Behandelter Abschnitt Spr 3,13-20
Der Grund, der in unserem Text angegeben und im Neuen Testament zitiert wird, bestätigt voll und ganz die Liebe, aus der die gegenwärtige Züchtigung hervorkommt. „Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er, und zwar wie ein Vater den Sohn, an dem er Wohlgefallen hat“ (V. 12). Das geschieht jedoch nicht immer wegen des Bösen, das wir getan haben; seine Züchtigung kann dazu dienen, uns vor dem Bösen zu bewahren. Sie kann sowohl vorbeugend als auch korrigierend sein. Sollten wir als Kinder, die sich Ihm anvertrauen, sie nicht mit Dankbarkeit annehmen? Wir haben den eindeutigen Beweis für seine Liebe. Lasst uns niemals zweifeln, sondern glauben und uns beugen.
Aber Züchtigung oder Erziehung ist noch lange nicht alles, auch wenn sie ein Beweis für die Liebe des Herrn ist. Es gibt positiven Segen zu ernten, und zwar in großem Ausmaß:
Glückselig der Mensch, der Weisheit gefunden hat, und der Mensch, der Verständnis erlangt! Denn ihr Erwerb ist besser als der Erwerb von Silber und ihr Gewinn besser als feines Gold; kostbarer ist sie als Korallen, und alles, was du begehren magst, kommt ihr an Wert nicht gleich. Länge des Lebens ist in ihrer Rechten, in ihrer Linken Reichtum und Ehre. Ihre Wege sind liebliche Wege, und alle ihre Pfade sind Frieden. Ein Baum des Lebens ist sie denen, die sie ergreifen, und wer sie festhält, ist glückselig.
Der Herr hat durch Weisheit die Erde gegründet und durch Einsicht die Himmel festgestellt. Durch seine Erkenntnis sind die Tiefen hervorgebrochen, und die Wolken träufelten Tau herab (3,13–20).
Es ist Gott, so wird uns in einer späteren Offenbarung gesagt, „der allen willig gibt und nichts vorwirft“ (Jak 1,5). Dennoch will Er darum gebeten werden; nicht, dass irgendjemand Ihm etwas hinzufügt oder dass Er der Hand des Menschen unterworfen ist. Aber Er kann sich selbst nicht verleugnen; und das wäre der Fall, wenn man anderswo Weisheit fände oder Verständnis bekäme. Der Segen kommt durch die Abhängigkeit von Ihm. Wer von den Menschen wusste das besser als Salomo selbst? So sagte Gott zu ihm: „Und Gott sprach zu Salomo: Weil dies in deinem Herzen gewesen ist und du nicht gebeten hast um Reichtum, Güter und Ehre und um das Leben derer, die dich hassen, und auch nicht um viele Tage gebeten, sondern dir Weisheit und Erkenntnis erbeten hast, damit du mein Volk richten mögest, über das ich dich zum König gemacht habe, so sind dir Weisheit und Erkenntnis gegeben; und Reichtum und Güter und Ehre will ich dir geben, dergleichen die Könige, die vor dir gewesen sind, nicht gehabt haben und dergleichen keiner nach dir haben wird“ (2Chr 1,11.12). Es gibt auch kein anderes Mittel; und „glückselig“ ist in der Tat derjenige, der von neuem beweist, dass Gott wahrhaftig und treu ist, wie Er es immer ist. Auch der geliebte Sohn, als Er in seiner Gnade Mensch wurde, nämlich Jesus, wandelte hier auf der Erde von jungen Jahren an und „nahm zu an Weisheit und an Größe und an Gunst bei Gott und Menschen“ (Lk 2,52) Er empfing alles als Mensch von seinem Vater.
Wenn es bei den Juden vor dem Herrn so war, ist dann die Glückseligkeit geringer, jetzt, nachdem der Sohn Gottes gekommen ist und uns ein Verständnis gegeben hat, Ihn zu erkennen, den Wahrhaftigen? Ist Er weniger zugänglich oder weniger gnädig, jetzt, da Er als der Vater Christi und als unser Vater, als sein Gott und als unser Gott offenbart ist? Hat Er uns nicht reichlich mit aller Weisheit und Einsicht beschenkt, und zwar mit dem höchsten Charakter und der größten Hoffnung, wie es unserer Berufung und unserem Erbe entspricht? Und wenn das für die größten Dinge zutrifft, fehlt dann diese Art von Segen für die geringsten Dinge Tag für Tag? Wie wahr, dass ihr Gewinn besser ist als der Gewinn von Silber, und der Ertrag als feines Gold. Sicherlich können wir sagen, dass die Weisheit, die von oben herabkommt, kostbarer ist als wertvolle Steine, und dass alle Dinge, die man sich wünschen kann, dem reichen Segen der göttlichen Gunst nicht gleichkommen.
