Behandelter Abschnitt 1Mo 1,1-10
Einleitung zu den fünf Büchern Mose
Die moderne Bibelkritik hat es gewagt, fast alle Bücher der Heiligen Schrift zu untergraben und anzugreifen, aber keines mit solcher Kühnheit wie die fünf Bücher Mose, es sei denn, es handelt sich um die Prophezeiung Daniels. Der Unglaube nicht weniger Theologen in unseren Tagen, im Ausland und zu Hause, übertrifft alles, während er dem von Celsus und Porphyr, von Spinosa und Hobbes, von Bolingbroke und Hume folgt. Das ferne Altertum Moses schien besonders ihre unglücklichen Bemühungen in der Dunkelheit einzuladen; denn wie die umherstreifenden Vögel der Nacht den Tag meiden, so lieben die Kritiker aller Zeitalter eher die Dunkelheit als das Licht aus einem Grund, der für jedes Auge außer ihrem eigenen klar ist – ein Grund, über den der Richter der Lebenden und Toten bereits gesprochen hat, wenn nicht deshalb über sie selbst.
Wir brauchen nicht die heidnischen Kritiker zu zitieren, auch nicht die berühmten Rabbiner außerhalb des Christentums, die sich erheben, um solche unverschämten Zweifel zu tadeln. Wir würden nicht das ganze Volk Israel heranziehen, dessen Zeugnis hierin umso stärker ist, weil es aus einer Zeit stammt, die weit vor dem Vater der griechischen Geschichte liegt und mit doppelter Kraft dem Gesetz, wenn nicht dem Propheten, gegeben ist. Wir wollen nicht auf dem weiten Feld der Überlieferungen im Osten, Westen, Norden und Süden nachlesen und uns auch nicht auf die ungeschriebenen, aber nachdrücklichen Aufzeichnungen Ägyptens selbst berufen, jener einstmals berühmten Herrin, aber jetzt nach einem der Propheten des Herrn das niederträchtigste aller Königreiche, das keinen Zweifel an der Schande seiner Herrscher verbirgt, aber die schönsten Einzelheiten des mosaischen Berichts von Israels harter Knechtschaft vor ihrem Triumph auf das Genaueste bestätigt. Wir wollen uns auf die breite, tiefe und schlüssige Tatsache stützen, dass die Autorität Christi die Frage für alle entschieden hat, die ihn sowohl als Gott als auch als Mensch anerkennen. Es ist gut, dass wir wissen, mit welcher Art von Menschen wir es zu tun haben; denn nicht alle haben den Glauben. Er, der von der Nächstenliebe sprach und sie lebte wie vielleicht kein anderer seither, sah keine Ungereimtheit darin (selbst wenn wir seine Inspiration für einen Augenblick außer Acht lassen), mit seiner Anrede in demselben Brief die ernste Warnung zu verbinden: „Wenn jemand den Herrn Jesus Christus nicht liebhat, der sei verflucht; Maranatha“ (1Kor 16,22).
Unser Herr hat dann mit besonderer Sorgfalt von Daniel als „dem Propheten“ gegen Ende des alttestamentlichen Kanons gesprochen, aber von Mose am Anfang als dem Verfasser des Gesetzes (Mk 10,5; 12,26; Lk 24,27.44; Joh 5,46.47; 7,19). Es ist nicht nur so, dass Er die Stellung der Juden in Bezug auf Mose nicht bestreitet; Er bekräftigt sie und beharrt wiederholt selbst in den deutlichsten Worten darauf. Man denke an die Kaltschnäuzigkeit eines Mannes, der erklärtermaßen kein Ungläubiger, sondern ein Christ und ein christlicher Geistlicher ist, der, nachdem er die Worte Christi zitiert hat: „Habt ihr nicht im Buch Mose gelesen, wie Gott im Dornbusch zu ihm redete und sagte: Ich bin der Gott Abrahams“ und so weiter, sagen kann: „Hier ist die Anspielung auf 2. Mose 3,6, das nicht von Mose geschrieben wurde, wie wir vermuten!“1
In voller Anerkennung des Wertes der Argumentation zur Überführung von Widersprechenden und zur Entlarvung der Vergeblichkeit ihrer verfänglichen Argumente lege ich es als ein Axiom fest, dass es bei der offenbarten Wahrheit einfach um ein göttliches Zeugnis geht und gehen muss, das gegeben wird, um geglaubt zu werden, und dass das Gewissen sogar dessen bindet, der es durch Unglauben ablehnt. Wenn die Physik eine geduldige Induktion und umfassende Gruppierung unter allgemeinen Prinzipien oder Gesetzen erfordert, wenn die Mathematik eine strenge und notwendige Beweisführung verlangt, wenn die gemischten Wissenschaften beides zulassen, so fordert das geschriebene Wort Gottes den Glauben an sein Zeugnis, das den sittlichen Zustand dessen, der es hört, prüft. Der Glaube, der das Wort traditionell und mit Gleichgültigkeit aufnimmt, ist wertlos und wird dieses unter Druck mit der gleichen trägen Leichtigkeit aufgeben, mit der er zugestimmt hat. Gewiss, zweifeln heißt nicht glauben, und doch könnte man fast den Ausspruch gelten lassen, dass in manchen Zweifeln mehr Glaube steckt als in dem traditionellen Glauben, der die Christenheit kennzeichnet. Eine Ausnahme bilden die, die aus Gott geboren sind. Wer anfängt, wirklich ernsthaft zu sein, ist geneigt zu zögern, bis er ein angemessenes Motiv zum Glauben hat; während das Fleisch, das am Sinai so schnell zum Gehorsam bereit war, ebenso bereit ist, sein Amen zum Glaubensbekenntnis des Athanasius zu sagen.
Wiederum gibt Gott genügend Beweise, um den Unglauben des Widersprechenden unentschuldbar zu machen; aber der Glaube, der auf solchen menschlichen Motiven beruht, ist nur von der Natur, nicht vom Heiligen Geist als seiner Quelle. Man mag durch solche Beweise beeindruckt oder angezogen werden; aber Gottes Zeugnis muss angenommen werden, weil und wie Er es gibt, ohne irgendeinen anderen Beweggrund: Sonst stellen wir uns hin, Ihn und sein Wort zu beurteilen, anstatt uns, wie es der göttlich geformte Glaube immer tut, von Ihm beurteilen zu lassen. Wenn es das Zeugnis Gottes ist, so ist es die Wahrheit; und wenn dem so ist, so ist derjenige, der sich sträubt und widersetzt, ipso facto2 in einem solchen moralischen Zustand, dass er mit der Wahrheit Gottes nicht übereinstimmt, und wenn er in die Enge gedrängt wird, so reift seine Abneigung, sie zu aufzunehmen, zu aktivem Hass und höhnischem Unglauben. Was auch immer die Umstände sein mögen, er hat sich so sehr seinen eigenen Gedanken oder denen anderer Menschen abgeschlossen, dass er die Motive übersieht, die geeignet sind, sein Vertrauen zu gewinnen, das Gott sein Wort gegeben hat, und er sich schließlich in einer solchen Herzenshärte gegen sein Wort hinreißen lässt, dass es genügt, allem Zeugnis zu widerstehen, und er nur dem Gericht überlassen werden kann, das er verachtet.
Hieraus wird dem nachdenkenden Verstand klar, warum es in den Dingen Gottes darum geht, einem göttlichen Zeugnis zu glauben, während wir es in der reinen Wissenschaft mit notwendigen Schlüssen und in der angewandten Wissenschaft auch mit beobachteten Tatsachen zu tun haben. In diesen letzteren ist es also eine Frage der Selbstverständlichkeit des Wissens oder der Unwissenheit; sie sind nicht Gegenstand des Zweifels oder des Glaubens wie das Zeugnis. Aber es ist ein schrecklicher und verhängnisvoller Irrtum, daraus zu schließen, dass irgendeine Schlussfolgerung der Wissenschaft sicherer sei als jedes Wort Gottes an sich und damit für den Gläubigen. Es gibt Maßstäbe für den Glauben wie für das Wissen; aber obwohl ich kein Pyrrhonist3 im Bereich der Sinne oder der Wissenschaft oder sogar der ehrlichen und kompetenten Geschichte bin, behaupte ich, dass (abgesehen von der reinen Wissenschaft, wo die Prämissen die Schlussfolgerung erfordern) das Wort Gottes allein absolute Gewissheit gibt, und der Glaube empfängt entsprechend. Die Offenbarung ist das Wort eines Gottes, der nicht lügen kann; und wenn der Mensch mit verhältnismäßiger Leichtigkeit seinen Verstand richtig einsetzen kann, wie viel mehr kann Gott den Seinen helfen, so unendlich Er auch sein mag? Das menschliche Element ist voll und ganz anerkannt, aber das Wesen der Inspiration besteht darin, dass die Kraft des Heiligen Geistes den Irrtum des Schreibers ausschließt. Es wird zu sehr vergessen, dass es in jedem Leser Unwissenheit gibt; und dass diese Unwissenheit bezüglich der göttlichen Wahrheit wirklich und immer, trotz des Anscheins, im Verhältnis zu unserer Selbstgenügsamkeit steht.
Weiterhin gibt es Schwierigkeiten, die nicht nur groß, sondern möglicherweise von dir, mir oder irgendeinem anderen Menschen nicht gelöst werden können: Sie werden nicht nur toleriert, sondern bejaht. Das kann, um nicht zu sagen muss so sein in einem so gewaltigen System wie dem, von dem die Offenbarung von der Erschaffung von allem und davor bis zum neuen Himmel und der neuen Erde der Ewigkeit handelt. Aber der ist unklug, der die positiven Beweise der Offenbarung oder der darin enthaltenen Wahrheiten wegen Schwierigkeiten aufgeben würde, die den menschlichen Verstand verwirren. Es gibt keinen göttlich geformten Bereich, sogar nicht in der Natur, und dies gilt bei ihren niedrigsten oder geringsten Formen, wo es nicht Rätsel gibt, die über den Verstand des Menschen hinausgehen; und diese sind die Weisesten, die durchaus bereit sind, das zuzugeben. Wenn eine Schrift, die behauptet, eine Offenbarung zu sein, keine Tiefen hätte, die über den menschlichen Verstand hinausgingen, wäre es eine gerechtere Schlussfolgerung, daraus zu schließen, dass sie kaum eine Offenbarung Gottes sein kann.
Die Schrift beansprucht, die Mitteilung der Gedanken Gottes an den Menschen zu sein, wobei sie den Charakter oder die Umstände der Schreiber nicht außer Acht lässt, sondern die volle und absolute Wahrheit Gottes in und durch alle anerkennt. Das ist die Lehre in 1. Korinther 2 und 2. Timotheus 3; und damit stimmt der einheitliche Gebrauch der für besondere Zwecke zitierten Stellen im gesamten Alten und Neuen Testament überein. So sagte es vor allem Er, der sprach, wie nie ein Mensch sprach; und das ist kein Wunder; denn Er war sowohl Gott als auch Mensch, und so wahrhaftig Mensch wie Gott. Aber es ist zu befürchten, dass der Unglaube gegenüber dem geschriebenen Wort dem Glauben an das Wort, das persönliche Wort des Lebens, schadet. In beiden Fällen handelt es sich um das Unendliche, das durch die Gnade ins Endliche gebracht wurde; die ruinösen Spekulationen des Unglaubens würden uns dessen berauben, so wie ihre Autoren selbst von einem Feind beraubt wurden, der gerissener ist als sie selbst. Wenn also die Inkarnation das fleischgewordene Wort ist (eine göttliche Person und doch ein wirklicher Mensch, „das Heilige“, das von seiner Mutter geboren wurde (Lk 1,35), und dies durch die Kraft des Geistes), dann ist die Offenbarung der Geist Gottes in der Sprache der Menschen, aber vollkommen durch den Geist geleitet und bewahrt. Es wäre ein Verlust der Wahrheit in beiderlei Hinsicht, wenn wir den törichten Betrug Satans annehmen würden, dass das Endliche das Unendliche herabzieht. Nicht so; beide wurden in Gottes Liebe gegeben, um dem Endlichen in seinem tatsächlichen Zustand der Sünde, der Erniedrigung und der Entfernung von Gott zu begegnen; und in beiden wird das Endliche so vom Unendlichen regiert, das es in heiliger und vollkommener Vereinigung mit sich selbst verbunden hat, dass Gnade und Wahrheit allein bestehen und erscheinen, ohne die kleinste Beimischung von menschlichem Bösem oder Irrtum.4
Nimm die folgende entscheidende Äußerung des Heilands: „Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander nehmt und die Ehre, die von Gott allein ist, nicht sucht? Meint nicht, dass ich euch bei dem Vater verklagen werde; da ist einer, der euch verklagt, Mose, auf den ihr eure Hoffnung gesetzt habt. Denn wenn ihr Mose glaubtet, so würdet ihr mir glauben, denn er hat von mir geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?“ (Joh 5,44‒47). Der Herr hatte sich selbst zum Gegenstand des Glaubens erklärt, der als Sohn Gottes zur Quelle des Lebens für den wird, der glaubt, aber zum Richter dessen, der nicht glaubt, zu dessen völligem Verderben. Das veranlasst Ihn, die verschiedenen Zeugnisse im Blick auf sich selbst zu nennen: erstens Johannes den Täufer, zweitens die Werke, die der Vater dem Sohn zu tun gegeben hat, drittens das eigene Zeugnis des Vaters für den Sohn und schließlich die Heilige Schrift. Sogar die Juden anerkannten deren überragende Bedeutung für ihre Seelen; dennoch legten sie Zeugnis über Christus ab. Das Selbst und die Welt waren und sind die wahren Hindernisse für die Liebe und die Herrlichkeit Gottes und machen daher auch den Glauben unmöglich. Ihr Ankläger wäre nicht Jesus [der alle richten wird], sondern eben dieser Mose, auf den sie ihre Hoffnung gesetzt hatten. Hätten sie Mose geglaubt, so hätten sie auch Jesus geglaubt; „denn er hat von mir geschrieben. Wenn ihr seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?“ So legt der Herr die denkbar höchste Ehre auf das geschriebene Wort, wenn es nur das Gesetz wäre, und nicht die neuesten und vollständigsten Mitteilungen Gottes. Denn die Schrift als Zeugnis hat in dieser Hinsicht eine Beständigkeit, die keinem gesprochenen Wort zukommen kann. Christus erwartete also nicht, dass sie seine eigenen Worte annehmen würden, wenn sie den Schriften Moses keinen Glauben schenkten.
