Behandelter Abschnitt 2Chr 1,1 - 2,3
Wir haben gesehen, dass das erste Buch der Chronika als großes Ziel die Ablösung der fleischlichen Auswahl des Mannes im Königreich durch den von Gott erwählten Mann, David, hat. Dennoch gab es einen Ratschluss Gottes, der durch Davids Bitte, das Haus des Herrn zu bauen, deutlich wurde. Gott meinte es für einen anderen, der David sehr nahestand, der aber nicht David war – nicht für den, der ihm im Leiden so treu gedient hatte, sondern für den Sohn, der in Herrlichkeit regieren sollte. Das zweite Buch der Chronika zeigt uns daher den Sohn, der auf den Thron kam, und den Tempel, der entsprechend gebaut wurde.
Aber obwohl es diesen Unterschied zwischen David und seinem Sohn gab – die kombinierten Vorbilder unseres Herrn Jesus Christus in seinen Leiden und seiner Herrlichkeit –, würden wir uns dennoch sehr irren, wenn wir annehmen würden, dass David vor Gott nicht ein besseres Teil hatte als sein Sohn. Der Glaube ist besser als seine eigenen Ergebnisse, und wenn wir den Himmel ohne den Weg des Glaubens auf der Erde haben könnten, würden wir niemals so gesegnet sein, wie wir es hoffen. Hier lernen wir Gott kennen, wie Ihn niemand im Himmel je kennen kann. Wenn wir in den Himmel kommen, werden wir dies nicht verlieren, sondern es in seiner ganzen Vollkommenheit haben. So gibt uns Gott überall den besten Platz – sowohl auf der Erde als auch Platz im Himmel – und das nicht, weil wir etwas verdient hätten, sondern weil Christus es tut.
Aber es ist Christus, der zuerst leidet, und das hat Vorrang. Zuerst muss Er leiden, und dann muss Er auferweckt werden. Seine Herrlichkeit ist die Konsequenz aus seinen Leiden. Ich spreche natürlich nicht von seiner persönlichen äußeren Herrlichkeit. Das ist eine andere Sache. Ich spreche von der Herrlichkeit, die Er als Mensch annimmt, denn das ist es, wo wir beteiligt sind, obwohl es nicht hätte sein können, wenn Er nicht Gott gewesen wäre. Aber dennoch ist das, was an sich Gott gehört, nicht geeignet, eine Sache der Gabe an den Menschen zu sein. Es ist unmöglich, dass jemand Gott wird. Jesus war Gott. Er war Gott als das Wort, bevor Er der Mensch Christus Jesus wurde, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Doch hier geht es um das Vorbild des Herrn als Mensch und als König – auch darin ist Er Sohn, der Sohn des wahren Geliebten. Aber dann war es David (was „Geliebter“ bedeutet), nicht Salomo. Salomo war der Mann des Friedens, der aus der besonderen Zuneigung der Liebe des Herrn floss. So wie also David die Liebe Gottes und sein Wohlgefallen in einer Weise genoss, die Salomo nicht genoss, und zwar in einer tieferen und volleren Weise, in seinen Sorgen und Leiden auf der Erde auf dem Weg des Glaubens, so besaß auch David Gott und klammerte sich an Ihn in einer tieferen Weise, als Salomo es je tat. Dies wird in bemerkenswerter Weise durch das gezeigt, was wir in den ersten Versen dieses zweiten Buches der Chronika sehen.
Die Bundeslade charakterisiert David; der kupferne Altar Salomo. Der Unterschied ist offensichtlich. Die Bundeslade war etwas, das kein menschliches Auge sah, aber sie war Gott am nächsten. Der kupferne Altar war ein eindrucksvoller Anblick. Dort wurden die tausend Stiere geopfert. Dort konnte das Volk einen großen und heiligen Anblick erleben. Aber dennoch war das eine vor dem Volk, das andere vor Gott. Das macht einen gewaltigen Unterschied aus; und genau den gleichen Unterschied finden wir jetzt zwischen zwei Christen, von denen einer geistlich und der andere ungeistlich ist. Es ist nicht so, dass sie nicht beide den Herrn Jesus lieben, denn der ist kein Christ, der Ihn nicht liebt. „Wenn jemand den Herrn Jesus Christus nicht liebt, der sei verflucht; Maranatha!“ (1Kor 16,22).
