Behandelter Abschnitt Ps 58
Auch dies ist: „Dem Vorsänger. ,Verdirb nicht!‘ Von David, ein Miktam“ (V. 1).
Hier haben wir die feierliche Warnung des Gerechten und den Aufruf Gottes, jenes Gericht über die lebenden Gottlosen zu vollziehen, das den gottesfürchtigen Juden der Zukunft erlösen und die Erde für die Herrschaft dessen reinigen wird, der gleichermaßen Sohn Davids und Sohn des Menschen ist, und zwar mit dem Wohlgefallen Gottes, da Er der Sohn Gottes ist, ja, der wahre Gott und das ewige Leben. Es ist unvorstellbar, dass ein unvoreingenommener Verstand nicht erkennen könnte, dass dieser Psalm als die zwingende Fortsetzung der Vorangegangenen, nicht im Geringsten die Empfindungen ausdrückt, die denen eigen sind, die heute den göttlichen Erlöser bekennen und daher die Teilhaber seiner langmütigen Gnade gegenüber dem Bösen und Schädlichen sind, sondern das Verlangen nach der lange schlummernden und gerechten Rache Gottes an der Ungerechtigkeit, die sich demnächst dann zu einer größeren Gesetzlosigkeit als je zuvor erheben wird. Die Zeit der Geduld wird dann vorbei sein; und höchst heilig wird es für diejenigen sein, die dann Gott fürchten und das Geheimnis seiner Wege kennen, um sein Gericht über seine und ihre Feinde (die in Wahrheit dieselben sind) zu erbitten. Und die Zeit ist nahe; aber der Geist gewährt ihnen, dies vorwegzunehmen, während Er sie vor fleischlichem Handeln bewahrt. Sogar Tränen legt Gott in seinen Schlauch (Ps 56,9), wie das Bild ist, und seine Zusagen gehören ihnen – sie sind Ihm bewusst hingegeben. Sie schauen auf seine Erhöhung über die Himmel, auf seine Herrlichkeit über die ganze Erde; aber dies nicht wie die Christen, indem sie zu Christus in der Höhe versammelt werden, sondern hier auf der Erde durch seine vernichtende Zerstörung der Bösen, die sie beinahe verschlungen hätten. Löwen mögen sie sein, und mit dem Gift von Schlangen; doch sie zerschmelzen wie Schnecken, wenn Er in seiner Herrlichkeit erscheint, und das Schwert, das aus seinem Mund hervorgeht, bereitet die Szene für den Thron seiner Herrlichkeit über der Erde vor. Israel wird an jenem Tag das Gefäß der irdischen Gerechtigkeit Gottes sein, so wie wir heute die Gnade und Herrlichkeit Christi im Himmel zum Ausdruck bringen sollen. Daher äußert der gottesfürchtige Jude zu Recht seine Zufriedenheit über die schrecklichen Dinge in Gerechtigkeit, mit denen der Gott ihres Heils ihr Gebet beantworten wird.
Die nächsten beiden Psalmen gehören zu der Gruppe, die mit Psalm 55 begonnen hat, und lehnen sich im Geist eng an die vorhergehenden an. In ihnen tun wir gut daran, die verschiedenen Schattierungen von Ungerechtigkeit in ihren Feinden zu verfolgen, denen durch den Geist Christi ein gesegnetes Gegengewicht in Gottes Wegen gegenübersteht, wie wir es historisch bei David mit seinen inneren und äußeren Widersachern sehen. Alle Dinge wirken zusammen zum Guten für die, die Gott lieben, obwohl wir durch Gnade im Licht lernen, was die gottesfürchtigen Juden im Dunkeln ausdrücken. „Gott ist meine hohe Festung, Schutz, der Gott meiner Güte“ (Ps 59,18). Das Böse wird nie besser, sondern immer schlimmer, bis zum göttlichen Gericht. So lässt Gott uns zurecht eine Niederlage zu erleben, denn das Böse ist auch dann in uns, wenn es nicht bemerkt wird: Wie sonst würde Er das Banner aufrechterhalten, das Er uns gegeben hat? Er kann keinen Stolz in seinem Volk ertragen, sondern nur Abhängigkeit. Auch so schaut der Glaube auf Gott und wird sicher seine Erlösung empfangen.