Behandelter Abschnitt Spr 3,11-12
Aber da der Mensch so ist, wie er ist, gibt es noch eine andere Seite, die die göttliche Güte noch deutlicher hervorhebt. „Seine Augen schauen, seine Augenlider prüfen die Menschenkinder“ (Ps 11,4). Noch deutlicher auf uns bezogen, lesen wir: „Die Augen des Herrn sind auf die Gerechten gerichtet und seine Ohren auf ihr Schreien. Das Angesicht des Herrn ist gegen die, die Böses tun, um ihr Gedächtnis von der Erde auszurotten“ (Ps 34,16.17); und andererseits: „Nahe ist der Herr denen, die zerbrochenen Herzens sind, und die zerschlagenen Geistes sind, rettet er“ (Ps 34,19). Daraus ergibt sich die Notwendigkeit und der Segen seiner Wege mit unseren Wegen.
Mein Sohn, verwirf nicht die Unterweisung des Herrn, und lass seine Zucht dich nicht verdrießen. Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er, und zwar wie ein Vater den Sohn, an dem er Wohlgefallen hat (3,11.12).
Es gibt, wie immer, eine andere und innigere Art der göttlichen Regierung, und diese ist völlig unabhängig von der öffentlichen Lage der Dinge. Es trifft auf die Zeit zu, als Salomo regierte und schrieb; es ist nur vollständiger offenbart und besser unter dem Evangelium bekannt. Es gibt immer eine Regierung der Menschen, und hier wird sie mit aller Einfachheit erklärt. Wie liebevoll der Ruf: „Mein Sohn, verwirf nicht die Unterweisung des Herrn, und lass seine Zucht dich nicht verdrießen“ (V. 11)! Denn das sind die Fallstricke des Feindes – einerseits seine Unterweisung auf die leichte Schulter zu nehmen, andererseits unter seiner Zurechtweisung zusammenzubrechen, als würde Er kaum mit uns handeln.
Der Hebräerbrief (Kap. 12,5.6) macht sich diese alte Ordnung zu eigen und wendet sie auf den Christen von heute an, indem dieser Brief auf die Liebe hinweist, die unfehlbar handelt, wenn wir versagen, wie wir es allzu oft tun. Auch ist der gesegnete Zweck nicht geringer, den der Vater der Geister zu uns hat; denn sie bringt in denen, die so geübt werden, die friedsame Frucht, auch wenn sie im Augenblick nicht ein Grund zur Freude ist, sondern schmerzlich erscheint. Es ist also kein Grund zur Verzagtheit, sondern der beste Grund für die Lahmen, dass sie nicht vom Weg abkommen, sondern geheilt werden.
Der erste Petrusbrief (Kap. 1,15–17) ist nicht weniger deutlich: „sondern wie der, der euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr heilig in allem Wandel! Denn es steht geschrieben: ,Seid heilig, denn ich bin heilig.‘ Und wenn ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person richtet nach eines jeden Werk, so wandelt die Zeit eurer Fremdlingschaft in Furcht.“ Jetzt richtet der Vater seine Kinder in der Liebe, die uns jede Ungereimtheit hassen lässt; denn seine Gnade hat uns durch Christus und sein Werk von jenem zukünftigen Gericht befreit, das für alle bestimmt ist, die nicht glauben und in der Bosheit und Finsternis wandeln (vgl. Joh 5,23-28).
Noch deutlicher ist das Wort in 1. Korinther 11,29-32. Der Apostel erklärt, dass der Herr in der Krankheit und dem Tod, die über nicht wenige Gläubige in Korinth hereinbrachen, die richtete, die sich nicht selbst richteten, sondern unachtsam wandelten, auch was das Abendmahl betraf. Aber wenn wir jetzt so gerichtet werden, „werden wir vom Herrn gezüchtigt, damit wir nicht mit der Welt verurteilt werden.“ Es ist ein gegenwärtiger moralischer Umgang, der bis zum Entschlafen gehen könnte; aber auch so war es seine Züchtigung in Liebe, damit die Gläubigen nicht mit der Welt verurteilt werden, wie es bei allen anderen Ungläubigen der Fall sein wird.