Behandelter Abschnitt Jes 14,3-23
Der Sturz Babylons beinhaltet die Wiederherstellung Israels. Er hat also eine viel größere Bedeutung als die Geschichte irgendeiner gewöhnlichen Macht; und das vergangene Babylon ist einfach ein Vorbild des Sturzes der größeren Macht, ihres endgültigen Erben, der bis zuletzt der Sklavenhalter der Juden ist, der vermeintliche Beschützer, aber Herr der heiligen Stadt. Israel wird noch die gleichen Personen als ihre Diener haben, die sie früher selbst versklavt haben. In Erwartung dieser Herrlichkeit für Israel und dieser gewaltigen Befreiung für das Volk der Juden kann man ihren jubelnden Ton verstehen.
Und es wird geschehen an dem Tag, an dem der Herr dir Ruhe verschafft von deiner Mühsal und von deiner Unruhe und von dem harten Dienst, den man dir auferlegt hat, da wirst du diesen Spruch anheben über den König von Babel und sprechen: Wie hat aufgehört der Bedrücker, aufgehört das Anstürmen! Zerbrochen hat der Herr den Stab der Gottlosen, den Herrscherstab, der Völker schlug im Grimm mit Schlägen ohne Unterlass, Nationen unterjochte im Zorn mit Verfolgung ohne Einhalt. Es ruht, es rastet die ganze Erde; man bricht in Jubel aus. Auch die Zypressen freuen sich über dich, die Zedern des Libanon: „Seit du daliegst, kommt niemand mehr herauf, um uns abzuhauen.“
Der Scheol unten ist deinetwegen in Bewegung, deiner Ankunft entgegen; er stört deinetwegen die Schatten auf, alle Mächtigen der Erde, er lässt von ihren Thronen aufstehen alle Könige der Nationen. Sie alle heben an und sagen zu dir: „Auch du bist kraftlos geworden wie wir, bist uns gleich geworden!“ In den Scheol hinabgestürzt ist deine Pracht, das Rauschen deiner Harfen. Maden sind unter dir gebettet, und Würmer sind deine Decke.
Wie bist du vom Himmel gefallen, du Glanzstern, Sohn der Morgenröte; zur Erde gefällt, Überwältiger der Nationen! Und du sprachst in deinem Herzen: „Zum Himmel will ich hinaufsteigen, hoch über die Sterne Gottes meinen Thron erheben und mich niedersetzen auf den Versammlungsberg im äußersten Norden.
Ich will hinauffahren auf Wolkenhöhen, mich gleichmachen dem Höchsten.“
Doch in den Scheol wirst du hinabgestürzt, in die tiefste Grube. Die dich sehen, betrachten dich, schauen dich an: „Ist das der Mann, der die Erde erbeben ließ, Königreiche erschütterte; der den Erdkreis der Wüste gleichmachte und dessen Städte niederriss, dessen Gefangene nicht in die Heimat entließ?“ Alle Könige der Nationen insgesamt liegen mit Ehren, jeder in seinem Haus; du aber bist hingeworfen fern von deiner Grabstätte, wie ein verabscheuter Schössling, bedeckt mit Erschlagenen, vom Schwert Durchbohrten, die zu den Steinen der Grube hinabgefahren sind, wie ein zertretenes Aas. Nicht wirst du mit ihnen vereint werden im Begräbnis; denn du hast dein Land zugrunde gerichtet, dein Volk hingemordet. Die Nachkommenschaft der Übeltäter wird nicht genannt werden in Ewigkeit.
Bereitet seinen Söhnen die Schlachtung, wegen der Ungerechtigkeit ihrer Väter! Nicht sollen sie aufstehen und die Erde in Besitz nehmen und mit Städten füllen die Fläche des Erdkreises. Und ich werde gegen sie aufstehen, spricht der Herr der Heerscharen, und werde von Babel ausrotten Namen und Überrest und Sohn und Nachkommen, spricht der Herr. Und ich werde es zum Besitztum der Igel machen und zu Wassersümpfen; und ich werde es ausfegen mit dem Besen der Vertilgung, spricht der Herr der Heerscharen (14,3–23).
