Behandelter Abschnitt Jes 1,18-20
Es mangelte ihnen nicht an religiösem Eifer, und sie versäumten es auch nicht, nach einem Heilmittel für die offensichtlich schweren Fälle ihrer Zeit zu suchen; aber ihre Heilmittel waren mehr als nutzlos. Die göttlichen Privilegien machten ihren moralischen Zustand nur noch verhängnisvoller und unerträglicher. Wenn sie sich dem Untergang Sodoms näherten, ohne die Barmherzigkeit des Herrn, so waren sie moralisch gesehen bereits Sodom, und deshalb waren ihre Opfer, Feste und Versammlungen dem Herrn umso mehr zuwider, der seine Gerichte durch ihren Auftritt als entweiht empfand und sich weigerte, ihre vervielfältigten Gebete zu hören. Es gab keine wirkliche Reue, kein Zittern vor seinem Wort, sondern einen religiösen Schleier über völliger und schamloser Ungerechtigkeit.
Doch der Herr lässt sich herab, sie zur Buße und den dazu passenden Früchten aufzurufen. Die Sprache ist eindeutig auf die zeremoniellen Waschungen bezogen, die den Juden so vertraut waren; aber die moralische Realität ist der Punkt, wie gleich danach deutlich gemacht wird. Gott kann nirgendwo Ungerechtigkeit dulden, am allerwenigsten bei seinem Volk. Deshalb müssen sie vom Bösen ablassen und lernen, das Gute zu tun, indem sie es auf den Wegen des gewöhnlichen Lebens unter Beweis stellen. Aber Er fügt noch eine gnädige Einladung hinzu, dass Er und sie gemeinsam nachdenken sollten. Bald würden sie dann herausfinden, wo der Fehler lag, und bei wem die Gnade ist, die bereit ist, den Schmutzigsten reinzuwaschen. Der Aufruf endet mit seinem Versprechen, ihnen zu helfen, wenn sie niedergeschlagen und gehorsam wären, und der Drohung, sie mit dem Schwert zu verschlingen, wenn sie sich weigerten. In dem früheren dieser Verse ist vieles enthalten, was wir jetzt frei auf uns anwenden können, denn das unveränderliche Prinzip Gottes ist es, die Buße mit dem Glauben zu verbinden und bei allen auf entsprechenden Werken und Wegen zu bestehen, die Er zu sich zieht. Besonders gelten die Worte für Gläubige, die sich vor der Verantwortung drücken und mit einem reinen Gewissen spielen; und wir können ängstliche Menschen durch die Worte ermutigen:
Kommt denn und lasst uns miteinander rechten, spricht der Herr. Wenn eure Sünden wie Scharlach sind, wie Schnee sollen sie weiß werden; wenn sie rot sind wie Karmesin, wie Wolle sollen sie werden. Wenn ihr willig seid und hört, so sollt ihr das Gute des Landes essen. Wenn ihr euch aber weigert und widerspenstig seid, so sollt ihr vom Schwert verzehrt werden. Denn der Mund des Herrn hat geredet (1,18–20).