Behandelter Abschnitt Ps 102
Dieser Psalm ist das „Gebet eines Elenden, wenn er verschmachtet und seine Klage vor dem Herrn ausschüttet“ (V. 1). Er ist von ebenso großem Interesse wie von unschätzbarem Wert. Der Hebräerbrief (Kap. 1,10–12) zitiert ihn, um zu beweisen, dass das Alte Testament Christus, den Sohn Gottes, als den Herrn ansieht, wobei schon Psalm 45 als Beweis für seine Gottheit angeführt wurde, und zwar in beiden Psalmen vom Gott Israels selbst. Doch es ist die Tiefe der Erniedrigung des Messias, die Anlass zu diesem Ausdruck seiner göttlichen Herrlichkeit gibt. Aus dieser Tiefe heraus stellt der Sohn sein eigenes Vergehen in der Not der Beständigkeit des Herrn gegenüber, mit der Gewissheit, dass Zion aus dem Verderben auferstehen wird. Dann wird sich die Hoffnung auf den glorreichen Morgen erfüllen, wenn die Völker nicht mehr rebellisch, sondern versammelt sein werden, um dem Herrn zu dienen. Als der Messias jedoch seinen Schmerzensschrei wiederholt, erklärt der Vater, dass der heilige Leidende kein Geringerer ist als Er selbst, der Herr, der Schöpfer, der die Schöpfung verwandeln wird, wie Er sie zu Beginn her gemacht hat, und der dazu bestimmt ist, dass die Söhne seiner Knechte wohnen (im Land) und ihre Nachkommen vor ihm feststehen werden. Der inspirierte Kommentar im Hebräerbrief ist so wunderbar wie der Psalm selbst: Niemand außer dem Heiligen Geist hätte beide geben können; und beide sind dessen würdig, von dem sie zeugen.