Behandelter Abschnitt 2Kön 22
Aber nach ihm kommt ein wahrhaft gottesfürchtiger Fürst – Josia –, der auch jünger ist als beide. Er war nicht zu jung, um dem Herrn zu dienen: „Acht Jahre war Josia alt, als er König wurde, und er regierte einunddreißig Jahre in Jerusalem; und der Name seiner Mutter war Jedida, die Tochter Adajas, von Bozkat. Und er tat, was recht war in den Augen des Herrn; und er wandelte auf allen Wegen seines Vaters David und wich weder zur Rechten noch zur Linken ab. Und es geschah im achtzehnten Jahr des Königs Josia, da sandte der König Schaphan, den Sohn Azaljas, des Sohnes Meschullams, den Schreiber, in das Haus des Herrn und sprach: Geh hinauf zu Hilkija, dem Hohenpriester, dass er das Geld zusammennehme, das in das Haus des Herrn gebracht worden ist, das die Hüter der Schwelle vom Volk eingesammelt haben, damit man es in die Hand derer gebe, die das Werk betreiben“ (V. 1–5), und so weiter.
Wenn wir auf dem Pfad der Erfüllung unserer Pflichten sind, sind wir am Ort des Segens. Und Hilkija gibt Schaphan die frohe Botschaft: „Ich habe das Buch des Gesetzes im Haus des Herrn gefunden“ (V. 8). Wie bemerkenswert! Das Buch des Gesetzes des Herrn gefunden. So war es, und man wundert sich, dass in der Christenheit die Menschen so lange abgewichen sind und das Wort Gottes so lange vergessen haben.
Nach der Analogie Israels sollten wir es eher erwarten. Hier war ein Volk, das noch mehr an den Buchstaben gebunden war als wir, noch abhängiger also von einem Gesetz, wenn möglich, als wir es von irgendwelchen äußerlichen Beobachtungen sein könnten. Denn das Gesetz war im Wesentlichen äußerlich, und das Gesetz war eine Sache, die nicht so sehr vom inneren Leben und dem Geist Gottes abhängig war wie äußere Satzungen und Beobachtungen und Verordnungen jeder Art. Doch auch hier war das Gesetz die ganze Zeit über verlorengegangen, und es war eine große Entdeckung, es zu finden. Gott war treu, und wer ein Herz hatte, das Wort des Herrn zu beachten, der fand das Gesetz durch seinen Knecht Hilkija, den Hohepriester. „Und es geschah, als der König die Worte des Buches des Gesetzes hörte, da zerriss er seine Kleider“ (V. 11). Er hatte ein zartes Gewissen.
Es gibt nichts Wichtigeres an seiner Stelle; denn was nützt das Wissen, wenn es kein Wirken des Gewissens gibt? Es scheint mir, dass das Wachsen in der Erkenntnis der Wahrheit, wenn es keine Einfalt in der Befolgung derselben gibt, das Wissen in einen Fluch verwandelt, nicht in einen Segen. Der einzige Wert, der darin liegt, dass die Wahrheit Gottes – das Wort Gottes – besser bekannt ist, ist, dass wir dem Herrn gegenüber treuer sein können und auch in unseren Beziehungen zueinander, um seinen Willen in dieser armen Welt zu tun. Aber in dem Moment, in dem man die Wahrheit vom Gewissen trennt, scheint es mir, dass der Zustand eines Menschen noch schlimmer ist. Es ist viel besser, einfach zu sein und das Wenige, das wir wissen, richtig zu gebrauchen, als im Wissen zu wachsen, wo es keine entsprechende Treue gibt.
Der König jedoch war ganz anders. Als er die Worte hörte, zerriss er seine Kleider, und die Folge war, dass es ein mächtiges Werk echter Erweckung gab, im wahren Sinn des Wortes; denn ich brauche euch nicht zu sagen, dass es eine große Fehlanwendung des Begriffs „Erweckung“ ist, ihn für die Bekehrung von Menschen zu verwenden. Erweckung ist vielmehr ein Prozess des Aufweckens des Volkes Gottes zu einem besseren Zustand oder einer besseren Verfassung, um so am wahrsten dem zu folgen, was der Herr unter ihnen sucht, wo sie in einen niedrigeren, schlafenden Zustand gerutscht sind. Das ist der wahre Sinn des Wortes, und genau das ist hier gemeint. So gab der König dem Volk einen Anstoß, und sie versammelten sich zu ihm, wie uns im nächsten Kapitel berichtet wird.