Doch wenn es auch im Grunde keinen Unterschied in der Tatsache der Liebe gibt, so gibt es doch einen sehr großen Unterschied im Maß der Liebe; und der große Unterschied zeigt sich darin, dass der ungeistliche Mensch den Herrn für das liebt, was Er für ihn ist. Der geistliche Mensch schätzt, was Er für Gott ist. Das ist kein Verlust für ihn selbst, sondern ein sehr großer Gewinn, denn was wir vor Gott sind, ist sehr viel mehr als das, was wir vor den Menschen sind.
Daher war die Lade David sehr wertvoll – viel wertvoller als sein Thron. Ich habe keinen Zweifel, dass Salomo seinen Thron sehr schätzte; aber er schätzte auch den Altar Gottes. Ich sage nicht, dass er die Lade nicht schätzte, aber schließlich heißt es: „aus der Fülle des Herzens redet der Mund“ (Mt 12,34). Und wenn wir Menschen finden, die mit einer Sache mehr beschäftigt sind als mit einer anderen, können wir sicher sein, dass dieses Objekt das Herz einnimmt, denn wir sind immer von dem geprägt, was wir suchen. Und daher die Wichtigkeit unserer Worte. Unsere Worte, wenn wir ehrlich sind, sind der Ausdruck des Geistes. Ich spreche nicht von unehrlichen Menschen; aber wenn Menschen aufrichtig sind – und es ist zu hoffen, dass Christen jedenfalls von ganzem Herzen danach streben, so zu sein –, dann offenbart der Mund den Zustand des Herzens. Wenn wir also von uns selbst sprechen, ist es offensichtlich, was vor uns liegt. Wenn wir von dem Herrn Jesus erfüllt sind, wird der Mund in seinem Zeugnis nicht versagen. Doch es ist die Wertschätzung Christi in seiner Nähe zu Gott und nicht in seiner unmittelbaren Beziehung zu uns selbst, die den Unterschied zwischen einem geistlichen Verhalten und dem Mangel an ihr kennzeichnet.
„Und Salomo opferte dort vor dem Herrn auf dem kupfernen Altar, der beim Zelt der Zusammenkunft war“, gerade als die Lade an den Ort gebracht wurde, den David für sie vorbereitet hatte – „und er opferte darauf tausend Brandopfer“ (V. 6). Dort begegnete die ganze Gemeinde Gott. Es war der Ort des Hinzutretens zu Gott – nicht der Ort, an dem Gott sich offenbarte, sondern der Ort, an dem sich der Mensch Gott so weit wie möglich näherte. Dennoch gehört das Gott, denn es war gut, wenn auch nicht der beste – nicht der vorzüglichere Weg.
„In jener Nacht erschien Gott Salomo und sprach zu ihm: Bitte, was ich dir geben soll. Und Salomo sprach zu Gott: Du hast ja an David, meinem Vater, große Güte erwiesen“ (V. 7.8a). So wie Mose und Josua am Anfang der Geschichte ein zusammengesetztes Vorbild von Christus bilden, so trifft das für David und Salomo zu, jetzt, wo das Königreich errichtet ist. Deshalb legt er die ganze Betonung auf David.
„Und du hast mich zum König gemacht an seiner statt; nun möge sich, Herr, Gott, dein Wort als zuverlässig erweisen, das du zu meinem Vater David geredet hast! Denn du hast mich zum König gemacht über ein Volk, das zahlreich ist wie der Staub der Erde. Gib mir nun Weisheit und Erkenntnis, dass ich vor diesem Volk aus- und eingehen möge; denn wer könnte dieses dein großes Volk richten?“ (V. 8b–10). Dies war ausgezeichnet. Er schätzte das Volk. Er schätzte das Volk nicht, weil es sein Volk war, sondern weil es das Volk Gottes war. Das ist jetzt der Unterschied.
