Behandelter Abschnitt Jes 55,5-13
Der nachdenkliche Geist – wenn er zumindest von Gott gelehrt ist – wird die göttliche Anwendung von Vers 3 auf die Auferstehung unseres Herrn nicht übersehen, im Gegensatz zur Verwendung von Psalm 2,7 in Apostelgeschichte 13,33.34. Es war in der Tat angedeutet worden in Kapitel 53,10 wie auch in den Psalm 16,10.11 und 21,4. Seine Auferstehung ist sowohl die Sicherheit für die Vollendung dessen, was Israel verheißen wurde, als auch der Anlass für das Ausströmen der Gnade, die die Nationen zu einem Anteil an Gottes Segen und zu der Erkenntnis seiner selbst ruft und noch rufen wird. Vor dem Tod und der Auferstehung, obwohl er dem Glauben, der beides sah, niemals seine tiefere Herrlichkeit oder seine Gnade verleugnen konnte, war er nicht gesandt, außer zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.
Gekreuzigt und auferstanden, ist Christus der, der alle unterschiedslos anzieht. Und der Geist dieser weiten Gnade atmet wohlriechend durch dieses Kapitel.
Siehe, du wirst eine Nation herbeirufen, die du nicht kanntest; und eine Nation, die dich nicht kannte, wird dir zulaufen, um des Herrn willen, deines Gottes, und wegen des Heiligen Israels; denn er hat dich herrlich gemacht.
Sucht den Herrn, während er sich finden lässt; ruft ihn an, während er nahe ist. Der Gottlose verlasse seinen Weg und der Mann des Frevels seine Gedanken; und er kehre um zu dem Herrn, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserem Gott, denn er ist reich an Vergebung. Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr. Denn wie der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken. Denn wie der Regen und der Schnee vom Himmel herabfällt und nicht dahin zurückkehrt, wenn er nicht die Erde getränkt und befruchtet und sie hat sprossen lassen und dem Sämann Samen gegeben hat und Brot dem Essenden, so wird mein Wort sein, das aus meinem Mund hervorgeht: Es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird ausrichten, was mir gefällt, und durchführen, wozu ich es gesandt habe. Denn in Freuden werdet ihr ausziehen und in Frieden geleitet werden; die Berge und die Hügel werden vor euch in Jubel ausbrechen, und alle Bäume des Feldes werden in die Hände klatschen. Statt der Dornsträucher werden Zypressen aufschießen, und statt der Brennnesseln werden Myrten aufschießen. Und es wird dem Herrn zum Ruhm, zu einem ewigen Denkzeichen sein, das nicht ausgerottet wird (55,5–13).
Gewiss erhebt sich die Sprache in leuchtenden Bildern, die eine Freude und einen Segen ausdrücken, die unvergleichlich jenseits der menschlichen Erfahrung liegen, seit die Sünde in die Welt gekommen ist, und mit aller Festigkeit, die durch das Kommen Christi gegeben ist, damit Er die Sünden durch sein Blut auslöschte, eine ewige Gerechtigkeit errichtete und die Barmherzigkeit und die Herrlichkeit Gottes hier auf der Erde zeigte. Aber kann etwas unvernünftiger sein, ganz zu schweigen von der Undankbarkeit des Unglaubens, als solche Ausdrucksweisen zu missbrauchen, um die Wahrheit loszuwerden und das lebendige Wort auf Unsinnigkeit zu reduzieren? Wendet man die Gnade des Kapitels so weit an, wie es wahrhaftig auf die Not und den Trost der Menschen jetzt durch das Evangelium geschehen kann, so bleibt immer noch die klare Andeutung der „Zeiten der Erquickung“, die dem, der gestorben und auferstanden ist, vorbehalten sind, wenn Er vom Himmel kommt, um über die Erde zu herrschen. Zweifellos ist Christus zum Höchsten im Himmel erhoben. Er sitzt auf dem Thron des Vaters, aber Er kommt, um sich auf seinen eigenen Thron zu setzen, und wird seine Feinde zum Schemel seiner Füße machen. Das tut Er noch nicht, sondern Er sitzt in der Höhe, bis dieser Augenblick gekommen ist. Jetzt führt Er Menschen zu Bekehrung und tauft die Gläubigen durch den Geist zu einem Leib. Dann wird Er die Nationen mit eisernem Zepter zerschmettern und wie ein Töpfergefäß zerschmeißen (Ps 2,9). Wie ungeheuerlich, solche Worte auf das Werk des Evangeliums zu übertragen! Es ist diese Ausführung des göttlichen Gerichts, die die Einweihung des Herrn auf seinen eigenen Thron einleitet. Er sitzt jetzt auf dem Thron seines Vaters. Wenn Er über die Erde regiert, werden wir mit Ihm regieren, anstatt mit Ihm zu leiden, wie wir jetzt dazu aufgefordert werden.
Eine solch glühende Sprache und solche herrliche Hoffnungen für Israel, die Völker und die Erde auf die Wiederherstellung aus der babylonischen Gefangenschaft anzuwenden und noch mehr einzuschränken, muss schon immer eine extreme Annahme gewesen sein, und sie neigt offensichtlich dazu, der Schrift den Vorwurf der Übertreibung zu machen. Doch mehr als je zuvor in unseren Tagen würden Menschen, die behaupten, Kritiker zu sein, sie auf eine Verheißung reduzieren, dass die Rückreise der Verbannten angenehm und bequem sein sollte! Wahrlich, der Glaube ist nicht das Teil aller, am allerwenigsten, so könnte man traurig sagen, der Kritiker. Es ist auch eine offenkundige Unkenntnis des Buches und seines Aufbaus, das sie auszulegen versuchen. Mit Babylon hat nämlich seit den Kapiteln 48 und 49 das neue Thema des verworfenen, aber verherrlichten Messias und die ewigen Folgen begonnen. Diese Tatsache allein zerstreut alle solchen Täuschungen.