Behandelter Abschnitt Jes 66,3-4
So wird auch hier die Grenze zwischen einem gottesfürchtigen Überrest und dem abtrünnigen Volk als Gesamtheit gezogen. Daher sind ihre Opfer vergeblich.
Wer ein Rind schlachtet, erschlägt einen Menschen; wer ein Schaf opfert, bricht einem Hund das Genick; wer Speisopfer opfert, es ist Schweinsblut; wer Weihrauch als Gedächtnisopfer darbringt, preist einen Götzen. So wie diese ihre Wege erwählt haben und ihre Seele Gefallen hat an ihren Scheusalen, ebenso werde ich ihre Missgeschicke erwählen und ihre Schrecknisse über sie bringen; weil ich gerufen habe und niemand geantwortet hat, geredet und sie nicht gehört, sondern getan haben, was böse ist in meinen Augen, und das erwählten, woran ich kein Gefallen habe (66,3.4).
Die englische Bibel folgt der Septuaginta, dem Syrischen, der Vulgata und dem Arabischen, sowie der chaldäischen Paraphrase. Houbigant, Bischof Lowth, Horsley, De Wette und so weiter lassen die Vergleichsausdrücke (in A. 5 kursiv eingefügt) weg, die ihrer Meinung nach den wahren Sinn beeinträchtigen. Ihre Übersetzung macht den Vers zu einer Andeutung der Kombination von ritueller Beobachtung mit offener Bosheit und heidnischen Abscheulichkeiten. Ansonsten lautet die Aussage, dass ihre Frömmigkeit ihre gottesdienstlichen Handlungen zu so vielen Gräueln werden ließ.
In beiden Sichtweisen hatte das Volk Israel seinen eigenen Weg des Eigensinns und der Missachtung Gottes für die Übel gewählt, die sie liebten; aber Gottes Vergeltung würde nicht ausbleiben. Keine Verblendung unter den Nationen war vollständiger, als die Israels es war und noch sein wird; und die Übel, die sie fürchteten und alles opferten, um sie zu vermeiden, waren genau das, was ihnen widerfuhr und bis zum Ende widerfahren musste. Haben sie den Messias abgelehnt? Sie sind eine Beute falscher Messiasse gewesen und werden sich noch vor dem Antichrist beugen. Hatten sie keinen anderen König als den Kaiser? Im Kaiser fanden sie einen Zerstörer. Fürchteten sie, die Römer würden kommen und ihren Ort und ihre Nation wegnehmen? Alle Welt weiß, wie genau sich ihre Furcht erfüllte; und doch ist das nicht das Ende. Größere Abscheulichkeiten werden an ihnen gesehen werden; größere Täuschungen, größere Ängste und eine größere Erfüllung. Der Gräuel der Verwüstung, von dem der Heiland in Matthäus 24,15 sprach (unter Berufung nicht auf Daniel 11,31, das damals vergangen war, sondern Daniel 12,11, das noch in der Zukunft liegt), muss noch dort aufgestellt werden, wo es nicht hingehört, nämlich im Heiligtum in Jerusalem; und dann wird es eine große Drangsal geben, wie sie von Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist und auch nicht wieder sein wird.