Behandelter Abschnitt Jes 57,14-21
Inmitten dieser erschütternden Beschreibung kommenden Unheils und Wehs stellt der Herr der hoffnungslosen Zerstörung des Abtrünnigen, der auf sich selbst vertraut, denen gegenüber, die bestimmt sind, das Land zu besitzen (solange die Beute eines erobernden Fremden nach dem anderen) und seinen heiligen Berg zu erben (sogar bis zum heutigen Tag die gerühmte Beute der heidnischen Nationen).
Und man wird sagen: Macht Bahn, macht Bahn; bereitet einen Weg, hebt aus dem Weg meines Volkes jeden Anstoß weg! Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der in Ewigkeit wohnt und dessen Name der Heilige ist: Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei dem, der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist, um zu beleben den Geist der Gebeugten und zu beleben das Herz der Zerschlagenen. Denn ich will nicht ewig rechten und nicht für immer ergrimmt sein; denn der Geist würde vor mir verschmachten, und die Seelen, die ich ja gemacht habe. Wegen der Ungerechtigkeit seiner Habsucht ergrimmte ich und schlug es, indem ich mich verbarg und ergrimmt war; und es wandelte abtrünnig auf dem Weg seines Herzens. Seine Wege habe ich gesehen und werde es heilen; und ich werde es leiten und ihm Tröstungen erstatten und seinen Trauernden. Die Frucht der Lippen schaffend, spricht der HERR: Friede, Friede den Fernen und den Nahen, und ich will es heilen. – Aber die Gottlosen sind wie das aufgewühlte Meer, denn es kann nicht ruhig sein, und seine Wasser wühlen Schlamm und Kot auf. –
Jes 57,21 Kein Friede den Gottlosen!, spricht mein Gott (57,14–21). „Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch errettet werden; aber um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt werden“ (Mt 24,22). Ja, der Herr wird heilen, führen und trösten. Er bewirkt dankbares Lob. Friede ist sein Wort, Friede den Fernen, und Frieden en Nahen; was aber die Gottlosen betrifft, so sind sie wie das aufgewühlte Meer, das Schlamm und Schmutz aufwirft: „Kein Friede, den Gottlosen!, spricht mein Gott“ (V. 21). Der Jude möge sich in achtnehmen. Sicherlich werden die Bösen dieses Volkes nicht entkommen. Von allen Nationen war damals keins so begünstigt, und deshalb waren sie über alle hinaus schuldig; und da sie bis zum Äußersten versagten, wer ist so schuldig wie sie? Die Christenheit, viel mehr begünstigt als der Jude, ist also von allen Zuständen der Menschheit weitaus am meisten schuldig. Vor ihren Augen ist Jesus Christus deutlich als Gekreuzigter dargestellt. Und doch ist sie von der Gnade abgefallen und unter das Gesetz geraten und wieder zu den schwachen und armseligen Elementen zurückgekehrt, denen sie wieder unterworfen sein wollen. Nein, der Geist des Abfalls setzt schnell ein, und Antichristen vermehren sich weit und breit. „Kein Friede den Gottlosen!, spricht mein Gott.“ Aber der Herr ist nahe. Siehe, der Richter steht vor der Tür.
Es sei bemerkt, dass „spricht der Herr“ sich gegen die Götzen richtete. Jetzt, wo es um das tiefere Übel der Ablehnung Gottes in Christus geht, heißt es „sagt mein Gott“. Elohisten oder Jehovisten haben weder hier noch sonst irgendwo etwas damit zu tun. Es kommt auf die Art der Aussage desselben Autors an. Dieses Prinzip der zugrundeliegenden Absicht haben oberflächliche und ungläubige Leser übersehen und sich auf die Hypothese der unterschiedlichen Autorenschaft eingelassen, teils aus eigener Unkenntnis, teils um die Schriften zu verwirren und herabzusetzen. So vertraut wir mit dem rationalistischen Wahn sind, der Jesaja den tiefen, erhabenen und einfühlsamen Schlussband seiner Prophezeiung (Jes 40‒66) abspricht, so schwer wäre es, einen anerkannten Namen zu finden, der kühn genug wäre, für Kapitel 57 einen anderen Autor zu fordern als den für Kapitel 48. In Wahrheit ist die Hypothese überall ein unbegründeter Traum, der in hohem Maß boshaft ist, der das göttliche Licht ausschließt, das eine uneinsichtige Unterscheidung dieser lehrreichen Namen bietet.