Behandelter Abschnitt Jes 25,9-12 „Denn der Herr hat geredet.“ Warum, so fragen wir, sagt Er das hier? Weil Er voraussah, dass die Menschen ungläubig sein würden? Das besondere Zeichen der Stimme des Herrn ist hier, dass Ihm das böse Herz des Unglaubens wohl bekannt ist und alle Täuschungen der Weisen und Unweisen, die täuschen und getäuscht werden. Er wusste, was die Christenheit sagen würde, wenn sie von vorhergesagten Gerichten liest, sie seien für die Juden; und von Segnungen, diese seien für sie selbst. So beanspruchen sie alles Gute für die Kirche, wie sie alles Dunkle für Israel lassen; aber selbst da zerstören sie das Gewissen durch die Lüge, die die Prophezeiung als vergangen und überholt ansieht.
Und an jenem Tag wird man sprechen: Siehe da, unser Gott, auf den wir harrten, dass er uns retten würde; da ist der Herr, auf den wir harrten! Lasst uns frohlocken und uns freuen in seiner Rettung! Denn die Hand des Herrn wird auf diesem Berg ruhen; und Moab wird unter ihm zertreten werden, wie Stroh zertreten wird in einer Mistlache. Und er wird seine Hände darin ausbreiten, wie der Schwimmer sie ausbreitet, um zu schwimmen; und er wird seinen Hochmut niederzwingen samt den Ränken seiner Hände. Und deine festen, hochragenden Mauern wird er niederwerfen, niederstürzen, zu Boden strecken bis in den Staub (25,9–12).
Wir müssen genau ansehen, von wem Gott spricht. Es gibt Gerichte über Israel und über die Christenheit, und Segnungen für Israel und für die Versammlung. Dass dies für Israel ist, wurde bereits gezeigt; die verwendete Sprache ist nur für sie geeignet. Sie sprechen von sich selbst, nicht wie wir, als bewusste Kinder Gottes, sondern als sein Volk und von Gerichten, die ihren Segen einleiten. Würde die ganze Erde aufgelöst werden, so würde das unseren Segen weder verringern noch vergrößern. Wenn Christus kommt, wird Er uns einfach zu sich nehmen, uns in sein Ebenbild verwandeln und vom Schauplatz der Schwäche und der Sünde und des Leids in sein eigenes himmlisches Heim holen. Hier hingegen heißt es: „Und an jenem Tag wird man sprechen: Siehe da, unser Gott, auf den wir harrten, dass er uns retten würde; da ist der Herr, auf den wir harrten! Lasst uns frohlocken und uns freuen in seiner Rettung!“ (V. 9). Sie sind noch nicht gerettet. Darum geht es jetzt nicht, außer was den Körper betrifft. Wenn du im Neuen Testament nachschaust, wirst du sehen, dass wir, was die Seele betrifft, jetzt gerettet werden müssen; und wenn wir glauben, sind wir es. Es ist klar, dass es eine andere Klasse gibt, Juden, die in Schande auf den Herrn gewartet haben, und die, wenn Er in Herrlichkeit kommt, sagen: „Siehe da, unser Gott, auf den wir harrten, dass er uns retten würde.“ Nicht für uns, sondern für sie wird „die Hand des Herrn“ auf „diesem Berg“ ruhen (V. 10). Unser Teil ist im Himmel. „Dieser Berg“ ist der erhabene Mittelpunkt der irdischen Herrlichkeit. Und dementsprechend folgt der Name eines stolzen nationalen Feindes Israels, der zur Demütigung verdammt ist. Erwartet der Christ, dass Moab niedergetrampelt wird? Die umfassende Christianisierung der jüdischen Propheten neigt dazu, die Heilige Schrift lächerlich zu machen, und so mancher Mensch ist durch solche grundlose Beschäftigung mit dem Evangelium und der Kirche in seinem Unglauben verhärtet worden. Es gibt allgemeine Wahrheiten und Grundsätze, die für uns gelten; denn alle Propheten sind für den Gebrauch des Christen bestimmt, wie auch das Gesetz. Jede Schrift ist inspiriert und nützlich; aber es ist absurd, daraus zu folgern, dass sich alles um uns selbst dreht. „Wir wissen aber, dass das Gesetz ist gut“, sagt der Apostel, „wenn jemand es gesetzmäßig gebraucht“ (1Tim 1,8). So sind die Propheten nützlich, doch wir müssen sie nicht hören, als ob wir Juden wären, sondern als Christen.
Hier ist also der Beweis klar genug, dass nicht die Christen, nicht die Versammlung Gottes, vor uns stehen, sondern Israel. Was haben wir mit Moab als einem Feind zu tun, der zertreten werden wird? Schauen wir, dass wir unsere Feinde zertreten, wenn es auch das römische Papsttum wäre? Hier ist eine Schriftstelle, aber es ist keine Prophezeiung der Schrift über uns. Gewiss sollen wir uns daran erfreuen und Gott dafür preisen. Doch das Volk, um das es hier geht, sind nicht wir, sondern Israel. Sie werden sehen, wie ihre früheren Feinde auf der Erde vollständig zerschlagen werden, und Moab unter den übrigen – eine Überlegung, die jeden davon abhalten sollte, hier die Kirche zu suchen und den Juden beiseitezustellen. Denn sie werden als ein abgesondertes Volk bewahrt zur Barmherzigkeit am Ende und zur Barmherzigkeit, die ewig währt, und zur ersten Stelle der irdischen Auszeichnung und Macht unter dem Messias, während wir, die wir zur Versammlung gehören, an der Verwerfung Christi auf der Erde teilhaben, aber in der Höhe verherrlicht werden, so wie Er es jetzt ist, und dann werden wir mit Ihm an jenem Tag über die Erde herrschen.