Behandelter Abschnitt Jes 3,1-8a
Aber so universell die Niederwerfung des menschlichen Stolzes auch sein wird, dieses Kapitel deutet an, dass der Schlag am vernichtendsten auf Jerusalem und Juda fallen wird, und das nicht nur in ihrem öffentlichen politischen Leben, sondern minutiös und prüfend auf die Töchter Zions in all ihren hochmütigen Einzelheiten der eitlen Schau. Hier haben wir diesen doppelten Grund für das Eingreifen Gottes. Aber ist es nicht angebracht zu fragen: Was hat das alles mit dem Evangelium zu tun, wie wir es jetzt kennen? Sieht der Prophet das alte Volk Gottes nicht an, wie es national auf dem Weg ins Verderben eilt? Übergeht er hier nicht völlig die gegenwärtigen Wege der Gnade im Evangelium, um im nächsten Kapitel die Befreiung zu beschreiben, die der Messias für die Entronnenen Israels bewirken wird? Lässt er hier nicht jeden Hinweis auf die heutige Berufung der Nationen und der Versammlung Gottes weg, um die Hoffnung Israels auf den Spross des Herrn in Pracht und Herrlichkeit festzuhalten? Denn dann werden alle, die in Jerusalem übriggeblieben sind, heilig genannt werden, wenn der Herr den Schmutz der Töchter Zions abgewaschen haben wird.
Denn siehe, der Herr, der Herr der Heerscharen, nimmt von Jerusalem und von Juda Stütze und Unterstützung weg, jede Stütze des Brotes und jede Stütze des Wassers; Held und Kriegsmann, Richter und Prophet und Wahrsager und Ältesten; den Obersten über Fünfzig und den Angesehenen und den Ratgeber und den geschickten Künstler und den Zauberkundigen. Und ich werde Jünglinge zu ihren Fürsten machen, und kleine Kinder sollen über sie herrschen. Und das Volk wird sich gegenseitig bedrücken, der eine den anderen und jeder seinen Nächsten; der Knabe wird frech auftreten gegen den Greis und der Verachtete gegen den Geehrten. Wenn jemand seinen Bruder im Haus seines Vaters ergreift und sagt: Du hast ein Oberkleid, unser Vorsteher sollst du sein; und dieser Trümmerhaufen sei unter deiner Hand!, so wird er an jenem Tag seine Stimme erheben und sagen: Ich kann kein Wundarzt sein, ist doch in meinem Haus weder Brot noch Oberkleid. Macht mich nicht zum Vorsteher des Volkes!“ (3,1–8a).