Man wird feststellen, wie viele moderne Fragen hier vorwegnehmend beantwortet werden. Die Heilige Schrift als Ganzes zeugt von Christus. Er ist der Inbegriff, den der inspirierende Geist ständig vor Augen hatte, direkt oder indirekt. Gut oder böse wird relativ zu Ihm bemerkt, das hellere und einzige vollständige Vorbild dessen, der absolute Gegensatz und schließlich der Richter des anderen. Das Alte Testament ist also im vollsten Sinne prophetisch. Christus ist das Ende des Gesetzes: Ist Er nicht auch das Ende der Psalmen und auch der Propheten? So sagt es auch der Auferstandene seinen Jüngern (Lk 24,27.44.45). Ich weiß, dass diese unglücklichen Rationalisten zu denken wagen, dass Er, Gott der Herr, in den Tagen seines Fleisches nicht über den Vorurteilen jener Zeit und jenes Ortes stand, von denen sie, die Dummköpfe des Satans, sich etwas befreit fühlen. So stellen sie sich entweder vor, dass Er die Wahrheit nicht kannte, oder dass Er, da Er sie kannte, sich herabließ ... Nein, ich weigere mich, auch diese meine Schrift mit ihrer Schande über den Herrn aller zu beflecken.
Doch in dem ernsten Wunsch, nicht ihr Verderben, sondern ihre Auferbauung zu bewirken, bitte ich darum, das letzte Zitat und die Tatsache, die für vernünftige Menschen sicherlich am bedeutsamsten ist, dass Jesus sozusagen als von den Toten auferstanden erklärt wird, zu erwägen. Wenn sie schon im Glauben und in der Ehrfurcht vor seiner persönlichen Herrlichkeit während seines irdischen Dienstes so kläglich versagt haben, müssen sie doch wenigstens glauben, wenn sie irgendetwas Göttliches glauben, dass keine menschlichen Vorurteile das Grab überleben, dass auch wir im auferstandenen Zustand wissen werden, wie wir erkannt werden. Wenn es ihnen dann gefällt, auch dem auferstandenen Jesus jene Vollkommenheit zuzugestehen, die sie, wie anzunehmen ist, für sich selbst erhoffen, so fordere ich sie mit mir auf, die schändliche, ja schamlose Vorstellung anzuprangern, dass er sich zu einer „klugen Anpassung an populäre Ansichten“ herabgelassen habe.
Wiederum behauptet niemand, dass „Christus und seine Apostel in die Welt kamen, um die Juden in der Kritik zu unterweisen“ (Introduct. O.T. i. 126, 127). Aber verpflichtet uns der Glaube an Christus nicht dazu, seine Autorität als über jeder Kritik stehend zu akzeptieren? Er erklärt sowohl während seines Dienstes als auch im auferstandenen Zustand, dass die Bücher, die gemeinhin das Gesetz oder der Pentateuch genannt werden, die Schriften Moses sind. Hat Er damit einen Irrtum der Zeit gefördert und ihn durch seine Autorität unterstützt? Sicherlich war es nicht Teil des Auftrags Christi, zu beweisen, dass der Pentateuch nicht von Mose stammt! Aber es ist unmöglich, den Worten Christi zu glauben und zu leugnen, dass Er jene Bücher als von Mose geschrieben erklärt, die der Rationalist als nicht von ihm stammend erklärt und zwischen Mose, wenn nicht früheren Händen, dem primitiven Elohisten nach der Vertreibung der Kanaaniter, dem jüngeren Elohisten in den Tagen Ussijas, dem Jehovisten in der Regierungszeit Ussijas verteilt, der noch spätere Verfasser, der nicht Esra war, und der unglückliche Deuteronomist in der Regierungszeit Manasses, der die „unschuldige Fiktion“ anwandte, „die ein unkritisches Zeitalter leichtmachte“, indem er dem Gesetzgeber sowohl die Äußerung des Inhalts des fünften Buches Mose als auch die Autorschaft der ersten vier Bücher Mose zuschrieb, wobei in beiden Fällen Dr. Davidson (i. 118) ihm absichtlich unterstellt, was ein Betrug ist.
Ich vertraue darauf, dass der gottesfürchtige Leser verzeiht, wenn ich solche Ansichten kopiere, die ich mit Recht die christliche oder unchristliche Mythologie des neunzehnten Jahrhunderts nennen darf. Sie haben Eingang gefunden und sogar in gewissen Gegenden jenseits ihres angestammten Bodens Wurzeln geschlagen; und ich bin sicher, dass sie zu noch größerer Gottlosigkeit wirken und zu der wachsenden Verleugnung und Ablehnung der göttlichen Autorität in der Welt wie in den heiligen Dingen beitragen werden, dem Gegenstück des hochmütigen und verweichlichten Aberglaubens, der gerade vorgab, die Unfehlbarkeit Gottes, die kein Apostel5 noch alle zusammen hatten, für seinen Oberpriester zu beanspruchen: Zwei Hauptströme des Bösen, die ihre unreinen Wasser in das stagnierende Becken des „Abfalls“ gießen werden, der der undankbaren und selbstverachtenden Christenheit bevorsteht.
Aber der Christ wird sich mit wachsender Zuversicht und Zielstrebigkeit den lebendigen Aussprüchen zuwenden; und weil er Christus liebt, wird er sein Wort halten, so wie der, der Ihn nicht liebt, seine Worte nicht hält, ohne daran zu denken, dass das Wort, das er so verachtet, das des Vaters ist, der den Sohn gesandt hat und ihn am letzten Tag richten wird.
Sogar die Juden, die zu ihrem Verderben Christus ablehnten, weil sie Mose und die Propheten nicht hörten, und die sich ihnen widersetzten und nicht überzeugt wurden, als Er sogar von den Toten auferstand – sogar sie gingen in ihrer anmaßenden und doch kleinlichen Kritik nie so weit, ihre Augen vor den reichlichsten äußeren und inneren Beweisen für die Schriften des Mose zu verschließen, wagten es nie, das einzige Licht zu leugnen (wie es die Rationalisten tun), das wir für mehr als die Hälfte der undeutlichen Geschichte dieser Welt haben, abgesehen von seiner höchsten Funktion, Christus zu bezeugen. Niemals haben sie sich angemaßt zu sagen, dass es wenig äußere Beweise für die mosaische Autorschaft gibt; dass das Wenige, das es gibt, der Prüfung der Kritik nicht standhält; oder dass die nachfolgenden Schreiber des Alten Testaments es nicht bestätigen! – all dies angesichts solcher Beweise, wie sie weder die griechischen noch die lateinischen Klassiker besitzen; deren Urheberschaft niemand außer eitlen oder verrückten Träumern bestreiten würde. Wiederum stellt kein intelligenter Mensch die Behauptungen von Mohammed in Frage, den Koran geschrieben zu haben, wahrscheinlich nicht allein, sondern mit Hilfe eines prinzipienlosen Juden. Der Grund des Unterschieds liegt auf der Hand: nicht, dass es annähernd eine solche Menge oder Vorzüglichkeit von Beweisen für die Urheberschaft des Korans gibt wie für die Schriften Moses, sondern dass diese, nicht jene, so laut an das Gewissen appellieren. Der Koran schmeichelt der menschlichen Natur, indem er seine eigene Partei besticht und andere schikaniert; aber das Gesetz bringt Gott, den wahren Gott, ins Spiel und bezeugt Christus, den das Fleisch fürchtet und verabscheut und deshalb instinktiv zu verleumden sucht, da es sich seiner Sünde und Schande nur allzu oft nicht bewusst ist.
Aber wenn es ungeheuerlich ist, die unermessliche und ungebrochene Kette äußerer Beweise für den Pentateuch zu leugnen, und sei es nur in der Tatsache, dass sich das gesamte politische und religiöse Leben der jüdischen Nation in Wohl und Wehe, in Gefangenschaft und Wiederherstellung, fünfzehnhundert Jahre lang vor Christus um Ihn drehte, ganz zu schweigen von dem, was sich vor unseren Augen bis heute abspielt; wenn es auch so ist, zu leugnen, dass von Josua über die Psalmen bis Maleachi die stärksten Verbindungen und die ausdrücklichsten Aussagen gegeben sind, wo immer sie natürlich gefunden werden konnten, was sollen wir von jemandem halten, der nicht davor zurückschreckt, mit der Schrift vor Augen zu sagen, dass „die ehrwürdige Autorität“ Christi keinen entscheidenden Einfluss auf die Frage hat? Ich hätte gedacht, dass der Versuch, Mose nicht als den Verfasser des Gesetzes als Ganzes darzustellen, als Gesetzgeber, nicht als Historiker, offensichtlich und hoffnungslos im Widerspruch zu seiner Autorität steht, die den Unglauben der Juden mit der Begründung verurteilte, dass Mose das Gesetz nicht nur geschrieben hat, sondern es über sich selbst geschrieben hat. Wenn es verschiedene unüberbrückbare Widersprüche gibt (Introd. O. T. i. 131); wenn es überzeugende Spuren eines späteren Datums gibt (jenseits solcher, die ein inspirierter Redakteur zur Hilfe des Lesers nach einer immensen Veränderung im Zustand des Volkes einfügte, wie alle zugeben, Juden und Christen); wenn die Berichte teilweise mythisch und legendär und nur in der Regel vertrauenswürdig sind; wenn die Wunder die Übertreibungen eines späteren Zeitalters sind; wenn von der Stimme Gottes nicht ohne Profanität gesagt werden kann, dass sie alle Ihm zugeschriebenen Gebote äußerlich geäußert hat; wenn Moses Hand den Grund gelegt hat, er aber nicht einmal der erste von denen war, die Teile niederschrieben (Introd. O. T. i. 131), wo ist die Autorität Christi? Meinte Er nicht, verstand der Jude Ihn nicht so, dass Er mit den Schriften des Mose die fünf Bücher des Gesetzes meinte? Wurde Er getäuscht? Täuscht uns der Evangelist Johannes (unwissentlich kann es nicht sein, wenn der Heilige Geist ihn inspiriert hat) über die Worte Christi? Sicherlich, wenn Dr. D. wahr ist, ist Er, der die Wahrheit ist, nicht wahr; und die Evangelien sind so unglaubwürdig und irreführend, wie es nur möglich ist. Die Lästerung auszusprechen, bedeutet, sie zu widerlegen; und doch ist dies die unvermeidliche Folge, wenn auch nur ein Wort der Wirklichkeit in dem ist, was so gegen den Pentateuch behauptet wird.
Wenn aber der Herr die Wahrheit ist und gesprochen hat, so kann kein wahrer Gläubiger, wenn auch mit Kummer und Verwunderung, übersehen, dass der Rationalist in der beklagenswertesten und verhängnisvollsten Feindschaft gegen die Autorität Christi und gegen Gottes Wort steht. Denn wenn Mose etwa fünfzehn Jahrhunderte, bevor Er lebte und starb, die Wahrheit über Christus bezeugte, war er ein Prophet und von Gott inspiriert in dem, was er schrieb; und wenn Gott ihm laut dem Herrn Jesus gab, wahrhaftig über Ihn zu prophezeien, ist es dann glaubhaft, dass er falsch über das geschrieben hat, wovon auch ein gewöhnlicher Mensch wahrhaftig hätte schreiben können? Wenn der Rationalist recht spricht, ist der Pentateuch nicht die Schrift Moses, sondern ein Bündel von wahren und falschen Erzählungen, und in keinem einzigen Wort wirklich von Christus geschrieben: sonst wäre er bona fide prophetisch, was das System prinzipiell leugnet; denn wahre Prophetie setzt Gottes übernatürliche Mitteilung voraus, und das wäre notwendigerweise ein Todesstoß für die Kritik des Rationalisten.
