Behandelter Abschnitt 2Kön 20
Nun haben wir das Handeln Gottes, nicht mit dem Assyrer bei der Verteidigung Jerusalems, sondern mit Hiskia. „In jenen Tagen wurde Hiskia krank zum Sterben. Und Jesaja, der Sohn des Amoz, der Prophet, kam zu ihm und sprach zu ihm: So spricht der Herr: Bestelle dein Haus, denn du wirst sterben und nicht genesen“ (V. 1). Da demütigte er sich, wie es seine Art war; er wandte sein Gesicht zur Wand. Was hatte er nun mit irgendetwas außerhalb zu tun? „Da wandte er sein Angesicht zur Wand und betete zu dem Herrn und sprach: Ach, Herr, gedenke doch, dass ich in Wahrheit und mit ungeteiltem Herzen vor deinem Angesicht gewandelt bin und getan habe, was gut ist in deinen Augen! Und Hiskia weinte sehr“ (V. 2.3). Bis zu diesem Zeitpunkt konnte man nicht sagen, dass der Tod besiegt war, denn das war er tatsächlich nicht. Selbst für einen Gläubigen war der Tod nicht ohne Schrecken. Jetzt ist er seiner Schrecken beraubt, und der Tod ist nicht mehr der König der Schrecken für einen Christen, und zwar aus dem einfachen Grund, dass der Tod nun gezwungen ist, der Diener des Christen zu sein, gezwungen, den scheidenden Christen in die Gegenwart des Herrn zu geleiten. Das ist kein Verlust, sondern ein Gewinn. Wer würde über einen großen Gewinn weinen? In der Tat, es mag einige geben, aber das sind sicherlich solche, die ihre Vorrechte nicht verstehen. Aber damals war es nicht so, und das ist eine der großen Veränderungen, die jetzt durch das mächtige Werk der Erlösung bewirkt werden. Hiskia weinte damals heftig.
„Und es geschah, Jesaja war noch nicht zur mittleren Stadt hinausgegangen, da erging das Wort des Herrn an ihn, indem er sprach: Kehre um und sprich zu Hiskia, dem Fürsten meines Volkes: So spricht der Herr, der Gott deines Vaters David: Ich habe dein Gebet gehört“ (V. 4.5a). Auch hier dauerte es nicht lange; es geschah sofort. Wenn im vorigen Fall in derselben Nacht der zerstörende Engel kam, so kann ich jetzt sagen, dass in derselben Minute der Prophet kam, oder jedenfalls das Wort des Herrn an den Propheten. Die Antwort kam sofort. „Ich habe dein Gebet gehört, ich habe deine Tränen gesehen [denn Gott verachtete sie nicht]; siehe, ich will dich heilen; am dritten Tag wirst du in das Haus des Herrn hinaufgehen. Und ich will zu deinen Tagen fünfzehn Jahre hinzufügen. Und aus der Hand des Königs von Assyrien will ich dich und diese Stadt erretten; und ich will diese Stadt beschirmen um meinet- und um meines Knechtes David willen“ (V. 5b.6).
Und so wurde ihm ein bestimmtes Zeichen gegeben – ein Zeichen, das Hiskia in bemerkenswertem Gegensatz zu seinem Vater annimmt. Als derselbe Prophet Ahas aufforderte, nach einem Zeichen im Himmel oder auf der Erde zu suchen, gab Ahas vor, dass er so etwas nicht tun könne – dass es nicht an ihm sei, um ein Zeichen zu bitten. Aber es wäre viel mehr echte Unterwerfung des Herzens gewesen, wenn er gebetet hätte.
Wenn Gott uns bittet, ist es eine ernste Sache, sich zu weigern. Wir sollten kühn im Glauben sein, und Hiskia war es; denn während es ein doppeltes Zeichen gab, entweder die Stufen vorwärts oder rückwärts zu bewegen, wählte er das schwierigere von beiden. Die Stufen vorwärts gehenzulassen, wäre nur in gewissem Maß natürlich, obwohl es eine außergewöhnliche Tat Gottes sein könnte, aber die Stufen zurückgehenzulassen, war ein viel auffälligerer Beweis für das Eingreifen des Herrn, und darum bittet Hiskia; und Hiskia hatte Recht; er antwortet: „Es ist dem Schatten ein Leichtes, zehn Stufen zu fallen; nein, sondern der Schatten soll zehn Stufen rückwärtsgehen“ (V. 10). Und so war es.
Unmittelbar danach finden wir den Babylonier: „Zu jener Zeit sandte Berodak-Baladan, der Sohn Baladans, der König von Babel, Brief und Geschenk an Hiskia; denn er hatte gehört, dass Hiskia krank gewesen war“ (V. 12). Wir wissen aus anderen Quellen, dass es nicht nur die Krankheit war, sondern dass es gerade diese Rückkehr des Schattens um zehn Grad auf der Skala war, die den Babyloniern auffiel. Sie waren große Beobachter des Himmels – Beobachter eines solchen Zeichens wie dieses – und sie hatten ganz recht. Es wurde auf König Hiskia zurückgeführt; es wurde auf ein vergleichsweise kleines Königreich und einen kleinen König zurückgeführt, und das weckte das Interesse, zumal dieser König bekanntlich dem stolzen König von Assyrien widerstanden hatte, und zwar so erfolgreich, dass er in sein eigenes Land zurückkehrte, völlig frustriert in Bezug auf seine Absichten. Da nun die Babylonier die Fesseln des Königs von Assyrien abschütteln wollten und es tatsächlich taten – sie zerstörten das Königreich Assyrien durch eine Verbindung mit den Medern oder Persern in frühen Tagen, so finden wir, dass nun diese Botschaft zum König kommt.
