Behandelter Abschnitt 2Sam 19; 20
Wozu jetzt noch Einzelheiten? Es genügt zu sagen, dass Joab vor den König tritt, um ihn zu tadeln, während er sich unermesslicher Trauer hingibt und mit lauter Stimme ruft: „Mein Sohn Absalom, mein Sohn, mein Sohn Absalom!“ (V. 1). Gerade die Menschen, die den Sieg für ihn errungen hatten, konnten nur enttäuscht sein, als sie in den Klagen und Tränen des Königs eine angedeutete Zurechtweisung lasen.
Joab wagt daher zu sagen: „Du hast heute das Angesicht aller deiner Knechte beschämt, die heute dein Leben errettet haben und das Leben deiner Söhne und deiner Töchter und das Leben deiner Frauen und das Leben deiner Nebenfrauen, weil du liebst, die dich hassen, und hasst, die dich lieben; denn du hast heute deutlich gemacht, dass dir Oberste und Knechte nichts sind; denn heute erkenne ich, dass, wenn Absalom lebendig und wir alle heute tot wären, dass es dann recht wäre in deinen Augen. Und nun mach dich auf, geh hinaus und rede zum Herzen deiner Knechte; denn ich schwöre bei dem Herrn, wenn du nicht hinausgehst, so wird diese Nacht nicht ein Mann bei dir bleiben“ (V. 6‒8). Wie offensichtlich ist es, dass der König noch nicht in Gerechtigkeit regierte; sonst hätte Joab es nie gewagt, so zu sprechen. So bleibt jedes Vorbild hinter der Wahrheit zurück. Es muss in der Natur der Dinge liegen; und liegt es in unserer Natur, die reine Wahrheit zu bemängeln, dass der Herr Jesus so unnahbar ist? Denn was sagt sie aus? Die Geschichte aller Schriften – das Versagen des ersten Menschen. Der Einzige, der es wert ist, alle Huldigung und alles Lob zu empfangen, der aller Zuversicht und Liebe wert ist, ist der zweite Mensch, der letzte Adam.
Dann gefiel es dem König, im Tor zu sitzen. „Da kam alles Volk vor den König. Israel aber war geflohen, jeder zu seinen Zelten“ (V. 9). ‒ „Und der König David sandte zu Zadok und zu Abjathar, den Priestern, und sprach: Redet zu den Ältesten von Juda und sprecht: Warum wollt ihr die Letzten sein, den König in sein Haus zurückzuführen? Denn die Rede ganz Israels ist zum König in sein Haus gekommen. Meine Brüder seid ihr, ihr seid mein Gebein und mein Fleisch; und warum wollt ihr die Letzten sein, den König zurückzuführen? Und zu Amasa sollt ihr sagen: Bist du nicht mein Gebein und mein Fleisch? So soll mir Gott tun und so hinzufügen, wenn du nicht alle Tage Heeroberster vor mir sein sollst an Joabs statt! Und er neigte das Herz aller Männer von Juda wie eines Mannes Herz; und sie sandten zum König: Kehre zurück, du und alle deine Knechte. Und der König kehrte zurück und kam bis an den Jordan; und Juda kam nach Gilgal, dem König entgegen, um den König über den Jordan zu führen“ (V. 12‒16). Da verneigte sich der lästernde Simei vor dem zurückkehrenden König; denn nun werden die, die einen vorgetäuschten Gehorsam geleistet hatten, offenbar. Auch hier zeigt der König, dass er keineswegs der Aufgabe gewachsen war, die nur der wahre David in vollem Umfang übernehmen und ausführen wird; denn, von seinen Gefühlen getrieben, schwört er Simei, dass er nicht sterben wird – ein Schwur, der bei der Thronbesteigung Salomos nicht gelten konnte, wie wir aus einem anderen Buch der Heiligen Schrift erfahren (1Kön).
Als Nächstes finden wir Mephiboseth und seine traurige Geschichte; und Barsillai, der Gileaditer, tritt zu gegebener Zeit mit seiner gnädigen Versorgung vor uns. Das Ergebnis von allem ist, dass die Männer Israels zum König kommen und sagen: „Warum haben unsere Brüder, die Männer von Juda“ (V. 42) – denn jetzt wird es zu einem Wettstreit der Fürsorge, der Zuneigung und der Ehre für den König: „Warum haben unsere Brüder, die Männer von Juda, dich weggestohlen und den König und sein Haus und alle Männer Davids mit ihm über den Jordan geführt? Und alle Männer von Juda antworteten den Männern von Israel: Weil der König mir nahesteht; und warum bist du denn über diese Sache erzürnt? Haben wir etwa vom König Nahrung empfangen, oder hat er uns irgendein Geschenk gemacht? Aber die Männer von Israel antworteten den Männern von Juda und sprachen: Ich habe zehn Anteile an dem König und habe auch an David mehr Anrecht als du“ (V. 42–44). Der König ist nun ihr Anteil Teil und ihr Stolz. Wenn wir hier die Natur wiederfinden, was für eine Veränderung, da der König zurückgekehrt ist! Er wird durch die zurückkehrende Zuneigung des Volkes nach Jerusalem getragen.
Ein weiterer Verräter wird in der Person von Scheba entdeckt (Kap. 20) – noch immer durch den prompten Eifer sowie durch den Mut Joabs gestürzt –, und alles war wieder in Ordnung im Königreich. Der letzte Teil dieses Kapitels zeigt uns, dass sich die Bemühungen des Feindes nur zur größeren Ehre des Königs David ausschlagen, der nun in Jerusalem und auf dem Thron wieder eingesetzt ist.