Es ist überflüssig zu sagen, dass die aus der inneren Struktur abgeleiteten Einwände nur schlüssige Beweise für die voreilige Unwissenheit derer sind, die sie vorbringen, und führt uns, wenn sie durch das Licht Christi ausgeräumt sind, (nicht zu einem bloßen Beweis für die mosaische Autorschaft, die für alle, die das Wort und die Autorität Christi respektieren, endgültig feststeht, sondern) zu einem zunehmenden Sinn und Genuss des Zeugnisses, das der verehrte Diener für seinen Meister ablegt, den Herrn von allem, der von weit her, aber am deutlichsten durch die Kraft des inspirierenden Geistes erkannt wird.
Wenn die Schrift selbst die geringste Andeutung in diese Richtung geben würde, gäbe es keine Schwierigkeiten bei der Annahme, dass jemals so viele Schreiber zum Pentateuch beigetragen haben. Die Psalmen bestehen auch aus fünf Büchern aus einem unvergleichlich besseren Grund als, wie die Rabbiner sagen, um mit den fünf Büchern des Gesetzes übereinzustimmen. Ich zweifle nicht daran, dass ihre Ordnung ebenso göttlich ist wie der Inhalt und der Charakter jedes Psalmbuchs; und dass man zeigen kann, dass sie innere Gründe dafür enthalten, die von sehr großem Interesse sind, anstatt eine bloße Zusammenstellung von Davids ersten und von anderen danach zu sein, was in keiner Weise einige von Davids im letzten Buch erklärt, und für einen von Mose selbst: die Einleitung des vierten Buches. Aber wir haben die Söhne Korahs, Ethan, Asaph, vielleicht Salomo und andere Ungenannte zusätzlich zu den bereits genannten Verfassern. Aber dann kennen wir die Autoren, soweit sie jeweils in dem inspirierten Bericht erwähnt werden; und man wird feststellen, dass die Gruppierung das sich selbst bestätigende Licht Gottes in sich trägt; denn niemand außer Ihm, davon bin ich überzeugt, hätte sie so auf die einzelnen verteilen können, wie Er es getan hat, oder sie als ein Ganzes zusammen so gestalten können, dass ein moralischer und prophetischer Fortschritt in den größeren Abteilungen wie auch in der Einheit der gesamten Sammlung gesichert ist.
Kein Gläubiger würde dem Pentateuch verweigern, was er ohne Zögern dem Psalmbuch zugesteht, wenn es ähnliche Gründe des Glaubens gäbe. Aber die Erklärungen Gottes sind klar und ausdrücklich gegen jede solche Schlussfolgerung, und auch die innere Struktur des Gesetzes hat nichts mit der der Psalmen gemeinsam, sondern fällt meiner Meinung nach so einfach und natürlich mit der alleinigen Urheberschaft Moses zusammen, dass die wirkliche Schwierigkeit darin bestanden hätte, mehr als eine anzunehmen, wenn die Frage sonst absolut offen gewesen wäre. Wenn der Herr und die Apostel die Autorschaft Moses nicht unwiderlegbar bestätigt hätten, würden sowohl der Stil als auch die Linie der inspirierten jüdischen Zeugen, ganz zu schweigen von dem offensichtlichen Anspruch Moses auf alles, was im fünften Buch Mose angedeutet ist, auf diese Schlussfolgerung hinweisen.
Wenn Mose von Gott geleitet worden wäre, eine Menge früherer Dokumente für das Schreiben des ersten Buches Mose, zeitgenössischer Aufzeichnungen für das zweite oder das dritte Buch zu verwenden, sehe ich nicht, wie dies die Inspiration des Pentateuchs beeinträchtigen könnte. Denn wir wissen wenig über die Art und Weise, wie Gott die Inspiration gewirkt hat, obwohl uns das Ergebnis autoritativ gelehrt wird, und wir können nicht umhin, seinen wesentlichen Unterschied zu allen anderen Schriften in der Ausführung des göttlichen Vorsatzes und im Ausschluss menschlicher Unvollkommenheiten, die ihm aufgeprägt wurden, zu erkennen. Aber auch die Nüchterneren, die für die mosaikartige Zusammensetzung des Pentateuchs plädieren, haben bisher keinen Beweis vorgelegt, der nicht anders zu erklären wäre: zumal sie „eine Einheit des Plans, eine Kohärenz der Teile, eine Form und eine Ordnung“ bekennen, die sie davon überzeugen, dass es sich wie beispielsweise beim ersten Buch Mose um die Schöpfung eines einzigen Geistes handelt. Wird nicht vergessen, dass zum Beispiel die Anfangskapitel, zumindest größtenteils, nicht von Adam selbst erzählt worden sein können, ebenso wenig wie von Mose aus persönlicher Kenntnis? Gott muss notwendigerweise den Bericht über die Schöpfung und auch über die Sintflut mitgeteilt haben, zwei der Teile, die von der ungläubigen Kühnheit am meisten angegriffen werden, und ich will hinzufügen, mit dem geringsten Grund.
Auf den eigentümlichen Gebrauch der göttlichen Namen und einen gewissen begleitenden Unterschied im Stil brauchen wir nicht weiter einzugehen, da dies an seiner Stelle häufig bemerkt wird. Ich will nur sagen, dass der Jahwe-Elohim-Abschnitt (1Mo 2,4‒3,24), den vorgehenden sogenannten Elohistischen voraussetzt, da beide in dem, was folgt, angenommen werden; und der Unterschied des Motivs macht wirklich und vollständig alles aus; und dass es genau das Gegenteil davon ist, dass der Name Elohim fast aufhört, für ganze Abschnitte nach 2. Mose 6,2 und 7,7. Im Gegenteil, er gilt überall dort, wo er in ähnlicher Weise gefordert wird, nicht nur im Pentateuch, sondern auch in den Psalmen (vergleiche erstes und zweites Buch) und in den Propheten (siehe besonders Jona). Es ist unmöglich, alle Tatsachen (um nicht zu sagen: irgendeine davon) durch die dokumentarische oder fragmentarische Hypothese zu erklären.
Aber es ist bemerkenswert, dass der Herr Jesus Mose nicht nur den Inhalt, sondern auch die Abfassung des fünften Buches Mose eindeutig zuschreibt (Mk 10,3-5). Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass die Pharisäer sich auf das Gebot in 5. Mose 24 beziehen, zu dem der Herr erklärt, dass nicht „ein späterer Schreiber“, sondern Mose „geboten hat“ (Mt 19,7). Wie groß ist dann der Unglaube, der nicht zittert, nach einer solchen Äußerung zu sagen: „Es ist sicher, dass Mose das fünfte Buch nicht geschrieben haben kann, noch solche Änderungen an der alten Gesetzgebung vorgenommen hat, wie sie in den Reden des Buches enthalten sind!“ Zu sagen, dass das Werk unmöglich war für jemanden, dessen Auge nicht getrübt war und dessen natürliche Kraft bis zu seinem Tod nicht erlosch, ist unklug. Außerdem, wäre es anders gewesen, oder hätte er es so gesehen, wie es war, würde ein Amanuensis (einer oder mehrere) nicht mehr von Moses Schrift ablenken, als Tertius von der des Paulus tat.
Was die Tatsache von Änderungen betrifft, wie beispielsweise 4. Mose 18,18 im Vergleich zu 5. Mose 12,17.18; 15,19.20, so sind sie auf den Unterschied im Charakter und Gegenstand der Bücher zurückzuführen; das eine hat die Wüste im Blick, das andere die Besitznahme des Landes, wo wir nicht nur die Bedeutung sehen, die dem zentralen Ort der Anbetung gegeben wird, den Jahwe, ihr Gott, erwählen würde, sondern auch die Vereinigung aller, einschließlich der Priester und Leviten, in der jubelnden Freude über die bereits besessenen Segnungen. Aus dem Umstand, dass Mose sich in der ergreifenden Form einer homiletischen Rekapitulation6 an das Volk wendet, zu schließen, dass er von sich aus aufhob, was Jahwe angeordnet hatte, ist ebenso mutwillig, wie das Recht Jahwes zu leugnen, in einem veränderten Zustand der Dinge nach seinem moralischen Plan zu ändern. Doch wird diese Kinderei mehr als einmal hervorgehoben.7
Man beachte auch, dass der Herr Jesus (Mt 19,4.5) die aus 1. Mose 2,24 zitierten Worte Gott zuschreibt: „Er, der sie gemacht hat ... sprach: Darum soll der Mensch den Vater verlassen“ und so weiter. Es war Mose, der schrieb: aber es war trotzdem Gott, der sprach. Der Rationalismus leugnet beides, indem er sich auf einen ignis fatuus [Irrlicht] der Kritik verlässt.
Aber auch die inspirierten Apostel drücken sich sehr deutlich aus. So zitiert Petrus (Apg 3,22.23) die berühmte Prophetenstelle aus 5. Mose 18 und bekräftigt, dass Mose dies gesagt hat. Der Rationalismus schreckt weder davor zurück, dieses Buch Mose abzulehnen, noch zu erklären, dass die korrekte Auslegung alle bis auf den eine Bedeutung – die Nachfolge der Propheten oder die prophetische Ordnung im Allgemeinen – ablehnt, während er die Anpassung an Jesus als vernünftig oder als argumentum ad hominem gelten lässt! Es fügt den Gedanken an diese Voreingenommenheit kein weiteres Gewicht hinzu, dass auch Stephanus sie als die Sprache Moses zitiert, und zwar mit offensichtlicher Bezugnahme auf den Messias (Apg 7,37).
Paulus zitiert wieder frei aus dem Gesetz, und in demselben Kapitel des Römerbriefs (10,5.19) zitiert er zweimal aus Teilen in einem Sinn, der der neologischen Kritik vollständig entgegengesetzt ist: im ersteren, 3. Mose 18,5; im letzteren, 5. Mose 32,21, die man zwei verschiedenen und viel späteren Autoren zuschreibt. Es geht nicht um Paulus als Menschen, sondern um den durch den Geist schreibenden Paulus. Hat Er nicht die Wahrheit gekannt? Hat Er sie gesagt? Wir können nicht davon sprechen, dass der Heilige Geist dies oder jenes gedacht hat: Er wusste alles. Anzunehmen, dass Er es nicht wusste, ist ebenso falsch, wie es pietätlos ist, dass Er eine Erdichtung aufrechterhielt. Nein, es ist nur der Mensch, der sich wieder getäuscht hat, indem er seinen eigenen Gedanken gegen das klare Wort Gottes vertraut hat.
1. Korinther 10,1‒11 ist eine Stelle von großer Bedeutung für die Betrachtung und Korrektur derer, die gegen den gottgehauchten oder inspirierten Charakter der Berichte von 2. Mose und 4. Mose beeinflusst sind. Der Durchzug durch das Rote Meer wird als buchstäbliche Geschichte geleugnet. Die Wolke, das Manna, das Wasser aus dem zerbrochenen Felsen, die Bestrafung der Murrenden und so weiter werden als mehr oder weniger legendär angesehen. Der Apostel bekräftigt, dass ihnen alle diese Dinge als Vorbilder geschahen und dass sie zu unserer Ermahnung geschrieben sind. So verleiht er den Berichten einen göttlich-prophetischen Charakter, den der Rationalismus herunterspielt. Sollte es eine Frage sein, ob der Apostel oder jemand mit der „neuen Lehre“ den Geist Gottes hat?
Hebräer 11 ist ein ebenso bedeutender Test, und noch umfassender in seiner Übersicht über den Pentateuch und die historischen Bücher des Alten Testaments. Der Apostel (V. 3) akzeptiert die Schöpfung als eine buchstäbliche Tatsache; der Rationalist bemüht sich, „ihren mythischen Charakter“ zu beweisen. Aber sowohl Prof. Powell als auch Dr. Davidson stellen den Fall falsch dar, um 1. Mose 1 in einen Gegensatz zu den Tatsachen zu stellen. Es ist nicht richtig, dass „das Kapitel nur die Vorstellung eines einzigen großen schöpferischen Aktes vermitteln kann, eines gemeinsamen und gleichzeitigen Ursprungs der ganzen materiellen Welt, der irdischen und der himmlischen, zusammen mit all ihren Teilen und Anhängseln, so wie sie jetzt steht, vollendet im Gehorsam gegenüber der göttlichen Schöpfung, in einer bestimmten Reihenfolge und durch bestimmte Stufen, in sechs gleichen aufeinanderfolgenden Perioden“ und so weiter. So der verstorbene Herr P., in dessen Gefolge Dr. D. folgt, der sagt, dass „der erste Vers von 1. Mose ein zusammenfassender Bericht über das Werk der sechs Tage ist, die im Detail folgt. Am ersten Schöpfungstag erzeugte Gott die Materie der Welt und ließ aus ihr das Licht entstehen. Daraus wird geschlossen, dass die Welt erst vor etwa sechstausend Jahren erschaffen wurde. Aber die Geologie lehrt unwiderlegbar, dass die Welt während einer langen Zeitspanne vor den Rassen der organisierten Wesen, die jetzt ihre Oberfläche bewohnen, existiert haben muss. So geraten Geologie und Schrift in Kollision, was das Alter der Erde betrifft“ (Introd. O. T. i. 152).
