Behandelter Abschnitt Jes 21,6-10
Ist dies ein rachsüchtiges Gefühl oder eine rachsüchtige Sprache? Es ist ein heiliger Mann Gottes, der tief bewegt ist von der prophetischen Vision des Falls von Babylon, der so schrecklich und unerwartet war. Und doch war Babylon Judas Gefangener.
Man rüstet den Tisch, es wacht die Wache, man isst, man trinkt: Steht auf, ihr Fürsten! Salbt den Schild! Denn so hat der Herr zu mir gesprochen: Geh hin, stelle einen Wächter auf; was er sieht, soll er berichten. Und er sah einen Reiterzug: Paare von Reitern, einen Zug Esel, einen Zug Kamele. Und er horchte gespannt, mit großer Aufmerksamkeit; und er rief wie ein Löwe: Herr, ich stehe auf der Turmwarte beständig bei Tag, und auf meinem Wachtposten stehe ich da alle Nächte hindurch! Und siehe da, es kam ein Zug Männer, Paare von Reitern. Und er hob an und sprach: Gefallen, gefallen ist Babel, und alle geschnitzten Bilder seiner Götter hat er zu Boden geschmettert! Du mein Gedroschenes und Sohn meiner Tenne! Was ich von dem Herrn der Heerscharen, dem Gott Israels, gehört, habe ich euch verkündigt (21,6–10).
Der letzte Teil von Vers 9 krönt den Beweis und nennt ausdrücklich den Fall Babylons als das beabsichtigte Ziel. In Vers 10 personifiziert der Prophet die Stadt beziehungsweise ihr Volk.
Nichtsdestoweniger gibt es etwas in der Formulierung zu beachten, die von der zum Gericht bestimmten Herrin der Welt verwendet wird, zumal es eine offensichtliche Verbindung zwischen dieser rätselhaften Überschrift „Ausspruch über die Wüste des Meeres“ und der auf Jerusalem angewandten Überschrift „Ausspruch über das Tals der Gesichte“ am Anfang von Kapitel 22 zu geben scheint. Wie der Aufstieg und die Herrlichkeit des ersten heidnischen Reiches nur souverän von Gott als Folge des hoffnungslosen Götzendienstes in Juda und Jerusalem zugelassen wurde, so war das Gericht über Babylon die Epoche der Befreiung für den jüdischen Überrest, das Vorbild des endgültigen Handelns Gottes mit dem letzten Inhaber der Macht, die mit dem goldenen Haupt des großen Bildes begann. Es gibt also einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Städten – Jerusalem und Babylon –, ob historisch oder symbolisch; und so wie letztere als „die Wüste des Meeres“ bezeichnet wird, ist erstere über „das Tal der Gesichte“. Jeremia sieht in seiner Vision (Jer 51,42), wie das Meer über Babylon heraufkommt, um es mit der Menge der Wellen zu bedecken. In der Tat wissen wir auch, zu welchem Abfall dieser Sitz des menschlichen Stolzes hinabgesunken ist; und so offenkundig ist er bis zum heutigen Tag geblieben.