens des Herrn in Jerusalem; und sie werden nicht mehr dem Starrsinn ihres bösen Herzens nachwandeln. In jenen Tagen wird das Haus Juda mit dem Haus Israel ziehen, und sie werden miteinander aus dem Land des Nordens in das Land kommen, das ich euren Vätern zum Erbteil gegeben habe“ (V. 13‒18).
Nun kann nichts deutlicher und auch nichts gnädiger sein als diese Vorankündigung. Denn hier haben wir eindeutig das Eingreifen der Gnade Gottes für das ganze Volk in der letzten Zeit, nicht nur nach der assyrischen Gefangenschaft, die bereits stattgefunden hatte, sondern auch nach der babylonischen, die noch stattfinden würde. Nach alledem würde Gott sein Volk zurückrufen – nicht einen Teil, sondern das ganze Volk. Er würde Israel und auch Juda zurückrufen, würde sie beide ins Land zurückbringen, würde sie dort so sehr segnen, dass sogar der gesamte frühere Segen übertroffen würde, den sie gehabt hatten, nämlich die Bundeslade, die das große Unterscheidungsmerkmal des Glaubens Davids war, für die er eine Ruhestätte auf Zion bereitet hatte, und die direkt nach Salomo verlorenging (denn der größere Teil der Nation verlor dann die Lade und stellte goldene Kälber auf). Der Segen des künftigen Tages würde so groß sein, dass sogar das, was unter David und Salomo bekannt war, vergehen und von der noch helleren Herrlichkeit des ganzen vereinigten Volkes am letzten Tag völlig in den Schatten gestellt werden würde; und von da an würden sie sich nie wieder vom Herrn entfernen.
Nun ist es völlig klar, dass es die Vollendung dieser Segnungen des Volkes noch nicht gegeben hat. Diese liegen noch völlig in der Zukunft. Was nach der babylonischen Gefangenschaft bekannt war, war die Rückkehr einer kleinen Handvoll Juden mit ein paar umherirrenden Israeliten. Das reichte bei weitem nicht an das heran, was sie unter David und Salomo hatten, nämlich ein unabhängiges Königreich; sie hatten nicht einmal so viel, wie die schändlichsten der Söhne Davids, Manasse, Zedekia, Jojakim und Jojakin. Alle diese schändlichen Vertreter der königlichen Familie waren Männer von großer Bedeutung, und auch der Staat hatte ein Maß an Unabhängigkeit, das weit über das hinausging, was nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft bekannt war.
Hier dagegen spricht der Prophet von einem Staat, der alles übertrifft, was unter ihren besten Monarchen bekannt war, und es gibt nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem Evangelium oder dem, was wir jetzt im Christentum kennen. „In jener Zeit wird man Jerusalem den Thron des Herrn nennen“ (V. 17a). Das ist aber nicht das Evangelium. Das Evangelium ist nicht der Thron des Herrn. Der Thron des Herrn bedeutet die Regierungsgewalt, die entsprechend seinem Namen Herr über die ganze Erde ausgeübt werden wird. Jeremia verheißt dies, und auch Sacharja 14 zeigt uns sehr deutlich den Charakter dieses Thrones. Es wird keine Götzen und keine Feinde geben: Der Name des Herrn soll der einzige universelle Name sein, der auf der ganzen Erde gehört und geehrt wird.
Zu dieser Zeit, sagt Jeremia, wird Jerusalem der Thron des Herrn genannt werden. Und weiter: „und alle Nationen werden sich zu ihr versammeln“ (V. 17b). Was das Papsttum mit dem Evangelium versucht hat, nämlich eine universale geistliche Monarchie zu errichten, wird in Wirklichkeit unter dem Einzigen geschehen, der dazu berechtigt ist, nämlich dem Herrn Jesus. Er wird dieses Reich auf der Erde errichten, Jerusalem wird sein Zentrum sein, und alle Völker werden hinaufziehen. Zugleich wird Er den Himmel haben, und das neue Jerusalem wird die Metropole sein. Sein wird das erneuerte Universum Gottes sein, das heißt, die himmlische Stadt und die Herrlichkeit droben, während das irdische Jerusalem das Zentrum auf der Erde sein wird.
Wir sehen also, dass die Besonderheit jener herrlichen Zeit nicht darin bestand, dass der Himmel nur für die Seele und die Erde nur für die Menschen in ihren Körpern da sein wird, sondern dass Himmel und Erde beide unter die Herrschaft des Herrn Jesus gestellt werden und Christus das anerkannte Haupt aller himmlischen und irdischen Dinge sein wird, wobei die Versammlung mit Ihm in den Himmeln regiert und das jüdische Volk hier unten unter Ihn gestellt wird.
Das ist es, was hier beschrieben wird, zumindest im letzten Teil. Wir müssen auf das Neue Testament zurückgreifen, um den ersten Teil zu sehen, das heißt, den himmlischen Teil. Die Erde ist immer das große Thema der alttestamentlichen Prophetie, und in der Tat aller Prophetie im Allgemeinen, aber das Neue Testament zeigt auch die Himmel, wie sie unter Christus sein werden.