Ich behaupte im Gegenteil, dass Mose inspiriert war, 1. Mose 1,1‒3 so zu schreiben, dass er mit der größten Präzision und Sicherheit genau den Fehler vermied, den diese Schreiber ihm zuschreiben. Es ist leicht zu erkennen, dass sie die Geologie gegen die Bibel ausspielen wollen. Aber die unbestreitbare Tatsache ist, dass der usus loquendi beweist, dass der erste Vers keine Zusammenfassung dessen ist, was in der Sechs-Tage-Arbeit folgt, sondern ein einleitender Akt sui generis, zweifellos die Grundlage für alles, was folgt, und so verschieden von Vers 2, wie beide eindeutig von Vers 3 sind, wo das Werk des ersten Tages beginnt. Der Kopulativ vau verbindet jeden Vers, verbietet aber von sich aus keineswegs einen immensen Abstand, der von der Natur des Falles abhängt, wo es keine Zeitangabe gibt. In den ersten beiden Versen gibt es überhaupt keine Begrenzung; und daher ist in diesen Fällen alles unbegrenzt offen. Hätte die Konjunktion (die ich in all diesen Fällen mit „und“ übersetze, nicht mit „aber“) gefehlt, wäre die Vorstellung einer zusammenfassenden Überschrift ganz natürlich gefolgt, in Übereinstimmung mit den festen Wortverbindungen an anderen Stellen, wie am Anfang von 1. Mose 5; 6,9 usw.; 10,1 usw., überall; 11,10 usw., 27 usw.; 25,12.17.19 usw.; 35,22‒26; 36,1 usw., überall; 46,8 usw., überall; 2. Mose 1,6 usw. Es ist müßig, den Beweis zu verfolgen. Es ist die notwendige Wortverbindung nicht nur des Hebräischen, sondern jeder denkbaren Sprache. In keiner Sprache könnte man mit Recht einen solchen Satz wie 1. Mose 1,1 als „eine zusammenfassende Darstellung des Sechstagewerks“ voranstellen.
Die Wahrheit ist, dass der erste Vers des Kapitels mit edler Einfachheit die Erschaffung des Universums – nicht der Materie am ersten Tag, sondern des Himmels und der Erde – ohne den geringsten Hinweis von Tagen wiedergibt. Es gibt eine weitere und ganz andere Zeitangabe, „im Anfang“, die bis zu dem weitesten Punkt zurückreicht, an dem Gott (nicht grobe Materie noch Chaos, sondern) die Himmel und die Erde entstehen ließ. Der zweite Vers, der damit verbunden ist, beschreibt, wie sogar Dr. D. zugibt, einen Zustand des Chaos oder der Zerstörung, aber nicht universell; denn nur die Erde, nicht die Himmel, war der Schauplatz der völligen Verwirrung. Ich bin überrascht, dass ein vernünftiger Mensch nicht die Unvereinbarkeit mit seiner vorherigen Position sah, und noch mehr mit der bewundernswert vollkommenen Aussage von Vers 1. Entgegen dem Stil Moses und dem Genie der hebräischen und sogar der universellen Grammatik behauptet er, der erste Vers sei eine Zusammenfassung des gesamten Sechstagewerks. Aber wenn das so ist, kann eine solche Zusammenfassung nicht die bloße Erschaffung der Materie sein. Denn von der Materie wird nicht gesagt, dass sie an irgendeinem dieser Tage erzeugt wurde, sondern im Gegenteil wird ihre vorherige Existenz während ihres gesamten Verlaufs vom ersten bis zum letzten Tag vorausgesetzt. Wenn er andererseits sagt, dass Vers 1 die Erzeugung der Materie bedeutet, gibt er seine eigene These auf, dass es sich um eine zusammenfassende Sicht des Sechstagewerkes handelt. Nimmt er dann Vers 2 als Herstellung der Materie der Welt durch Gott? Wie, wenn ja, kann er dann auch universelles Chaos oder Zerstörung bedeuten? Vielleicht denkt er, dass der erste Teil von Vers 2 dies bedeutet und dass der letzte Teil auf die Erzeugung der Materie hinweist; aber auch hier verstrickt er sich in die seltsame Schlussfolgerung, dass das universelle Chaos oder die Zerstörung – Zerstörung von was? – der Erzeugung von Materie vorausgeht. Wenn er einräumt, was er meiner Meinung nach bei erneuter Betrachtung tun muss, dass Gott, der die Materie der Welt erzeugt, weder die Bedeutung des ersten noch des letzten Satzes von Vers 2 ist, folgt daraus, dass seine Darstellung grundlegend falsch ist und dass die Materie vorher erzeugt worden sein muss, es sei denn, er greift auf die aristotelische Absurdität der ewigen Materie zurück, die eine faktische Leugnung der Schöpfung im eigentlichen Sinn ist und tatsächlich eine atheistische Wurzel verrät. Davor rettet er sich durch die Aussage, dass „am ersten Schöpfungstag Gott die Materie der Welt erzeugte und das Licht aus ihr entstehen ließ.“ Der Leser braucht aber nur den Bericht zu lesen, um zu sehen, dass Dr. D. hier die Erzeugung der Materie ohne die geringste Rechtfertigung aus dem inspirierten Bericht über den ersten Tag und entgegen der klaren Andeutung der vorangehenden Verse einfügt. Die Erzeugung der Materie wird vor dem Chaos des Verses 2 angenommen und ist in die Schöpfung des Verses 1 einbezogen.
Damit ist die Schrift genauer als die Naturphilosophie von Herrn Baden Powell oder das System des Aristoteles, oder die Exegese von Dr. S. Davidson. Sie behauptet die schwerwiegende Wahrheit der Erschaffung des Himmels und der Erde, aber ausdrücklich nicht „wie sie jetzt steht“, noch mit den „Teilen und Anhängseln“, die in den Tagen vor Adam gebildet wurden. Wir haben keinen Zusammenhang von Tag und Nacht in dieser frühesten Phase, ebenso wenig wie den Zustand der Zerrüttung und des Verderbens, der in Vers 2 so anschaulich beschrieben wird. Vor Vers 3 mögen riesige Zeiträume vergangen sein – nicht „unzählige Perioden vergangener Dauer in einer ununterbrochenen Kette regelmäßiger Veränderungen.“8 Aber Dr. D. ist schlecht informiert über die Fakten, die die Geologie langsam zu einer dauerhaften Wissenschaft aufbaut, wenn er die Beweise für wiederholte und außergewöhnliche Unterbrechungen und Umwälzungen ignoriert, als auf Anarchie wieder frische schöpferische Energie und dann Ordnung folgte. So war es, wenn man M. D’Orbigny und anderen Männern von höchstem Ansehen vertrauen darf, für etwa dreißig aufeinanderfolgende und stupende Umdrehungen dieser Erde vor der Woche, in der der Mensch an der Spitze eines geeigneten Reiches steht, das ihm vom Schöpfer unterstellt wurde.
Es ist zugegeben, dass die Bibel diese Abfolge von Ordnung und Erschütterung nicht offenbart. Aber sie zeigt uns das Prinzip von beidem in den Versen 1 und 2, die der adamitischen Erde vorausgehen. Das war für uns genug zu wissen; und das wissen wir aus diesen wenigen Worten der Schrift klarer und sicherer, als es die Wissenschaft bis in die jüngste Zeit je gelehrt hat. In der Tat scheinen einige Geologen in letzter Zeit in der Gefahr zu stehen, die besten feststehenden Tatsachen ihrer eigenen und aller anderen Wissenschaften zu übersehen und in jene seltsame Wahnvorstellung abzudriften – die darwinistische Form der Entwicklung Lamarcks, die notwendigerweise den Glauben an die Schöpfung ganz und gar zerstört.
Aber 1. Mose lässt Raum für all die Veränderungen, ob ruhig oder gewaltsam, die vor der Menschheit über diese Erde gegangen sind. Die Schöpfung, und die Erschaffung des Universums, wird in Vers 1 erwähnt; wie lange sie andauerte und mit welchen Veränderungen, bis zu dem in Vers 2 beschriebenen Zustand des Chaos, erfahren wir nicht. Soll doch die Wissenschaft das sagen, wenn sie es kann. Es gibt hier reichlich Platz ohne Gefahr eines Zusammenstoßes: Gott hat sich wirksam vor den Irrtümern voreiliger Ausleger, Freunde oder Feinde, geschützt. Vers 3 beginnt den Bericht über die Tage; und hier, nach einem Chaos (wir wissen nicht, wie lange oder wie oft), hören wir von Licht, das am ersten Tag herbeigerufen wurde. Der Zustand der Dinge ist in jedem der Verse so gegensätzlich, dass die Konjunktion, die einfach jede neue Aussage einleitet, keinerlei Schwierigkeiten bereiten kann.
Weit davon entfernt, der großen Tragweite von Vers 1 zu widersprechen, können Texte wie 1. Mose 14,19‒22, 2. Mose 20,11; 31,17, 2. Petrus 3,13 in keiner Weise auf „die Erde selbst“ beschränkt werden. Es ist leichtsinnig, die Erschaffung von Himmel und Erde in sechs Tagen (die zugegebenermaßen immer für Adam gilt) mit der ursprünglichen Schöpfung von Vers 1 zu verwechseln. 1. Mose 2,4 spricht von beidem. Was den Einwand betrifft, der sich darauf gründet, dass die Tiere der früheren Zustände sehen konnten und auch die Pflanzen Licht brauchten, bevor das Werk des ersten Tages oder des vierten Tages vollbracht war, so genügt es zu sagen, dass kein Wort andeutet, dass das Licht oder die Himmelskörper an diesen Tagen geschaffen wurden. Das Licht wurde zum Wirken gebracht, wie später noch die Gestirne. Doch von den geologischen Perioden nach der Schöpfung, aber vor der Erde, die in sechs Tagen für den Menschen geschaffen wurde, haben wir nichts, weder bestätigt noch geleugnet, obwohl meiner Meinung nach die auffallend zurückhaltende Sprache Raum für alles lässt. Die Aussagen von Dr. D. sind ebenso unbegründet in der Wissenschaft, wie sie nachlässig sind, wenn man die Genauigkeit der Schrift berücksichtigt.
Da der soeben gegebene Sinn des inspirierten Schöpfungsberichtes ungezwungen und genau ist, würde es Hartnäckigkeit erfordern, ihn in Frage zu stellen; ebenso würde es Hartnäckigkeit erfordern, die Lockerheit der rationalistischen Interpretation zu leugnen, die auch mit sich selbst und mit den Tatsachen unvereinbar ist und somit die üblichen Fehler dessen aufweist, was völlig missverstanden wird. Ich plädiere nicht dafür, sich zu einem kaum zulässigen Sinn zu beugen, noch die Weisheit der Welt heranzuziehen, um die Kraft der Schrift zu ermitteln. Der Gläubige braucht die menschliche Wissenschaft weder zu hofieren noch zu fürchten. Nirgends aber ist eine einzige Tatsache der Geologie bewiesen worden, die im Widerspruch zu den Worten Moses steht: Die, die das behaupten, haben sich nur selbst entlarvt, ob sie nun 1. Mose 1,1‒3 angreifen oder entschuldigen.
Ferner haben wir in 1. Mose 2,4 die notwendige Ergänzung von Kapitel 1. Die Begriffe des vierten Verses, obwohl ein ganz natürlicher Beginn eines anderen Aspekts, der mit neuen Einzelheiten von größtem moralischem Gewicht folgt, beziehen sich unmissverständlich auf das, was bereits geschrieben worden war. Es ist gewiss keine Zusammenfassung des Kommenden, denn hier wird nicht die Herstellung des Himmels und der Erde beschrieben, sondern wir werden in den Übergangszustand der Dinge eingeführt, bevor der Regen fiel oder der Mensch da war, um den Boden zu bearbeiten; dann gibt er uns den besonderen Unterschied, der der Grund für die menschliche Verantwortung ist, und beschreibt deshalb gleich den Garten Eden mit seinen zwei Bäumen, wo der erste Adam erprobt werden sollte. Es ist also klar, dass 1. Mose 2,4, während es einen Rückblick auf Kapitel 1 mit seinem geordneten Schema der Schöpfung gibt, uns in die Szene der Beziehungen einführt. Sogar nach dem früheren Schema, weit davon entfernt, in der abgestuften Reihe von Schöpfungsakten verlorenzugehen, wird der herausragende Platz des Menschen in der Skala des Geschöpfes sorgfältig für männlich und weiblich bewahrt – des Menschen, der nach dem Bild Gottes9 geschaffen wurde, nach seinem Ebenbild, mit Herrschaft über die Fische und Vögel und das Vieh und die Erde und die Reptilien, ohne sie alle zu verehren wie die Weisen Ägyptens. Aber die ausführliche Bildung des Menschen, in seinem Körper aus dem Staub der Erde, in seiner Seele durch den Hauch Jahwe-Elohims in seine Nasenlöcher, allein von lebenden Geschöpfen, die Quelle einer ihm eigenen unsterblichen nicht materiellen Natur, findet sich erst im späteren Bericht. Auch hier haben wir seine verschiedenen Beziehungen nicht nur zu den untergeordneten Geschöpfen, denen er als ihr Herr Namen gab, sondern auch zu seiner Frau (die in besonderer Weise aus Adams Körper gebaut wurde, als er schlief), und vor allem zu Ihm, der den Mann in eine Position von so einzigartiger Ehre, wenn auch notwendigerweise von entsprechender Verantwortung, setzte.
