Behandelter Abschnitt Jes 65,3-5
Die Gnade ist souverän und erstreckt sich jetzt zu denen, die nie auch nur danach gesucht haben – zu den gottlosen Nationen, die bis jetzt in keiner anerkannten Beziehung zu Gott standen. Aber als Gott sich von Israel abwandte, war Er durch ihre Missetaten völlig gerechtfertigt: Nach all ihren Vorzügen war sein Name durch das auserwählte Volk unter den Heiden gelästert worden. Am gnädigsten war Er also, als Er Menschen aus den Nationen rief; am gerechtesten, als er den Juden verwarf. Das beweist der Herr in folgenden Versen durch eine ausführliche Beschreibung der beleidigenden Bosheit Israels:
Das Volk, das mich beständig ins Angesicht reizt, in den Gärten opfert und auf Ziegelsteinen räuchert; die in den Gräbern sitzen und in verborgenen Orten übernachten; die Schweinefleisch essen und Gräuelbrühe in ihren Gefäßen haben; die da sprechen: Bleib für dich und nahe mir nicht, denn ich bin dir heilig!, diese sind ein Rauch in meiner Nase, ein Feuer, das den ganzen Tag brennt (65,3–5).
Einige haben eingewandt, dass dieser Götzendienst und dieser Aberglaube, die beide mit heuchlerischem Getue der Heiligkeit überdeckt wurden, nach der Rückkehr aus Babylon nicht mehr vorkamen. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass der Heilige Geist in der Prophetie von den damals bestehenden oder im Entstehen begriffenen Übeln handelt, deren Gericht nicht durch eine Züchtigung in seiner Vorsehung, wie die Eroberung durch Nebukadnezar, getroffen wurde. So wie der Götzendienst in der Wüste nur von Zeit zu Zeit kontrolliert, aber nicht gebührend gerichtet wurde, bis die Nation in die Gefangenschaft jenseits von Damaskus geführt wurde (Am 5,27), so trafen diese bösen Wege, die Jesaja beschreibt, nicht auf eine angemessene Verurteilung, bis Gott den Strom seiner Berufung in andere Kanäle lenkte. Das Prinzip wird in der Tat durch den Gebrauch, den unser Herr (Mt 13,14.15) und der Geist (Apg 28,25‒27) von Jesaja 6,9.10 machen, vollständig bestätigt. Das Gerichtsurteil, das in den Tagen des Propheten so lange aufgeschoben war, geschah erst in der Zeit des Evangeliums in angemessener Weise. So ist es auch hier. Wir müssen auch bedenken, was wir bereits gesehen haben, dass der Götzendienst in den letzten Tagen wieder aufleben wird, wenn die Juden sich wieder in ihrem Land befinden, bevor der Herr erscheint und die Bösen richtet und die Guten aufrichtet, um seine tausendjährige Herrschaft zu errichten.