Behandelter Abschnitt Jes 19,18-22
Aber die Barmherzigkeit wird sich über das Gericht freuen; und gerade zu der Zeit, wenn Ägypten wie Frauen vor dem Schwingen der Hand des Herrn zittern und die bloße Erwähnung des Landes Juda Schrecken erregen wird:
An jenem Tag werden fünf Städte im Land Ägypten sein, die die Sprache Kanaans reden und bei dem Herrn der Heerscharen schwören werden. Eine wird Ir-ha-Heres heißen. An jenem Tag wird dem Herrn inmitten des Landes Ägypten ein Altar geweiht sein und eine Denksäule dem Herrn nahe an seiner Grenze; und das wird zu einem Denkzeichen und zu einem Zeugnis für den Herrn der Heerscharen im Land Ägypten sein. Denn sie werden zu dem Herrn schreien wegen der Bedrücker, und er wird ihnen einen Retter und Kämpfer senden und sie erretten. Und der Herr wird sich den Ägyptern kundgeben, und die Ägypter werden den Herrn erkennen an jenem Tag; und sie werden dienen mit Schlachtopfern und Speisopfern und werden dem Herrn Gelübde tun und bezahlen. Und der Herr wird die Ägypter schlagen, schlagen und heilen; und sie werden sich zu dem Herrn wenden, und er wird sich von ihnen erbitten lassen und sie heilen (19,18–22).
So wird der Herr dann offensichtlich Ägypten befreien und wiederbeleben. An jenem Tag wird es zweifellos nicht nur ein Regierungs-, sondern auch ein religiöses Zentrum für alle Völker der Erde geben (Jes 2,3). Denn der Herr wird König sein über die ganze Erde; an jenem Tag wird es nur einen Herrn geben und nur einen Namen (Sach 14,9). Es wird im und durch den Herrn Jesus vollbracht werden, der den Tempel des Herrn bauen und die Herrlichkeit tragen und auf seinem Thron sitzen und herrschen wird, sowohl als Priester als auch als König (Sach 6,12.13). Sein Haus wird ein Haus des Gebets für alle Völker genannt werden (Jes 56,7). Und das wird auch die Erfüllung von Maleachi 1,11 sein: „Denn vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang wird mein Name groß sein unter den Nationen; und an jedem Ort wird geräuchert, dargebracht werden meinem Namen, und zwar reine Opfergaben.“ Unter diese universelle Bestimmung für die örtliche Anbetung der Nationen fällt die besondere Zusicherung derselben für Ägypten an jenem Tag, die Jesaja hier voraussagt. Es war umso eindrucksvoller, dies für eine Nation zu verkünden, die durch Götzendienst so entwürdigt war wie das alte Ägypten.
Die Bemühungen der Ausleger, diese Verse zu erklären, sind ebenso mannigfaltig wie vergeblich: Und mit Recht sind sie zur Finsternis verdammt, die die Verbindung mit Christus nicht sehen, und mit Christus die Herrlichkeit seines Volkes Israel damals, wenn sie Ihn jetzt verachten. Origenes, Eusebius und so weiter haben es auf die Flucht nach Ägypten (Mt 2,13.14) und auf den Sturz des Götzendienstes und die Ausbreitung des Christentums auch dort gedeutet. Hieronymus schließt damit eine Anwendung auf die Verwüstung Ägyptens durch Nebukadnezar ein. Andere haben versucht, seine Vollendung in dem Tempel zu finden, den Onias Ptolemäus Philometor veranlasste, zur Bewahrung der Juden und Aufbau ihres Gottesdienstes in Ägypten, und der nach 200 Jahren unter Vespasian zerstört wurde, wie der in Jerusalem. Die Modernen wenden es inhaltlich an wie Hieronymus (teils historisch, von den Katastrophen unter Sanherib, Nebukadnezar, dem ägyptischen Pharao Psammetichus oder den Römern; teils mystisch, von der triumphalen Ausbreitung des Evangeliums in Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft). Diese Spekulationen scheinen nicht der Widerlegung zu bedürfen: Sie darzulegen bedeutet, sie ausreichend zu verurteilen.