In 1. Mose 3 zeigt sich dementsprechend bald die Kernfrage des Prozesses. Plötzlich und geheimnisvoll tritt ein Feind Gottes und des Menschen auf und verführt durch seine kaum wahrnehmbaren Andeutungen die Frau, die ihrerseits zum Werkzeug des Ungehorsams des Mannes wird. Es ist eine einfache, aber tiefgründige und die einzig befriedigende Lösung des Problems, an dem die menschliche Philosophie und Religion vergeblich gearbeitet haben, an dem alle Schiffbruch erlitten haben, die sich nicht dem Wort Gottes unterworfen haben. Es kann niemanden überraschen, dass es dieselbe Schlange ist, die ihre alten Täuschungen spielt und die Menschen durch die Hoffnung zerstört, Gut und Böse zu kennen wie Gott, ja besser, wenn sie seine Rechenschaft für ihre eigenen Gedanken ablehnen, auch wenn sie nicht mehr als das kälteste und respektloseste aller Ergebnisse, die negative Kritik, liefern. Satan, der sich der „Schlange“ bediente, zog so unsere ersten Eltern in Sünde und Verderben hinab, nicht nur für sie selbst, sondern auch für die niedere Schöpfung, die von Adams Aufrechterhaltung seiner Beziehung zu Gott abhing, wie auch für die noch zu gebärende Menschheit.
Ist das nicht Gottes würdig? Steht es nicht in Harmonie nicht nur mit dem ganzen Alten Testament, sondern nur noch auffälliger mit dem Neuen? Der früheste inspirierte Bericht offenbart, dass Gott das Universum in Weisheit und Güte nicht weniger als in allmächtiger Kraft erschaffen und gestaltet hat, die Erde im Einzelnen als Wohnstätte des Menschen, dem das Wort gegeben ist. Aber der Mensch wird versucht und scheitert unwiederbringlich, soweit es die ursprüngliche Unschuld und den Garten Eden betrifft, aber nicht ohne gerechte Verurteilung, nicht ohne ein Gericht, das die großen gegenwärtigen Tatsachen der Menschheit bis hin zum Unterschied des Loses der Frau vom Mann berücksichtigt, jedoch mit ihrem gemeinsamen Todesurteil und der leidvollen Veränderung, die über die jetzt der Eitelkeit und dem Seufzen unterworfene Schöpfung gekommen ist; aber nicht ohne die gnädige Offenbarung eines Erlösers, der in einem besonderen Sinn der Nachkomme der Frau sein sollte, und doch (nach seinem Leiden) den Feind, die Schlange, besiegt, die diese üble und sonst tödliche Schmach sowohl Gott als dem Menschen angetan hatte.
Was haben die größten Geister dieser Welt ohne diesen Schlüssel aus dem Ganzen gemacht? Ich spreche nicht nur von der monströsen Kosmogonie, oder der (wenn möglich) noch falscheren und weniger rationalen Behauptung von der Ewigkeit der Welt. Aber nimm die geistigen Arbeiten von Sokrates, Platon, Aristoteles; nein, nimm die neuesten philosophischen Feinde, die all ihr Bestes aus der Bibel gestohlen haben, die aber ihre erste Lektion nicht gelernt haben, ohne die alles eitel ist – jene Furcht vor dem Herrn, die der Anfang der Weisheit ist (Ps 111,10; Spr 9,10). Aber was haben die Alten oder die Modernen bis heute gesagt, das im Vergleich zum mosaischen Bericht zu nennen wäre, den der undankbare Rationalismus am liebsten enthaupten, abzeichnen und vierteilen würde? Sünde und Verderben, Leiden und Tod, sind Tatsachen auf Gottes Erde, wie sie ist: Die Inspiration hat sie nicht gemacht; der Rationalismus kann sie nicht ungeschehen machen. Anzunehmen, dass ein Wesen von unendlicher Macht und Güte die Menschheit und die Erde so gemacht hat, wie sie ist, bedeutet eine Absurdität, die die Philosophie (sofern sie Gott überhaupt annimmt) akzeptiert. Aber die Schrift ist in keiner Weise verantwortlich für eine Schlussfolgerung, die nicht nur seinem Wort, sondern auch aller rechten Vernunft und gesunder Moral widerspricht, denn Verstand und Gewissen können nicht anders, als die Wahrheit zuzugeben, wenn sie offenbart wurde, auch wenn Aberglaube und Philosophie versuchen, sie wieder wegzuerklären. Ein solcher Demiurg, wie ihn jedes System außer der Schrift (oder dem, was der Schrift folgt) annimmt, wäre ein bösartiger Dämon, nicht der wahre Gott.
Beugen wir uns unter 1. Mose 1‒3 und die Schwierigkeit ist erklärt, doch auch dann nur so, wie es sein sollte, im Maß unseres Glaubens. „Wenn dein Auge einfältig, so ist dein ganzer Leib licht“ (Lk 11,34): Der Mangel daran ist die eigentliche Quelle der Verwirrung, des Irrtums, des Widerspruchs und jedes anderen Fehlers, den der Rationalismus gern auf die Bibel häufen möchte. Sie existieren in ihrem eigenen Verstand und System, nicht in Gottes Wort. Es ist unmöglich, die Heilige Schrift zu verstehen, ohne den göttlichen Plan zu sehen, der die verschiedenen Aspekte, Wiederholungen und all die anderen Besonderheiten erklärt, über die sie unwissend stolpern. Gott, der die Liebe ist, nimmt Rücksicht auf die Armen, die Niedrigen, die Jungen, die Alten, während er die Hochmütigen, die sich für gelehrt und tiefgründig, weise und klug halten, herabsetzt. Er hat sich in Schriften offenbart, deren Einheit des Gedankens und der sittlichen Absicht nur und unendlich viel auffallender ist, weil sie aus Büchern in mehr als einer Sprache bestehen und sich über die größte Vielfalt von Schriftstellern durch fünfzehn Jahrhunderte erstrecken. Ob Er nun durch das Gesetz durch Mose oder durch die Gnade in seinem Sohn handelt, die eine Hälfte sowohl des Alten als auch des Neuen Testaments besteht aus Tatsachen, die für den Nachdenklichsten zutiefst lehrreich sind, aber dennoch auf das Niveau eines Kindes herabsteigen. Nur Gott konnte dies vorher tun oder bedenken: Jetzt, da es in der Bibel vor uns liegt, können wir sehen, dass es nichts Vergleichbares gibt (außer in geringem Maß, was von ihr entlehnt ist), was die Einfachheit oder die Tiefe betrifft, um sich zu Gott zu erheben oder um zu den Geheimnissen des menschlichen Herzens hinabzusteigen.
Welcher Leser sieht zum Beispiel nicht, dass Gott alles um und über Adam herum geschaffen und alles für sehr gut erklärt hat; dass der Mensch, das Oberhaupt und das Begünstigte von allen in einem Paradies (nicht so, wie es der blinde Islam behauptet, sondern von Reinheit und Unschuld), demjenigen ungehorsam war, der ihm alles gegeben und ihn durch die geringste denkbare Prüfung erprobt hat, und so die Eitelkeit und den Tod dieser ganzen niederen Schöpfung herbeigeführt hat? Wer kann taub sein für die feierliche Stimme, die die Wahrheit aus Lippen heraussucht, die trotz Betrug und Anmaßung nicht anders können, als sich selbst zu verdammen? Wer kann die Akzente der Gnade vergessen, die selbst in der hoffnungslosen Verurteilung des Erzfeindes enthalten sind und die Schuldigen eines Erlösers versichern, der zuerst leiden, aber schließlich der Schlange den Kopf zertreten muss? Niemand als der Rationalist; niemand als der Mensch, der seine eigenen Überlegungen der Schrift vorzieht – sich selbst als der erste Mensch gegenüber Christus, dem zweiten und letzten Adam.
Die Unvernunft und völlige Armut der separaten Quellen-Hypothese wird auch deutlich, wenn man 1. Mose 5 an das Ende von 1. Mose 2,3 anschließt. Was kann noch dürftiger sein? Der Eintritt des Todes wird nicht erklärt, die moralische Prüfung in Eden geht verloren, die Sünde wird ausgelassen und dazu auch Gottes Wege: Die prophetische Offenbarung des Erlösers und der Zerstörung der Macht Satans ist weg; die ernste Geschichte von Kain und Abel verschwindet; auch der Glaube an ein Opfer, und dies der Index und die Begleitung der Gerechtigkeit, Gott, der die Gaben bezeugt: das Leiden der Frommen; die Weltlichkeit und der Fortschritt in materiellen Dingen derer, die weit von Gott entfernt sind. Und Seth wird in einer Weise eingeführt, die aus den dazwischenliegenden Kapiteln einen bedeutenden Zuwachs an Gewicht erhält, wenn sie auch ohne diese wirklich verständlich ist.
Andererseits, wenn man die gesamte Erzählung als ein Ganzes betrachtet, das aus verschiedenen Teilen besteht, von denen jeder seinen eigenen, eindeutigen Charakter hat, die aber nur in ihrem eigenen Wert gesehen werden, da sie von verschiedenen Punkten aus auf das eine Ergebnis hinarbeiten, wie groß ist dann der Gewinn an Schönheit, Kraft und Harmonie! Die Schöpfung hat richtigerweise mit Elohim zu tun; die Beziehung des Menschen und seine Erprobung und sein Fall sowie der Untergang der Schöpfung mit Jahwe-Elohim; die Unterscheidung der Gerechten von den Ungerechten, sowohl moralisch als auch vor allem in der Anbetung, mit den Themen hier auf der Erde, mit Jahwe, dem unterscheidenden Namen Gottes in der Regierung des Menschen auf der Erde. Kapitel 5 kehrt natürlich zu Elohim zurück, da es um das Fortbestehen der Linie Adams geht, aber mit Jahwe in Vers 29, wo wir eine besondere Beziehung sehen.
Mr. Perowne (Smith’s Dict. of the Bible, ii. 775) meint, dass die angebliche Absicht im Gebrauch der göttlichen Namen einer näheren Untersuchung nicht standhalten wird. Das ist nicht so; es scheint nur, so wage ich zu sagen, am Mangel einer gründlichen Analyse zu scheitern. Er gibt zu, dass es zu den früheren Kapiteln passt, aber nicht zu Noahs Geschichte, wenn er 1. Mose 6,7 mit Vers 8 vergleicht: Warum sollte es heißen, dass „Noah Gnade fand in den Augen Jahwes“, aber dass er „mit Elohim wandelte“? Nun hätte er in 1. Mose 5,23.24 sehen können, dass der Ausdruck „wandelte mit Gott“ nicht zufällig, sondern beabsichtigt ist. Er ist nicht nur für die einfache historische Erwähnung geeignet, sondern auch für den moralischen Gegensatz zu denen, die durch die Gewalttätigkeit und Verderbnis alles Fleisches auf der Erde gekennzeichnet sind (6,11.12). Jahwe wird dort gebraucht, wo nicht die Natur, sondern Gefühle der Beziehung und Stellung vermittelt werden sollen. Das Prinzip gilt im Neuen Testament genauso wie im Alten. So sagt unser Herr selbst in seinem Leben oder Dienst immer „Vater“; er sagt „Gott“ am Kreuz, als Er das Gericht über die Sünde trug, gegen das alles, was Gott ist, in heiligem Gegensatz stand; Er sagt beides, als Er von den Toten auferstand und seine Jünger an seinen Platz und in seine Beziehung setzte, soweit das möglich war, jetzt, da die Sünde durch sein eigenes Opfer weggetan war und Er in der Auferstehung förmlich den Platz eines belebenden Geistes einnehmen konnte. So verwenden die Johannesbriefe „Gott“ und „Vater“ in Bezug auf den Christen mit unveränderlicher Deutlichkeit und Angemessenheit. Es ist für mich also offensichtlich, dass „mit Gott wandeln“ genau die richtige Formulierung für den moralischen Charakter ist; während wir auch sehen können, indem wir die Verse 5 und 12 vergleichen, dass die Einführung seiner besonderen Beziehung eine strengere und intimere Prüfung anwendet.