Bereitwillig beugen wir uns der Verheißung des Herrn, dass Weisheit für die Israeliten bestimmt ist, dass „Länge der Tage“ in ihrer Rechten sein wird und „Reichtum und Ehre“ in ihrer Linken. Er, der gestorben und auferstanden ist, hat uns größere Gnade gebracht und uns einen noch vorzüglicheren Weg gezeigt; so dass jemand das, was Gewinn für ihn war, in seinem Maß für Christus als Verlust gerechnet hat, und es kann sein, wie es sicher sein sollte, dass man alle Dinge für Verlust achtet wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu, des Herrn – dass man sie für Dreck hält, damit man Ihn gewinnt und in Ihm gefunden wird in jener himmlischen Herrlichkeit, wo Er ist, indem man auf alle Gerechtigkeit verzichtet, außer der, die durch den Glauben an Ihn ist, die Gerechtigkeit, die aus Gott ist durch den Glauben. Das ist in der Tat ein christliches Vorrecht – dass wir Ihn und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden erkennen, indem wir seinem Tod gleichgestaltet werden, ob man auf irgendeine Weise, und sei der Weg noch so mühsam, zur Auferstehung aus den Toten gelangen möge, wie Paulus es vorzüglich wusste (Phil 3).
Eine solche erfahrungsmäßige Weisheit, wie sie der Apostel im Philipperbrief ausdrückt, ist nicht nur all dem fremd, was Fleisch und Blut wert sind, sondern sie erhebt sich unsagbar höher als alles, was von früher her offenbart wurde oder werden konnte, wie zum Beispiel in den Sprüchen oder sogar in den Psalmen. Sie erwartete die Gegenwart des Sohnes Gottes, das Werk der Erlösung und das Herabsenden des Heiligen Geistes von dem verherrlichten Haupt. Die Weisheit und der Verstand, von denen dieses Buch handelt, sind für immer für den Menschen auf der Erde bestimmt; und der Herr wird zweifellos sein Volk segnen, das am Tag der Macht und der Herrlichkeit nach diesen guten Gaben Ausschau hält; denn das Wort, das Er gesprochen hat, kann nicht versagen, sondern wird ewig bestehen. Aber das Böse des Menschen, und insbesondere das der Juden, war für Gott der Anlass, in jeder Hinsicht „etwas Besseres“ zu bewirken. Die entsprechende Grundlage und ihr Wesen und das Vorbild sehen wir in Christus, gekreuzigt, auferstanden und in die höchste Herrlichkeit gesetzt, ganz über alle alttestamentlichen Erwartungen hinaus. Und wir wissen, dass „die Weisheit Gottes in einem Geheimnis“ nicht auf seine himmlische und universale Erhöhung beschränkt ist, sondern in Gottes souveräner Absicht auch uns einschließt, die wir seit dem Kreuz an Ihn glauben. Es ist die verborgene Weisheit, wie der Apostel hinzufügt (1Kor 2,7), die Gott vor der Welt zu unserer Herrlichkeit bestimmt hat; aber eine Herrlichkeit, die jetzt nicht nach der Länge der Tage auf der Erde oder nach Reichtum oder Ehre verlangt, sondern nach der Gemeinschaft mit den Leiden Christi, indem wir „allezeit das Sterben Jesu am Leib umhertragen, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib offenbar werde“ (2Kor 4,10). Es ist das gerechte Christentum im Gegensatz zu allem Vorhergehenden und seine Hoffnung auf den Himmel an dem Tag, an dem auch die Erde von der Erkenntnis des Herrn erfüllt sein wird, wie die Wasser den Meeresboden Meer bedecken.
Doch ob die Weisheit nun von der allgemeinen Art für die Erde oder von jener höheren und himmlischen Art ist, die wir jetzt in Christus kennen, wir können wahrhaftig sagen: „Ihre Wege sind liebliche Wege, und alle ihre Pfade sind Frieden“ (V. 17). Als unser Herr die Verwerfung und Leiden kostete, der Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut war, sagte Er dennoch: „Die Mess-Schnüre sind mir gefallen in lieblichen Örtern; ja, ein schönes Erbteil ist mir geworden“ (Ps 16,6). So ist es unser Teil, Ihm nachzufolgen, indem wir für Ihn leben, wie Er für den Vater lebt; aber das kann nur geschehen, indem Er unsere ständige Nahrung ist (Joh 6,57). So heißt es hier: „Ein Baum des Lebens ist sie denen, die sie ergreifen, und wer sie festhält, ist glückselig“ (V. 18). Wie viel mehr können wir uns dessen rühmen, was Er durch den Glauben für uns ist! Das Orakel vor uns kann hinzufügen: „Der Herr hat durch Weisheit die Erde gegründet und durch Einsicht die Himmel festgestellt. Durch seine Erkenntnis sind die Tiefen hervorgebrochen, und die Wolken träufelten Tau herab“ (V. 19.20) – gesegnetes Zeugnis seiner mannigfaltigen Weisheit und seines unbegrenzten Verstandes, wie seine Erkenntnis die Verwüstung der Sintflut lenkte und die freundlichen Erfrischungen einer friedlichen Nacht anordnet. Das eine Wort „Christus“ ruft uns Höhen und Tiefen in Erinnerung, die weitaus wunderbarer sind.