Angenommen, wir betrachten in unserer Beziehung zur Versammlung Gottes irgendein Volk als unser Volk, dann werden wir immer eifersüchtig auf es sein – immer Angst davor haben, dass es jemand anderem als uns selbst angehört – immer darauf bedacht sein, ihre Meinungen nach unseren eigenen, vielleicht sehr engen Vorstellungen zu formen und zu gestalten. Jedenfalls hat kein Mensch – ich kümmere mich nicht darum, wie groß – alle Gaben; und das ist nicht die Ordnung Gottes für seine Versammlung. Das Prinzip Gottes ist genau das Gegenteil. Alle Dinge gehören uns, ob Paulus oder Apollos oder Kephas (vgl. 1Kor 3,22); und deshalb ist alles, was die Wirkung aller Gaben, die Gott für Gottes Volk gibt, behindert und grundsätzlich falsch; und Gottes Volk sollte sich nicht nur freihalten, sondern verpflichtet sein, aus allem, was Gott zu seinem Wohl gibt, Nutzen zu ziehen, weil es das Volk Gottes ist. Sie gehören keinem Menschen. Es spielt keine Rolle, wie sehr er von Gott gesegnet und geehrt sein mag; je mehr er geehrt wird, desto mehr empfindet er, dass sie das Volk Gottes sind.
Und genau das ist der Punkt, auf den Petrus so eindringlich drängt. Das ist in unserer Version eher schlecht wiedergegeben. Ich will nur kurz darauf aufmerksam machen. Im letzten Kapitel seines ersten Briefes sagt Petrus zu den Ältesten: „Hütet die Herde Gottes“ (1Pet 5,2). Das ist der Punkt, der uns das deutlich macht. Sie sind die Herde Gottes, und wir müssen darauf achten, was wir mit der Herde Gottes tun. Wir müssen darauf achten, dass wir eine rechte Gesinnung und ein rechtes Ziel in Bezug auf die Herde Gottes haben.
„Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist, indem ihr die Aufsicht nicht aus Zwang führt, sondern freiwillig, auch nicht um schändlichen Gewinn, sondern bereitwillig, und nicht als solche, die über ihre Besitztümer herrschen“1. Sie sollten die Herde Gottes hüten. Das ist die positive Seite. Aber hier haben wir die negative Seite. „Nicht als solche, die ihre Besitztümer herrschen.“ Das ist die Bedeutung. Sie sollten die Herde Gottes nicht als etwas behandeln, das ihnen gehört – „nicht als Herren über ihr eigenes Eigentum“ – wenn ich den Vers umschreiben darf –, „sondern die Vorbilder der Herde sind“ (V. 3). Das heißt, sie sollten sie nicht als ihr Eigenes behandeln. Das gibt der Ermahnung an die Ältesten Nachdruck. Sie sollten sie als Gottes Herde weiden; sie sollten nicht über sie herrschen wie über ihr eigenes Eigentum – ihr eigenes Erbe.
Nun, Salomo hat das in seinem Maß getan. Er betrachtete das Volk nicht als sein Volk, das er zu regieren und in dem er Gott zu dienen hatte, sondern als das Volk Gottes, das ihm anvertraut war. Das gibt Ernsthaftigkeit. Außerdem übt es das Gewissen. So bat er um Weisheit, denn er hatte sie sicher nötig. Wäre es sein eigenes Volk gewesen, hätte er vielleicht Weisheit genug gehabt; aber da es das Volk Gottes war, brauchte er Weisheit von Gott; und deshalb bat er darum, nicht um Reichtum oder ein langes Leben. So nimmt Gott diese Bitte des Herzens Salomos an und sagt: „Weil dies in deinem Herzen gewesen ist und du nicht gebeten hast um Reichtum, Güter und Ehre und um das Leben derer, die dich hassen, und auch nicht um viele Tage gebeten, sondern dir Weisheit und Erkenntnis erbeten hast, damit du mein Volk richten mögest, über das ich dich zum König gemacht habe“ (V. 11).
Wie wunderbar ist die Gnade Gottes! „Mein Volk.“ Er schämte sich dessen nicht. Wir werden sehen, wie arm und unzulänglich sie waren, aber sie waren das Volk Gottes. Damals handelte es sich um ein irdisches Volk – jetzt geht es um ein himmlisches – und unsere Verantwortung ist so viel größer als die Israels, wie der Himmel über der Erde ist. Ich meine, dass wir jetzt, was unseren Platz angeht, unter eine andere Herrschaft gestellt sind – unter ein ganz anderes Regime! – „so sind dir Weisheit und Erkenntnis gegeben; und Reichtum und Güter und Ehre will ich dir geben, dergleichen die Könige, die vor dir gewesen sind, nicht gehabt haben und dergleichen keiner nach dir haben wird“ (V. 12).