Auch die anderen Fälle, die Herr P. nennt (1Mo 6,21.22; 7,5.9), sind eindeutige Beispiele, die aus inneren Motiven heraus verwendet werden, während 1. Mose 7,16 die Sinnlosigkeit aufzeigt, die Angelegenheit auf verschiedene Dokumente zu beziehen. In Ersterem spricht Elohim mit Autorität von der Zerstörung der Schöpfung und bewahrt als Schöpfer nur genug, um die Arten zu erhalten. Im Letzteren offenbart Er, was Ihm in besonderer Verbindung mit Noah geziemte; aber auch dort, wo es nur um die Sorge für das Geschöpf geht, lesen wir von „ein Männliches und ein Weibliches, wie Elohim Noah geboten hatte“, „von allem Fleisch, wie Elohim geboten hatte; und Jahwe schloss hinter ihm zu.“ Die Änderung im letzteren ist eindeutig und notwendig, wie auch in Vers 6, der die Anweisungen schließt, die für die Erfordernisse des Opfers bei den „reinen“ Tieren und Vögeln sorgen, die nicht von einem Paar, sondern von sieben erhalten werden. Das Vorhandensein beider Titel in demselben Vers ist nach der Quellen-Hypothese höchst unnatürlich, aber ebenso erklärlich wie anderswo, wenn wir sehen, dass ein göttlicher Plan in jedem Fall aus inneren Gründen leitet.10
Dies ist also die wahre Erklärung für die doppelten Berichte, wie sie genannt wurden. Wenn der Unterschied der Autoren oder der Dokumente irgendeinen wirklichen Beweis hätte, so deckt er in keiner Weise die Tatsachen; er führt wirklich bloße Einbildung ein, um die positiven Erklärungen des Herrn und der Apostel beiseitezusetzen, die ausdrücklich Mose zuschreiben, was eine grundlose Phantasie unter 2, 3, 5, 10 oder noch mehr imaginären Autoren der disjecta membra des Pentateuchs verteilt, die durch beträchtliche Zeitabstände voneinander getrennt sind.
Es wäre nicht erbaulich, die Neologie des Buches von Dr. Davidson, die hauptsächlich aus deutschen Quellen stammt, zu detailliert zu besprechen: Ein paar Beispiele sollen genügen. Für ihn ist der Sündenfall zum Beispiel ein nationaler Mythos. Der Apostel behandelt ihn wiederholt als eine Tatsache von größter Wichtigkeit, die niemand ungestraft missachten kann (2Kor 10; 1Tim 2). Aber was ist damit? Paulus wusste nichts von der höheren Kritik, und man muss ihm seine Unwissenheit verzeihen. Die Natur der Schlange, die Art und Weise, wie sie vorgegangen sein soll, der Dialog zwischen ihr und Eva, das ausgesprochene Urteil, sprechen gegen diese Art der Auslegung, die apostolische Art! So schämen sich diese Männer nicht, es für einen vulgären Irrtum zu halten, wenn man auf ihrer Autorität und Heiligkeit beharrt, wie klar die Schrift auch sein mag. Es hat, sagen sie, nichts mit der persönlichen Religion zu tun; es führt nach ihrem Urteil zu einer rechten Auffassung der Inspiration, wenn man ihr Wort annimmt, dass die Bibel einerseits fast von jeder Art von Irrtum strotzt, und andererseits, dass alle religiösen Männer für inspiriert gehalten werden. Reden wir nicht mehr von Paulus im ersten Jahrhundert: Ist nicht „der unsterbliche De Wette“ schon im Jahre 1805 zu entgegengesetzten Schlüssen gekommen? Paulus behandelt zweifellos die Geschichte als den Ursprung der universellen Sündhaftigkeit des Menschen (Röm 5,12‒21; 1Kor 15,21.22); aber warum eine so antiquierte Vorstellung beherzigen? Der anglo-deutsche Schreiber war noch nicht erschienen, um den philosophischen Mythos, in dem ein reflektierender Israelit seine Ansichten über den Ursprung des Bösen darlegt, richtig zu erklären! Das ist, mein Leser, der Geist des modernen Rationalismus.
Natürlich ist die Verwendung von 1. Mose 4 durch den Apostel in Hebräer 11,4 nicht von Bedeutung. Es ist eine Anpassung. Unser neues Orakel sagt uns, dass „die mythische Sicht der ersten drei Kapitel durch die nachfolgende Erzählung bestätigt wird.“ 1. Mose 4 „setzt eine andere Theorie von der Entstehung der Menschheit voraus“ – dies wegen Vers 14 und der angeblichen Unstimmigkeit der Verse 2 und 20! Die Verblendung dieser Pseudokritik gipfelt in dem Urteil, dass die Linie Seths in 1. Mose 5 und die die Linie Kains in 1. Mose 4,17.18 „parallele Berichte sind, die sich in ein und dieselbe Genealogie auflösen lassen!“
Der feierliche Bericht über den sintflutlichen Abfall und die Verderbnis in 1. Mose 6 wird natürlich mit Leichtfertigkeit behandelt; und die Sintflut (Kap. 7 und 8) bietet das übliche Material für eine freie Handhabung. „Was den Mythus entstehen ließ, waren die jährlichen Überschwemmungen, die in den meisten Ländern vorkommen. ... Wenn der Bericht über die Sintflut ein poetischer Mythos ist, ist es nicht von Bedeutung zu fragen, ob die Katastrophe teilweise oder universell war. ... Die authentische (!) ägyptische Geschichte [denn bei diesen Männern ist die ägyptische Geschichte (?) authentisch, die Schrift nicht] ignoriert die Existenz einer allgemeinen Flut, auf die es in den Annalen von der Epoche des Menes, dem Gründer des Königreichs Ägypten, 3463 v. Chr. (!), bis zu seiner Eroberung unter Darius Ochus, 340 v. Chr., keine Anspielung gibt; wohingegen die Periode der Sintflut Noahs etwa 2348 v. Chr. sein soll.“ Ich nehme an, dass der Autor mit diesen Dingen nicht sehr vertraut ist und dass er Baron Bunsens Datum für die Thronbesteigung von Menes, 3643 v. Chr., meint. Aber der Leser sollte wissen, dass in demselben Werk die Weltgeschichte vor Christus auf zwanzigtausend Jahre festgelegt ist, und dass Ägypten vor Menes mehr als fünftausend Jahre lang provinziell regiert worden sein soll. Bei einer solchen Größenordnung und unter Missachtung all dessen, was in der Bibel oder aus der Bibel bekannt ist, muss man es für eine moderate Flucht in diesem phantasievollen System halten, für Menes nicht mehr als ein paar Jahrhunderte vor der Flut zu behaupten. Es kann hinzugefügt werden, dass die Grundlage dafür eine Passage von Syncellus ist, und ein offensichtlicher Irrtum, wie von anderen gezeigt worden ist. Aber es besteht hier kein Bedarf an Gelehrsamkeit oder Logik; denn das göttliche Zeugnis Christi hat die Wahrheit der Flut als eine authentische Tatsache und eine höchst ernste Warnung an den Unglauben besiegelt (siehe Mt 24,37‒39; Lk 17,26.27). Die Apostel Paulus (Heb 11,7) und Petrus (1Pet 3,20; 2Pet 2,5) haben dieses Zeugnis bestätigt, wenn dies gewünscht wurde.
Der freieste Denker wird sich nicht beklagen, wenn ich das Zeugnis des Barons Bunsen anführe, dass er wahrscheinlich zum Nachteil der ägyptischen Aufzeichnungen im Vergleich zum Alten Testament ein Urteil abgibt, das ungerecht ist. „Die Schrift ist weitschweifig; die Wiederholung fester Phrasen macht sie noch weitschweifiger. Durch gelegentliche Lücken geht wenig verloren; aber das, was erhalten ist, bringt verhältnismäßig wenig Fortschritt. Es gibt nur wenige Worte in einer Zeile, und, was noch schlimmer ist, in sehr vielen Zeilen wird wenig gesagt. Die Inschriften an öffentlichen Gebäuden waren nicht dazu gedacht, historische Informationen zu vermitteln. Sie bestehen aus Panegyrik11 auf den König und Lobeserhebungen der Götter, denen jeweils alle erdenklichen Ehrentitel verliehen werden. Historische Fakten werden in den Schatten gestellt, als etwas Belangloses, Beiläufiges, Zufälliges, neben solch pompöser Phraseologie wie Herren der Welt, Eroberer des Nordens, Bändiger des Südens, Zerstörer aller Unreinen und all ihrer Feinde. Der Fall der Papyri ist sicherlich anders. Aber geschriebene Geschichte, wie die historischen Bücher des Alten Testaments, soweit unsere Kenntnis ihrer Schriften reicht, war den alten Ägyptern sicher unbekannt.“
Wir wollen kurz auf eine Menge kleinerer Punkte eingehen. Die ungläubige Kritik an den früheren Kapiteln des ersten Buches Mose ist am meisten beachtet worden, da sie in der Tat am zuversichtlichsten vorgebracht wird und, wenn sie widerlegt wird, die Verwerfung des weitaus größeren Teils des Restes nach sich zieht. Prophetische Einschübe, so kurz und selten sie auch sein mögen, sind eher eine Bestätigung als eine Schwächung der Autorschaft Moses und in keiner Weise eine Verletzung der Inspiration, was eine viel wichtigere Sache ist; denn alle waren gleichermaßen von Gott inspiriert, ob Mose oder Samuel, Esra, Jeremia oder irgendein anderer Prophet. Aber es ist nicht sicher, dass einige der Notizen, von denen man annimmt, dass sie von dieser Art sind, nicht ursprünglich waren, wie zum Beispiel 1. Mose 13,18 und so weiter. Man kann den ursprünglichen Namen, der eine Zeit lang vom Namen Arba überlagert wurde, leicht verstehen, der schließlich wiederhergestellt wurde; so wie wir uns eine merkwürdige Übereinstimmung im Namen Dan vorstellen können, da er ein Element im Jordan und Dan-jaan gewesen zu sein scheint, abgesehen vom Stamm.
Die Stelle in 1. Mose 36,31, auf die die meiste Betonung gelegt wurde, scheint zweifellos von Mose zu sein. Die Erwähnung von Königen, die in Edom herrschten, „ehe ein König über das Land Israel regierte“, als eine belanglose Behauptung (Introd. O. T. i. 3, 4) zu bezeichnen, ist nicht nur respektlos, sondern zeugt von jenem fatalen Fehler aller Rationalisten – dem Fehlen moralischer Wahrnehmung. Israel hatte die Verheißung von Königen, die Esau nicht hatte; dennoch hatte Esau viele aufeinanderfolgende Könige, lange bevor ein Zeichen von Königtum in dem Objekt dieser Verheißung gesehen wurde. Wäre die Passage geschrieben worden, nachdem Saul oder Davids Linie zu regieren begann, wäre die Formulierung anders gewesen, nicht „irgendein“ oder „ein“ König, sondern „der König“ oder „die Könige“.
Wiederum sind 2. Mose 16,35.36; 22,29; 3. Mose 26,34.35.43; 5. Mose 19,14 nur für den schwierig, der den wesentlichen Anspruch der Schrift leugnet. 3. Mose 18,28 wird in seinem wahren Sinn geklärt, indem man einfach die Verse 24 und 25 liest. 4. Mose 15,32 ist ganz klar, wenn es, wie es wahrscheinlich war, in den Ebenen von Moab geschrieben wurde. 1. Mose 40,15 ist ganz natürlich, wenn Joseph auf das Land zurückblickt, in dem sein Vater und er selbst einst zusammen waren, und es mit „die Hebräer“ bezeichnet – ein Name, der unter den Heiden bekannt ist.
Auch die Erwähnung alter Bewohner oder tatsächlicher Herrscher und ihrer Geschichte, wie in 5. Mose 2 und 3, stellt nicht die geringste Schwierigkeit dar. Sie sind an sich von höchstem Interesse, und Mose konnte gut von ihnen sprechen und schreiben.
2. Mose 6,26 hat nichts mit dem Verstreichen einer beträchtlichen Zeit nach Mose zu tun, sondern ist dem Empfinden der Herablassung Gottes geschuldet, der solche Männer durch den Schreiber, der einer von ihnen war, benutzt. Dies mag einem modernen Kritiker belanglos erscheinen: Was erscheint die Kleinlichkeit (und soweit ich Muße hatte, sehr unrichtige Kleinigkeiten zu sichten) denen, die sich an der göttlichen Wahrheit des Umgang Gottes mit dem Menschen für diese Welt und für die Ewigkeit erfreuen? Wenn die Bibel also ein menschliches Buch wäre, könnten solche Texte wie 2. Mose 11,3; 4. Mose 12,7 seltsam erscheinen. Dennoch beweist die Geschichte ihre eindeutige Wahrheit; und die Sprache des Paulus in 2. Korinther 11 mag uns zögern lassen, sie als spätere Hinzufügungen von Esra oder einer anderen autorisierten Hand zu betrachten, da niemand an der Formel „bis auf diesen Tag“ zweifelt. Aber nichts von alledem berührt auch nur im Geringsten den Anspruch Moses, den Pentateuch durch Inspiration geschrieben zu haben.
