Behandelter Abschnitt Pred 4,15-29
Und wie es gut ist, sich vor voreiligem Zorn zu hüten, Zurückhaltung ist jedenfalls besser. Auch Fragen sind nicht weise, anzunehmen, dass die früheren Tage besser waren als die jetzigen. Weisheit ist wie ein Erbbesitz hier auf der Erde und gut und nützlich. Sie ist ein Schatten oder Schutz, wie das Geld, doch wie anders! Denn die Vortrefflichkeit des Wissens ist, das die Weisheit dem, der sie hat, Leben gibt. Daher die Torheit des Kampfes gegen die Triebe, der Mangel an Mitgefühl mit dem, was Gott an Freude oder Leid anordnet. Unsere wahre Weisheit liegt in der Abhängigkeit von Ihm.
Allerlei habe ich gesehen in den Tagen meiner Eitelkeit: Da ist ein Gerechter, der bei seiner Gerechtigkeit umkommt, und da ist ein Gottloser, der bei seiner Bosheit seine Tage verlängert. Sei nicht allzu gerecht und erzeige dich nicht übermäßig weise: Warum willst du dich zugrunde richten? Sei nicht allzu gottlos und sei nicht töricht: Warum willst du sterben, ehe deine Zeit da ist? Es ist gut, dass du an diesem festhältst und auch von jenem deine Hand nicht abziehst; denn der Gottesfürchtige entgeht dem allen.
Die Weisheit macht den Weisen stärker als zehn Machthaber, die in der Stadt sind. Denn unter den Menschen ist kein Gerechter auf der Erde, der Gutes tut und nicht sündigt. Auch richte dein Herz nicht auf alle Worte, die man redet, damit du nicht deinen Knecht dir fluchen hörst; denn auch viele Male, dein Herz weiß es, hast auch du anderen geflucht.
Das alles habe ich mit Weisheit geprüft. Ich sprach: Ich will weise werden; aber sie blieb fern von mir. Fern ist das, was ist, und tief, tief – wer kann es erreichen? Ich wandte mich, und mein Herz richtete sich darauf, Weisheit und ein richtiges Urteil zu erkennen und zu erkunden und zu suchen, und zu erkennen, dass die Gottlosigkeit Torheit ist und die Narrheit Tollheit. Und ich fand, was bitterer ist als der Tod: Die Frau, die Netzen gleicht und deren Herz Fanggarne, deren Hände Fesseln sind. Wer Gott wohlgefällig ist, wird ihr entkommen; aber der Sünder wird durch sie gefangen werden. Siehe, dies habe ich gefunden, spricht der Prediger, indem ich eines zum anderen fügte, um ein richtiges Urteil zu finden: Was meine Seele immerfort gesucht und ich nicht gefunden habe, ist dies: Einen Mann aus Tausenden habe ich gefunden, aber eine Frau unter diesen allen habe ich nicht gefunden. Allein, siehe, dies habe ich gefunden, dass Gott den Menschen aufrichtig geschaffen hat; sie aber haben viele Ränke gesucht (V. 15–29).
Der Prediger bemerkt wie Hiob einen Gerechten, der dadurch bis zum Äußersten leidet, und einen Bösen, der seine Tage durch seine Bosheit verlängert, und warnt davor, auch das Gute bis zum Extrem zu treiben. Es gibt so etwas wie ein Übermaß an Rechtschaffenheit und Weisheit. Übertreibung in der Wahrheit oder sonst etwas ist niemals von Gott. Sie opfert andere Beziehungen und setzt sich dem Verderben aus. Aber Rechtschaffenheit bindet, wie falsche Weisheit gemieden werden muss: Allein die Gottesfurcht führt einen sicheren Weg. Die Weisheit stärkt dann mehr als mächtige Verbündete, indem sie auch das Versagen des Gerechten bedenkt und die Mittel des Gemeinen vor Empfindlichkeit schützt, wie der Bericht des Unverschämten es tut. Übrigens, hast du dich dessen nie schuldig gemacht?
Schließlich folgt ein höchst rührendes Bekenntnis zum bewussten Mangel des Weisen an Weisheit (V. 28). Christus ist uns zur Weisheit gemacht (1Kor 1). In Ihm finden und haben wir das, was Salomo ganz und gar als über sich hinausgehend fand – und wie weit über ihn hinaus! Das ist eine doppelte Tiefe: Wie könnte jemand sie herausfinden? Er wandte sich, er und sein Herz, um zu wissen und zu erforschen, um Weisheit und List zu untersuchen und Bosheit als Torheit zu erkennen, und er fand eine Bitterkeit über den Tod hinaus in der Frau, wenn es mit einem verführerischen Herzen und mit Händen, die es festhalten, umgarnt wird. Wie tief hatte der König aus diesem verhängnisvollen Kelch getrunken! Die Befreiung konnte nur allein durch Gottes gute Hand kommen.
Der Irrende wird gefangengenommen. Wer dort sein Vergnügen suchte, wurde kläglich enttäuscht: Einen Mann unter tausend hatte er nach seinem Sinn gefunden, aber keine Frau. Andere haben Gott um eine Gehilfin gebeten, und das nicht vergeblich; aber nicht der König, der seiner Weisheit vertraute und siebenhundert Frauen, Fürstinnen, und dreihundert Nebenfrauen hatte. Es war die alte, alte Geschichte: Gott hat den Menschen aufrichtig geschaffen, aber sie haben sich viele Ränke gesucht. Das Leben ist nur ein Fehlschlag, wenn man Gott und seinen Weg vergisst; und der Weise machte seine Torheit, indem er davon abwich, noch auffälliger. Hier berichtet er die traurige Geschichte zum Nutzen für alle.