Und es wäre ein großer Fehler, anzunehmen, dass alle diese Umstände nur eine historische Bedeutung haben. Gerade dieser Teil des Buches ist stark vorbildlich. Jeder, der mit den Propheten vertraut ist, weiß, dass diese beiden Königreiche, die damals um die Weltherrschaft kämpften, in der Endzeit ihre Vertreter haben werden. Der Assyrer, so seltsam es auch klingen mag, wird wieder auftauchen. Nicht nur wird es in den letzten Tagen einen Assyrer geben, sondern er ist der letzte nationale Feind des jüdischen Volkes.
Wenn Gott sein ganzes Werk auf dem Berg Zion und in Jerusalem vollbracht haben wird, wird er sich mit dem Assyrer befassen. Und auch Babylon wird in den letzten Tagen ganz eindeutig seinen Vertreter haben. Und es wird von sehr großer Bedeutung sein, das zu unterscheiden; denn Babylon war der Anfang des großen imperialen Systems. Der Assyrer war der letzte Vertreter des nationalen Systems. Dies sind zwei verschiedene Systeme, die wir im Wort Gottes finden. Solange Gott Israel als Nation besaß, hatte der Assyrer die Macht. Als Israel seine erste große Demütigung erfuhr und Juda im Begriff stand, zerstört zu werden, konnte Babylon nach dem Fall Assyriens die Vorherrschaft erlangen.
Der Assyrer war also der letzte Inhaber der großen nationalen Macht der Heiden. Der Babylonier war der erste, dem erlaubt wurde, der Herrscher der Welt zu werden – eine kaiserliche Autorität zu erlangen. In der Endzeit wird es das Gegenstück zu diesen beiden Mächten geben, aber in der umgekehrten Reihenfolge. Das Assyrische Reich war vor dem Babylonischen Reich, jetzt in der Weise betrachtet, wie ich es beschrieben habe. In den letzten Tagen wird das, was Babylon entspricht, vor dem Assyrer sein. Der Grund dafür ist offensichtlich. Babylon hat mit Juda zu tun, der Assyrer mit Israel. Tatsächlich wird Israel erst zurückgebracht werden, nachdem Gott mit Juda gehandelt hat. Es ist der Feind Judas, der in den letzten Tagen zuerst kommt, und der Feind Israels wird danach auftauchen. Das ist der Grund für die umgekehrte Reihenfolge in den letzten Tagen.
Was ist nun die vorbildliche Bedeutung der Krankheit Hiskias? Das große Geheimnis ist, dass wir hier im Vorbild den wahren Sohn Davids finden als denjenigen, von dem die Befreiung Jerusalems und die Vernichtung der Assyrer abhängt. Wer das in den letzten Tagen sein wird, brauche ich euch nicht zu sagen. Ihr wisst genau, dass es kein bloßer König der Menschen ist, sondern der wahre König, der große König, nämlich der Herr Jesus; dass es der Messias ist, der wahre und ewig lebende Sohn Davids – nicht jemand, der weint, um dem Tod zu entgehen, sondern jemand, der in den Tod hinabsteigt und in Macht und Herrlichkeit wieder aufersteht, und dass Er so, und nur so, der ist, der die assyrischen Macht vernichten wird, nachdem Babylon zerstört worden ist; denn Er, und Er allein, wird all das zerstören, was Babylon repräsentiert, wie Er auch den Assyrer zerstören wird. Es ist der Herr Jesus, und seine allererste Handlung, wenn Er vom Himmel kommt, wird sein, dass Er den Antichrist vernichtet. Er ist dann nicht bereits auf die Erde gekommen: Es ist sozusagen nur ein Blitz, und der Antichrist wird zerstört und in den Feuersee geworfen (Off 19,20).
Anders verhält es sich mit dem Assyrer. Er setzt sich an die Spitze Israels. Er freut sich, sie als seine Streitaxt zu benutzen. Er kommt als das Haupt der Armeen Israels – nicht als ein bloßer menschlicher König, aber dennoch ist es Ihm eine Freude, ihnen Ehre zu erweisen, und so wird Er für sein Volk kämpfen. So wird Er in Sacharja 14 beschrieben. Dort ist sind es nicht der Antichrist oder das Tier, die zerstört werden. Es ist nicht die babylonische Macht, oder der letzte Inhaber der babylonischen Macht. Es ist der Assyrer. Der Assyrer wird vernichtet, wenn der Herr mit Israel ist. Derjenige, der Babylon entspricht, wird zerstört, wenn der Herr vom Himmel kommt, bevor Er mit seinem Volk Israel verbunden ist.
Es ist also die umgekehrte Reihenfolge. In der tatsächlichen Geschichte wurde der Assyrer zuerst weggefegt; aber es wird nicht so sein, wenn der Herr kommt. Er wird der letzte Inhaber der bildlichen Macht Babylons sein – und das ist der Grund, warum ich es Babylon nenne –, und er wird vom Herrn Jesus, der vom Himmel kommt, zerstört werden. Dann wird der große Assyrer übrigbleiben, das Haupt der Nationen, der eine Verschwörung der Nationen anzetteln wird, um Israel zu zerstören; dann wird der Herr ihn für immer niederstürzen. Das ist die Reihenfolge der Ereignisse in der Zukunft, so dass der gestorbene und auferstandene Sohn Davids in den letzten Tagen einen höchst wichtigen Platz einnimmt als das Werkzeug der Befreiung sowohl von der Macht Babylons als auch von der Macht Assyriens.