Nicht nur, dass die „höhere Kritik“ es versäumt, die göttlichen Namen richtig zu erklären, und keine Bemerkung über ihre Verwendung macht, die über die oberflächliche und, wie wir gesehen haben, unbegründete Vorstellung von verschiedenen Daten hinausgeht, sondern ein weiterer bemerkenswerter Zug ist ihre extreme Nachlässigkeit und, ich muss sagen, ihre Falschaussagen über angebliche Tatsachen. So wiederholen selbst Gegner der Neologie nur zu gern die Annahme, dass der angebliche Elohist immer pad-an oder pad-an a’-ram sagt, nicht a’-ram gaharam wie der angebliche Jahwist. Nun ist es aber so, dass Paddan nur ein einziges Mal (1Mo 48,7) in einer Anrede vorkommt, die mit dem Namen El-Schaddai eröffnet und daher von diesem beherrscht wird, dem unterscheidenden Beziehungstitel zu den Patriarchen. Das allererste Vorkommen von Paddan-Aram ist dann in 1. Mose 25,20, wo es durch sieben Verse (12‒18) von Elohim abgetrennt ist, die die Generationen von Ismael und seinen Söhnen beschreiben, und wo es in seiner eigenen unmittelbaren Folge und Verbindung (V. 21) den Namen Jahwes hat. In 1. Mose 28,2 folgt im nächsten Vers nicht Elohim, sondern El-Schaddai, obwohl danach zweifellos Elohim kommt. Aber Jahwe erscheint wiederholt in der Mitte desselben kurzen Kapitels, ebenso wie Elohim am Schluss. Die einzige Kritik, auf die die neue Schule zurückgreifen kann, ist daher die sehr mechanische Methode der Schere, mit der sie diese wenigen Verse, obwohl sie eng miteinander verbunden sind, auf mindestens drei verschiedene Schreiber aufteilt – Verse 1‒9, der Elohist (was den ganz eindeutigen Titel El-Schaddai überhaupt nicht erklärt); 10‒12; 17‒22, der Junior-Elohist (der den nachdrücklichsten Gebrauch von Jahwe im Kapitel, V. 21, übersieht); und 13‒16, der Redakteur. Warum der Jehovist verworfen und der Kompilator oder Herausgeber ersetzt werden sollte, wo der Jahwe-Titel so prominent ist, ist weder erklärt noch ersichtlich. Aber das ist die künstliche Hypothese, die Dr. D. von seinen deutschen Führern entlehnt. 1. Mose 31,18 ist das nächste Vorkommen von Paddan-Aram, das hier auf das Wort Jahwes an Jakob folgt. Jakob nennt ihn wiederholt Gott; aber es ist unmöglich zu leugnen, dass sich die Stelle auf das bezieht, was Jahwe gesagt hat (V. 3). Die Begründung ist also völlig falsch; und der Versuch, Vers 18 für den Elohisten auszuschneiden und den Rest des Kapitels dem jüngeren Elohisten, dem Jehovisten und dem Redakteur zuzuschreiben, wie es Dr. D. tut (Introd. O. T. i. 58, 59), beweist nur die Verzweiflung sowie die Armut des Denkens, auf die solche Kritik ihre Anhänger reduziert. In 1. Mose 33,18 kommt Paddan-Aram wieder vor, aber der Titel, mit dem es am ehesten in Verbindung steht, ist das bemerkenswerte Kompositum El-elohe-Israel, das nach ihrem System sicher nicht rein elohistisch ist. Aber eigenartigerweise scheint Dr. D. hier seine Lektion selbst vergessen zu haben (i. 59), denn er teilt diesen Vers 18 zwischen dem Jehovisten und dem Redakteur auf, indem er dem letzteren die Klausel mit dem Namen gibt, die er auf S. 27 dem Elohisten zuschreibt. Und das ist Kritik! 1. Mose 35,9.26 hat Dr. D. bis zur äußersten Grenze der Hypothese verstümmelt, denn er verteilt sie auf alle vier imaginären Schreiber dieses Buches. Es ist jedoch unmöglich, die Unterscheidungskraft in dem Kapitel von El und El-Schaddai zu leugnen, die nicht elohistisch sind: so genau von 1. Mose 46,15, dem letzten Vorkommen, außer dass El-Schaddai hier nicht ist.
Andererseits ist die Grundlage dafür, Aram-Naharaim für jehovistisch zu erklären, von der schwächsten, wie der Leser spüren wird, wenn er sich versichert, dass es in allen fünf Büchern Mose nur zweimal vorkommt, nämlich in 1. Mose 24,10 und 5. Mose 23,4. Sogar in diesem Wort sucht dieselbe Fatalität des Irrtums den Neologen heim; denn eines der einzigen drei Vorkommen des Wortes außerhalb des Pentateuchs ist in der Überschrift zu Psalm 60, einer der am stärksten elohistischen Kompositionen der Bibel. Außerdem ist es keineswegs bewiesen, dass Paddan-Aram mit Aram-Naharaim identisch ist. Das Hochland der beiden Flüsse kann durchaus das gepflügte Hochland oder die Hochebene von Syrien umfassen, obwohl beide mit ausreichender Genauigkeit für den gewöhnlichen Gebrauch mit Mesopotamien übersetzt werden könnten. Aram ist einfach der umfassendste Begriff von allen und kommt nur einmal im Pentateuch (in 4Mo 23,7) eindeutig im Sinn eines Landes vor, und zwar in der Rede Bileams, der Elohim, Jahwe, Elion und Schaddai in einer Weise verwendet, die den Gedanken an ein jehovistisch Dokument in den Hintergrund drängt.
Ich gebe zu, dass im Allgemeinen Begriffe, die natürliche Arten, Geschlechtsunterschiede, Generationen (außer in einem Ausnahmefall wie 1Mo 2,4), historische Zeitangaben und so weiter ausdrücken, in Schriften vorkommen, in denen Elohim und nicht Jahwe verwendet wird. Das ergibt sich aber aus der Natur der Sache und muss daher auf der Annahme beruhen, dass Mose die fünf Bücher geschrieben hat. Es ist eine Frage der Angemessenheit und Genauigkeit der Sprache, nicht der unterschiedlichen Dokumente. Denn wenn man zum Beispiel die Zeugung als solche oder die Fortdauer der Kreatur oder Tatsachen als solche beschreibt, ist Elohim erforderlich, und der Name einer besonderen Beziehung wäre fehl am Platz.
Wiederum wird uns gesagt, dass „einen Bund stiften“ der elohistische Ausdruck ist, der jehovistische, „einen Bund schließen“ (wörtlich: schneiden). Um nicht mehr über 1. Mose 17,7.19 zu sagen, ist der stärkste mögliche Beweis gegen den ausschließlichen Elohismus der ersten Formel, dass sie in unmittelbarer Folge nach der förmlichen Offenbarung des Namens Jahwes verwendet wird (2Mo 6,2‒4). Ich weiß, dass unsere Scherenkritiker nie an mangelnder Kühnheit scheitern, und dass Dr. D. es wagt, gerade diese Stelle in Vers 1 dem Redakteur und in den Versen 2‒7 dem Elohisten zuzuordnen und Vers 8 dem Jehovisten zu überlassen. Aber die Schrift so zu behandeln, die Stelle als ein so schlecht sortiertes Durcheinander darzustellen, ist reine Willkür und widerspricht ihrem eigenen Prinzip, das behauptet, seine Beweise ganz aus inneren Beweisen zu ziehen. Denn wenn dem so ist, kann nichts sicherer sein als der jehovistische Charakter dieses Kapitels, obwohl, wie wir an anderer Stelle gesehen haben, darauf geachtet wird, zu zeigen, dass Elohim sowohl Jahwe als auch El-Schaddai ist, der von nun an landesweit nach allem, was der Name Jahwe impliziert, als ihr Gott angesehen werden soll. Hesekiel 16,6.62 kann nicht so behandelt werden, als sei es elohistisch. Was die alternative Form (einen Bund schließen) betrifft, so kommt sie nur zweimal im Pentateuch vor, nämlich in 1. Mose 9,12 und 4. Mose 25,12. Von diesem letzten Kapitel ist mir bekannt, dass Dr. D. die Verse 1‒5 jehovistisch, 6‒18 elohistisch nennt. Die beste Antwort ist, die Verse 10‒12 zu lesen, die so beginnen: „Und Jahwe redete.“ Was die ausschließlich jehovistische Formulierung betrifft, so ist der Gegenbeweis ebenso sicher (siehe 1Mo 21,27.32). Ob Junior oder Senior, er ist elohistisch, im Gegensatz zu der angeblichen Unterscheidung. 1. Mose 31,44, das sicher nicht jehovistisch ist; allerdings kann ich nicht nachvollziehen, wie Dr. D (S. 58, 59). die Verse 43–47 tabelliert. Teile von 41 und 48 ordnet er seinem Redakteur zu. Auf jeden Fall widerspricht die Verwendung hier dem System. Der Zusammenhang ist also elohistisch, nicht jehovistisch in Esra 10,3 und Psalm 83,6. Kurzum, der Leser braucht nur zu sichten, um zu beweisen, wie unbegründet die Hypothese in ihren Schlussfolgerungen ist.
Ich halte es jetzt nicht für erforderlich, alle anderen Ausdrücke zu untersuchen, die die elohistischen beziehungsweise die jehovistischen Stellen12 jeweils charakterisieren sollen. Aber der Leser möge versichert sein, dass es in keinem Fall, und sei es die unwichtigste Aussage, klug ist, den Behauptungen des Rationalismus zu vertrauen. Sogar dort, wo ein wahres Element vorhanden sein mag, wird es immer falsch angewandt und im Allgemeinen bis zum letzten Grad übertrieben. So wird viel von „Besitz“ und „Land des Aufenthalts“ als „eigentümlich elohistisch“ gesprochen. Unglücklicherweise widerlegt ihr erstes Vorkommen die Theorie in demselben Kapitel und in demselben Vers (1Mo 17,8) durch die Behauptung, es sei denn, man ist in der Tat schwach genug, ein Kapitel als elohistisch gelten zu lassen, das so beginnt: „Und Abram war 99 Jahre alt, da erschien Jahwe Abram und sprach zu ihm: Ich bin Gott, El-Schaddai“ und so weiter. Wie kann das elohistisch sein, weder älter noch jünger? Es beginnt damit, dass Jahwe sich Abram mit jenem besonderen Namen offenbart, in dem Er und die anderen Väter wandeln sollten, und dann zeigt Er sich als kein anderer als Elohim (V. 12.15.18.19), was von größter Bedeutung war. Ich könnte mir kaum einen befriedigenderen Gegenbeweis für die unterschiedlichen Belege sowie für die Beschränkung der zitierten Sätze auf elohistische Stellen vorstellen. Jede gute hebräische Konkordanz wird eine Vielzahl von Fällen davon finden.
Eine weitere Bemerkung darf hier gemacht werden, und nicht ohne Grund. Die Ungewissheit dieser Spekulationen ist so groß, dass kaum zwei Rationalisten einigermaßen übereinstimmen, nein, kaum einer stimmt mit sich selbst für längere Zeit überein, selbst was die großen Umrisse und Punkte von sehr großer Bedeutung betrifft. So behauptete Dr. Davidson in seinem Beitrag zur zehnten Auflage von Homes Introduction, dass es zwei Dokumente gebe, das elohistische aus der Zeit Josuas und das jehovistische aus der Zeit der Richter, die in einem Werk unter der Herrschaft Sauls oder Davids zusammengefasst worden sein sollen. Von noch größerer Bedeutung ist, dass er dann Mose die Urheberschaft des fünften Buches Mose zuschrieb. Die traditionelle Orthodoxie mag noch eine Kontrolle auf seinen Geist ausgeübt haben; denn man kann kaum von Glauben sprechen, wenn innerhalb von sechs Jahren alles zum Schlechten in seiner eigenen Einführung verändert wurde, auf die so oft Bezug genommen wurde. Ich bin weit davon entfernt, dem Autor zu unterstellen, dass er nicht glaubte, was er in seinem zweiten Band für das Werk des verstorbenen Mr. Home schrieb. Aber man kann seine Ehrlichkeit nur dadurch retten, dass man ihm sowohl den extremen Mangel an Urteilsvermögen in Fragen von sehr großer Tragweite vorwirft (denn die Leugnung dessen, i. 129, wird niemanden außer den Leichtsinnigen befriedigen), als auch die Instabilität, die eine solche Revolution in so kurzer Zeit machen konnte. Wäre es ein junger Mann, so könnte man ihm Unerfahrenheit oder den Einfluss stärkerer Geister zugestehen: Wie es ist, könnte sogar ein Heide sagen: facilis descensus averni (leicht ist der Abstieg zur Unterwelt). Die Anmaßung, die die schlimmsten Anschuldigungen gegen Gottes Wort begleitet, wenn diese auf den fadenscheinigsten Gründen beruhen, ist zutiefst schmerzlich. Jeder, der auch nur im Geringsten mit der Art und Weise vertraut ist, in der der Heilige Geist sich herabgeneigt hat, uns in der Schrift zu belehren, weiß, dass es oft so ist, dass er denselben Gegenstand aufgreift und eine andere Assoziationslinie präsentiert, um uns die Wahrheit vollständig vorzustellen, indem er sie von allen Seiten betrachtet. Nicht anders machen es die weisesten Menschen, soweit ihr kleines Maß zu einer so erschöpfenden Methode fähig ist. Beispiele dafür sehen wir häufig, nicht nur in den fünf Büchern Mose, sondern in jedem Teil der Heiligen Schrift, und nirgends auffälliger als in den inspirierten Berichten unseres Herrn; denn es gilt sowohl für ganze Bücher als auch für die Nachzeichnung bestimmter Themen darin. Man kann leicht den Mangel an geistiger Wahrnehmung verstehen, der eine solche Art der Belehrung übersieht. Aber was soll man von denen denken, die sich nicht scheuen, über das zu urteilen, was, nur weil es göttlich ist, jenseits des natürlichen Verstandes liegen muss; und die, statt auf Gott zu schauen, dass der Eingang seiner Worte das nötige Licht geben möge, es wagen, davon zu sprechen, dass ein Autor in einem solchen Fall sich selbst verdummt, indem er eine wichtige Unterscheidung verkündet, die er in bestimmten Abschnitten gleichmäßig beachtet und in anderen ebenso gleichmäßig verletzt hat?