Der König von Babel stellt nichts anderes dar als das letzte Haupt des Tieres, so wie Nebukadnezar das erste dieser Linie war. Wir müssen das kaiserliche Oberhaupt der Endzeit von dem religiösen Oberhaupt, dem Antichrist, unterscheiden; und zwar um so sorgfältiger, als die beiden, da sie eine ähnliche Politik verfolgen und Verbündete im Bösen sind, sehr allgemein von Alten und Modernen verwechselt werden. Obwohl der König von Babylon die Person versinnbildlicht, die schließlich die Juden als seine Vasallen haben wird, wäre es ein großer Fehler, zu denken, dass es ein König des Babylons in Sinear sein wird. Wir erwähnen dies jetzt nur, um zu zeigen, dass es auf einem falschen Prinzip beruht. Manche haben die Vorstellung, dass es in den letzten Tagen eine Wiederherstellung des orientalischen Babylon geben wird. Sie nehmen an, dass es eine buchstäbliche Stadt in der Ebene von Sinear geben wird. Dies scheint grundlegend falsch zu sein.
Das Neue Testament weist mit eindeutigen Zeichen darauf hin, was das Zukünftige sein wird; und, um sich offenbar vor dieser Illusion zu schützen, stellt es sogar das Babylon des Buches der Offenbarung in mancher Hinsicht dem der Chaldäer gegenüber. Das Babylon der alten Welt war auf einer Ebene erbaut; das zukünftige Babylon ist durch die sieben Berge gekennzeichnet, auf denen es sitzt. So würde jeder, der sich auskennt, den Schauplatz des chaldäischen Stolzes erkennen und den Ort des zukünftigen Babylons verstehen. Es gibt nur eine Stadt, der dieser Titel unter Heiden, Juden und Christen allgemein und sprichwörtlich beigelegt wurde. Andere Städte mögen sieben oder mehr Hügel haben, aber überall hat Rom eine Bezeichnung aus dem Umstand erworben; so dass, wenn man von der Siebenhügelstadt spricht, es kaum ein gebildetes Kind gab und gibt, das nicht antworten würde: „Es muss die berühmte Stadt an den Ufern des Tiber sein.“ So muss das jeder in den apostolischen Tagen gewusst haben. Dies ist die Stadt, die in den letzten Tagen die gleiche Bedeutung haben wird, die Babylon zu Beginn der heidnischen Zeit hatte. Es begann damals und endet mit der Person, die im Buch der Offenbarung „das Tier“ genannt wird. Bei Daniel gab es vier wilde Tiere, aber eins wird von Johannes „das Tier“ genannt, weil tatsächlich nur das letzte damals existierte; und wenn es kaiserlich aussterben musste, würde es auch wieder auferstehen und vor ihrem Gericht noch einmal präsent sein.
Hier macht Gott also den alten Feind zu einem Vorbild des neuen, der sie bedroht. Der letzte Inhaber der Macht Babylons ist somit natürlich ein Vorbild dessen, der in der Endzeit kaiserliche Macht gegen die Herrlichkeit Gottes ausüben wird. So ist in Offenbarung 17 das allgemeine Prinzip überdeutlich, ohne die gewaltsame Annahme einer buchstäblichen Metropole in Chaldäa; wo der Mensch nicht nur die Stadt bauen, sondern vor allem sieben Hügel schaffen müsste. Eine andere Sache, von der der Geist Gottes spricht, ist die Herrschaft der Stadt über die Könige der Erde, nicht von der Kontrolle, die über das Reich ausgeübt wird, sondern weit darüber hinaus, unter dem Symbol der Hure, die auf dem Tier reitet; sie sitzt auch auf „dem Wasser.“