Und daher finden wir, dass der Apostel das Bedürfnis nach einer neuen Art von Weisheit empfindet; und Gott gewährt sie und gibt sie, nicht nur ihm; sondern wir alle brauchen sie, jeder an seinem Platz und für seine Aufgabe. Und wo ist diese Weisheit, und was ist sie? „Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit“ (1Kor 1,24). Daher haben wir eine ganz andere Art von Weisheit. Salomos Weisheit wurde von der Zeder des Libanon bis zum Ysop, der an der Mauer wuchs, ausgeübt. Sie war von der Erde; sie hatte sowohl mit dem menschlichen Herzen zu tun als auch mit allen Gegenständen, die hier unten waren. Und so finden wir sie am göttlichsten ausgeübt im Buch der Sprüche, das eine unvergleichliche Sammlung göttlicher Weisheit in irdischen Dingen ist. Aber es ist eine andere Art von Weisheit, die wir finden, jetzt, nachdem Christus offenbart worden ist und seinen Platz im Himmel eingenommen hat, denn die Frage ist nicht, was zur Erde passt, sondern was zum Himmel passt – was zum Herrn Jesus passt, der zur Rechten Gottes verherrlicht ist. Die Versammlung ist der Leib Christi zur Rechten Gottes.
„Und Salomo kam von der Höhe, die in Gibeon war, von dem Zelt der Zusammenkunft nach Jerusalem. Und er regierte über Israel. Und Salomo brachte Wagen und Reiter zusammen, und er hatte 1 400 Wagen und 12 000 Reiter; und er verlegte sie in die Wagenstädte und zum König nach Jerusalem. Und der König machte das Silber und das Gold in Jerusalem den Steinen gleich, und die Zedern machte er an Menge den Maulbeerfeigenbäumen gleich, die in der Niederung sind“ (V. 13–15). Es war das größte Zeugnis von Pracht, das je in einer Stadt auf der Erde gefunden wurde. Nicht einmal, dass Augustus Rom aus Ziegeln und Marmor machte, war mit Salomo zu vergleichen. „Und die Ausfuhr der Pferde für Salomo geschah aus Ägypten; und ein Zug Kaufleute des Königs holte einen Zug für Geld. Und sie brachten herauf und führten aus Ägypten einen Wagen für 600 Sekel Silber aus, und ein Pferd für 150. Und so führte man für alle Könige der Hethiter und für die Könige von Syrien durch ihre Hand aus“ (V. 16.17).
Das heißt, wir finden hier alles berichtet, aber nicht so, dass wir seine Fehler erkennen. Wir wussten sehr wohl, dass diese Pferde und vor allem die Vermehrung seiner Frauen eine große Schlinge für Salomo wurden; aber der Zweck der Chronika ist nicht, die Verantwortung des Königs und die Art und Weise zu erwähnen, wie er zusammenbrach, sondern vielmehr zu bezeugen, dass er der Zeuge des Ratschlusses Gottes war.
In den Büchern der Könige geht es, wie ich schon gezeigt habe, um die Frage der Verantwortung, in den Büchern der Chronika um den Ratschluss Gottes. Das ist der Unterschied zwischen den beiden Büchern. Sie sind nicht eine bloße Wiederholung des jeweils anderen. Es gibt einen spürbaren Unterschied in der Art und Weise, in der sogar dieselben Ereignisse aufgezeichnet werden. Doch das war nicht der Wille des Menschen, sondern wirklich die Macht und die Weisheit Gottes. Und wie David von dem Gedanken seines Herzens, einen Tempel zu bauen, abgehalten wurde, was Salomo vorbehalten war, so lässt uns der Geist Gottes bald wissen, dass der große Punkt, für den Salomo tatsächlich regiert, der Bau des Hauses des Herrn war: „Und Salomo zählte 70 000 Lastträger ab und 80 000 Steinhauer im Gebirge und 3600 Aufseher über sie. Und Salomo sandte zu Huram, dem König von Tyrus, und ließ ihm sagen: So wie du meinem Vater David getan und ihm Zedern gesandt hast, dass er sich ein Haus baue, um darin zu wohnen, so tu auch mir“ (2,1.2).
So wird es im Reich des Herrn Jesus einmal sein. Er, das Haupt Israels, wird sich der Heiden bedienen; und die Heiden, hier vertreten durch den König von Tyrus, werden all ihre Mittel, ihren Reichtum und ihre Herrlichkeit hinzubringen, um dem König der Könige und dem Herrn der Herren zu huldigen. Aber es wäre ein großer Fehler, den Charakter dieses Tages mit dem Prinzip dieses Tages zu verwechseln. Ich weiß, dass es viele liebe Kinder Gottes gibt, die denken, dass es zur Ehre Gottes ist, eine großartige und imposante Architektur zu haben und Musik vom feinsten Charakter, um das Ohr zu erfreuen, mit allen entsprechenden Dingen; aber das ist wirklich die jüdische Methode, Gott zu ehren, und nicht die christliche. Im Gegenteil, das, was uns zusteht, ist das Beten und Singen im Geist und im Verstand; und alles, was nicht vom Heiligen Geist geprägt ist und nicht direkt vom Geist aufgenommen wird, um für den Herrn Jesus Christus Zeugnis abzulegen – alles, was jetzt nicht vom Glauben ist – ist ein völliger Fehlschlag.
Daher sind bloße Bilder zur Darstellung der Wahrheit, obwohl sie in jüdischen Tagen eine bewundernswerte Sache waren, in der Gegenwart völlig unzeitgemäß. Es ist ein Zurückgehen in das Kinderzimmer, nachdem wir unsere Volljährigkeit erlangt haben. Es ist ein erneutes Spielen mit Kindern in göttlichen Dingen, was genau das war, was die Kinder Israels waren. Sie waren in ihrer Minderjährigkeit, und sie hatten die Bilderbücher, die für das Kinderzimmer geeignet waren. Damals war es Gottes Kinderzimmer, aber es ist ein großer Fehler, jetzt wieder in das Kinderzimmer zurückzugehen; und genau das ist der Fehler des Ritualismus in jeder Form und in jedem Maß.
Es ist der größte Fehler, anzunehmen, dass, weil eine Sache in der Bibel steht, sie deshalb immer von derselben Autorität ist. Wenn das der Fall wäre, sollten wir unsere Ziegenböcke und Stiere viel öfter opfern; denn schließlich gab es in ihnen ein viel wichtigeres Zeugnis für das Opfer Christi als in irgendeinem anderen Teil der jüdischen Haushaltung, wie sie es ja auch vorher waren. Sie waren nicht nur eine vorübergehende Einrichtung Israels; sie wurden von den Gläubigen praktiziert, seitdem die Sünde in die Welt kam. Es gäbe daher einen sehr viel plausibleren Grund für ein Argument zugunsten materieller Opfer als für die bloße Pracht des Tempels oder sogar für das veränderte Anschauen der Stiftshütte. Aber die Wahrheit ist, dass für uns die wahre heilige Stätte im Himmel ist.
Wir nähern uns daher Gott durch den zerrissenen Vorhang, wenn wir uns Ihm überhaupt nähern. Jeder Gedanke an eine irdische heilige Stätte oder ein Heiligtum ist ein Rückschritt vom Christentum zum Judentum. Ich erwähne dies, weil es von ganz praktischer Bedeutung ist; und kein Christ sollte daher davor zurückschrecken, diesen Dingen ehrlich in die Augen zu sehen. Ist es nicht wahr? Ist es nicht das eigentliche Ziel des Heiligen Geistes, auch die Juden aus diesem Zustand herauszuführen – und nicht, die Heiden wieder hineinzuführen? Ritualismus ist die Umkehrung der Lehre des Hebräerbriefs. Es ist in der Tat Abtrünnigkeit von der Wahrheit Gottes, die dort offenbart wird. Deshalb bin ich der Meinung, dass der Ritualismus nicht nur eine harmlose Kraft ist. Ich stimme auch keineswegs mit denen überein, die sagen: Nun, ich kann Gott genauso gut in einer Kathedrale anbeten wie in einer Hütte. Ich antworte, dass ich Ihn überhaupt nicht anbeten kann, wo es um eine der Welt angepasste Form geht, und dass dort, wo ich mit dem gekreuzigten und verworfenen Heiland in Einklang sein kann, der wahre Ort für einen Mann des Glaubens ist.
1 Also nicht „über Gottes Erbe.“ Du siehst, dass die Übersetzer das Wort „Gottes“ eingefügt haben. Es bedeutet überhaupt nicht „Gottes Erbe“. Die Herde ist Gottes Herde, aber im dritten Vers geht es gar nicht um diese Frage, sondern darum, was sie nicht tun sollten.↩︎