Andererseits ist es eine Freude zu erfahren, dass De Wette, so spekulativ er auch einst war, ich will nicht sagen, dass er jeden Gedanken unter den Gehorsam Christi gefangengenommen hat, aber sicherlich hat er sich Ihm und seinem Blut zugewandt, mit großer Einfachheit, einige Zeit vor seinem Tod; und dass der verstorbene Baron Bunsen, nach einer Karriere von fast wilderen Theorien über die Schrift als die von Origenes, endlich Ruhe in dem Erlöser gefunden hat, der sie allein den Müden und Schwerbeladenen geben kann und gibt.
Im Großen und Ganzen wird also das Schema von Astruc von keiner oder allen solchen Stellen unterstützt, der kein Lob für einen kritischen Blick verdient, sondern eher einen Tadel dafür, dass er einer ungezügelten Phantasie nachgegeben hat, die schon nicht wenig Unheil unter seinen Anhängern angerichtet hat; und das umso mehr, als sie, nicht gelehrt und schlecht in der göttlichen Wahrheit gegründet, manchmal großen Fleiß und reichliche Gelehrsamkeit auf die bloße Oberfläche der Schriften verwenden, die sie zu ihrer eigenen Zerstörung entreißen.
Eine andere Gelegenheit mag sich bieten, um zu beweisen, wie weit die minutiöse Philologie, die auf das fünfte Buch Mose angewandt wird, wirklich dem Anspruch Moses, es geschrieben zu haben, schwächt. Ich bin selbst davon überzeugt, dass die vermeintlich nachteiligen Erscheinungen nur ein Deckmantel für den Hauptzweck sind, der sich hinter all dem Aufgebot an Schwierigkeiten und Einwänden verbirgt – der Wunsch, die göttliche autoritative Wahrheit loszuwerden, die das Gewissen wie nichts anderes prüfen kann; und das umso mehr, als nicht nur die Propheten, sondern auch der Herr der Herrlichkeit dem Pentateuch als Gottes Wort, das von Mose geschrieben wurde, einen Platz zugewiesen haben, den zu brechen nur die Profanität ausdenken kann.
Wir haben gesehen, dass die positiven Einwände, wenn sie gesiebt werden, entweder zu Boden fallen oder eher zu Zeugen zugunsten der Autorschaft Moses und des inspirierten Charakters der ersten fünf Bücher des Alten Testaments werden. Die angeblichen Auslassungen, richtig betrachtet, bezeugen dasselbe. Ein inspirierter Autor kann und wird gewöhnlich solche Lücken stehenlassen, wie wir sie in der Geschichte des Aufenthalts in der Wüste, den Reisen und Stationen, den gewünschten Angaben über Hur und Jethro und so weiter finden. Das ist in menschlichen Annalen nie so, außer durch Informationsmangel; aber es ergibt sich unmittelbar aus dem moralischen Entwurf der Schrift. Der Mensch liebt es, die Neugierde anzuregen und ihr zu frönen; Gott inspiriert für die Mitteilung seines Geistes, wobei das Bindeglied der Verbindung in dem göttlichen Zweck und den Objekten liegt, nicht in den Fakten, die oft unvollständig und unzusammenhängend wie eine Geschichte sein können. Lass mich die kompetente Meinung von Mr. H. F. Clinton zitieren, die völlig unabhängig von einer Kontroverse gegeben wurde und die dazu dienen kann, mehr als einen Punkt zu illustrieren:
Die Geschichte, die in den hebräischen Schriften enthalten ist, stellt einen bemerkenswerten und erfreulichen Kontrast zu den frühen Berichten der Griechen dar. In letzteren finden wir nur mit Mühe einige obskure Fakten, die uns von den Dichtern überliefert wurden, die mit allen Ausschmückungen der Poesie und der Fabel weitergaben, was sie aus mündlicher Überlieferung erhalten hatten. In den Annalen der hebräischen Nation haben wir authentische Berichte, die von Zeitgenossen geschrieben wurden, und diese schrieben unter der Führung der Inspiration. Was sie uns überliefert haben, steht also unter einer doppelten Sanktion. Sie wurden durch göttliche Eingebung bei der Aufzeichnung von Tatsachen unterstützt, auf die sie sich als bloße menschliche Zeugen13 berufen könnten. Aber wie die Erzählung mit einer Autorität daherkommt, die keine andere Schrift besitzen kann, so hat sie in den berichteten Dingen einen eigenen Charakter. Die Geschichte der Israeliten ist die Geschichte von wundersamen Eingriffen. Ihr Auszug aus Ägypten geschah auf wundersame Weise. Ihr Einzug in das gelobte Land war ein Wunder. Ihr Glück und ihr Unglück in diesem Land, ihre Knechtschaft und ihre Befreiung, ihre Eroberungen und ihre Gefangenschaft, alles war ein Wunder. Die ganze Geschichte, von der Berufung Abrahams bis zum Bau des heiligen Tempels, war eine Reihe von Wundern. Es ist so sehr das Ziel der heiligen Geschichtsschreiber, diese zu beschreiben, dass wenig anderes aufgezeichnet wird. Die gewöhnlichen Ereignisse und Vorgänge, die die zivile Geschichte anderer Staaten ausmachen, werden entweder sehr kurz berichtet oder ganz ausgelassen; die beiläufige Erwähnung dieser Tatsachen ist immer dem Hauptanliegen untergeordnet, die außergewöhnlichen Offenbarungen der göttlichen Macht festzuhalten. Aus diesen Gründen kann die Geschichte der Hebräer nicht wie die Geschichte irgendeines anderen Volkes behandelt werden [genau das, was der Rationalismus zur Entehrung der Schrift und zu seiner eigenen völligen und ruinösen Verwirrung zu tun versucht]; und wer versuchen würde, ihre Geschichte zu schreiben, indem er sie ihres wundersamen Charakters beraubt, würde sich ohne Material wiederfinden. In Übereinstimmung mit diesem Geist gibt es im heiligen Buch keine Historiker für die Zeit, in der das wundersame Eingreifen zurückgenommen wurde. Nach der Ankündigung durch den Mund Maleachis [Kap. 3,1], dass ein Bote gesandt werden sollte, um den Weg zu bereiten, ist das nächste Ereignis, das von irgendeinem inspirierten Schreiber aufgezeichnet wird, die Geburt dieses Boten.14 Aber über den Zeitraum von 400 Jahren zwischen der Verheißung und der Vollendung wird kein Bericht gegeben. Und dieser Zeitraum von mehr als 400 Jahren zwischen Maleachi und dem Täufer ist eigentlich der einzige Teil in der ganzen langen Reihe von Zeitaltern von der Geburt Abrahams bis zur christlichen Ära, der wie die Geschichte irgendeiner anderen Nation behandelt werden kann.“15
„Aus diesem Geist der biblischen Geschichte, in der der Schreiber nicht beabsichtigt, einen vollständigen Bericht über alle Vorgänge zu geben, sondern sich nur auf den Teil zu beschränken, in dem der göttliche Charakter zum Ausdruck kommt, werden viele Dinge ausgelassen, die wir vielleicht wissen wollen, und bei vielen Gelegenheiten wird nur ein Umriss der Geschichte bewahrt“ (Fasti Hellen, i. S. 283‒285).
Dies sind im Großen und Ganzen, ohne für jeden Gedanken oder Ausdruck zu bürgen, Worte der Wahrheit und Nüchternheit. Nicht nur, dass Gottes Wege mit Israel über die bloße Natur hinausgingen, sondern sein Wort in Bezug auf die Patriarchen und sie hat durchweg einen prophetischen Charakter. Sogar ein so gewöhnlicher Vorgang wie die häuslichen Schwierigkeiten Saras und Hagars in Bezug auf Isaak und Ismael kennen wir aufgrund inspirierter Autorität als Allegorie der beiden Bündnisse und des Widerstands des Fleisches gegen die Verheißung und den Geist. So werden wir gelehrt, dass Melchisedek in 1. Mose 14 ein höheres Priestertum repräsentiert als das Aarons, das jetzt in Christus verwirklicht ist und in seinem Reich entfaltet wird. Kurzum, überall wählte Gott durch die inspirierten Schreiber solche Tatsachen aus, die geeignet waren, völlig zu zeigen, was der Mensch in seinem moralischen Urteil ist und was Gott in der Gnade oder in der Regierung ist, wovon Christus der einzige vollständige Ausdruck ist. Die ganze Heilige Schrift ist die Beschreibung dieses zentralen Gedankens – nicht, dass die verschiedenen Schreiber die Bedeutung all dessen, was sie schrieben, kannten, besonders die vor Christus, sondern dass Er es tat, der sie alle zum Schreiben inspirierte.
Daher gibt es ein großes System, von dem die verschiedenen Bücher einen Teil bilden und jedes den Platz ausfüllt, der ihm im Plan Gottes zugewiesen ist. Obwohl jedes Buch eine eigene Einheit hat und bestimmte Bücher sich gegenseitig in einer Weise ergänzen können, die offensichtlich außerhalb des Denkens der Schreiber liegt, bilden sie alle ein göttliches Ganzes.
So werden im ersten Buch Mose unter den einfachsten Formen des Wortes oder der Tat die großen Prinzipien des göttlichen Handelns und der Beziehung zum Menschen von den frühesten Tagen an gesehen, die als Vorbilder bis zu den letzten fortbestehen: die Schöpfung, die menschliche Verantwortung, die Sünde, die Offenbarung eines Erlösers in der Gnade, das Opfer im Glauben, die Welt in ihrer Anbetung und in ihrem äußeren Fortschritt, die Entrückung in den Himmel, die Verderbnis und Gewalt auf der Erde, das Gericht der Vorsehung und die Befreiung durch sie, der Bund mit der Erde, die menschliche Regierung, die nicht von Gott bestimmt ist, die Vereinigung der Menschen im Hochmut, die Zerstreuung in Nationen, Stämme und Sprachen durch das göttliche Gericht, die Berufung durch die Gnade als ein gesondertes Zeugnis für den Gott der Verheißung, der auferstandene Sohn und Erbe mit der Berufung der Braut; die Auserwählung für die Erde, die eine Zeit lang verstoßen wurde, aber nach demütigenden Erfahrungen wiederhergestellt und gesegnet wurde; und dies in Verbindung mit einem heiligen Leidenden, der von seinen Brüdern verworfen und an die Heiden verkauft wurde, aber gerade durch diesen Weg des Kummers über die Welt erhoben wurde, während er Israel unbekannt war, und eine Braut aus den Heiden empfing, sich aber schließlich seinen Brüdern zu erkennen gab, die durch ihre geheime Not bewahrt wurden, und nun in Ihm die Gnade und Herrlichkeit besaßen, die sie so lange verachtet und gehasst hatten.
Im zweiten Buch Mose sehen wir nicht einzelne Menschen oder eine Familie, sondern ein Volk, das Volk Gottes, erlöst aus dem Haus der Knechtschaft und zu Gott gebracht aus der Welt, die unter seine mächtige Hand fällt, und Züchtigungen in immer höherem Charakter, bis die vernachlässigte Züchtigung im vernichtenden Gericht endet; aber das Volk Gottes selbst, das seine Gnade, die es den ganzen lehrreichen Weg von Ägypten bis zum Sinai führte, nicht zu würdigen vermochte und freiwillig die Bedingungen des Gehorsams gegenüber dem Gesetz als Mittel und Besitz des göttlichen Privilegs akzeptierte, noch im Schatten der Stiftshütte und so weiter, seine Gnade in Christus mit auffallender Vielfalt und Fülle verkörpert.
Das dritte Buch Mose zeigt uns als nächstes, wie Gott von der Stiftshütte aus die Mittel und den Charakter und die Folgen des Zugangs zu sich selbst durch Opfer und Priestertum und Verordnungen für Nahrung, Geburt, Krankheit, Gebrechen und so weiter und Feste für das Volk, in dessen Mitte Er wohnt, festlegt, mit der Prophezeiung ihres Verderbens und Exils wegen rebellischen und götzendienerischen Unglaubens, aber ihrer Wiederherstellung, wenn sie durch seine Gnade umkehren und so die Verheißungen genießen, die ihren Vätern gemacht wurden.
Das vierte Buch Mose beschreibt uns den Aufenthalt und die Wanderung des Volkes durch die Wüste, mit den Vorkehrungen der Gnade, dem vollständigen Bericht über ihren Unglauben, sowohl was den Weg als auch das Ende betrifft, dem Urteil über Anmaßung und Rebellion und dem Versuch des Feindes, die Hinwendung Gottes zu der großartigsten Rechtfertigung seines Volkes und der Zusicherung zukünftiger Herrlichkeit, wenn Er die Welt richtet, zu verhindern, mit Tatsachen und Verordnungen, die auf ihren Besitz des verheißenen Landes vorausschauen.
Das fünfte Buch Mose ist nicht nur ein Abschied mit einer moralischen Wiederholung des Gesetzes, sondern auch eine Beschreibung der Wege Gottes mit Israel, die den Gehorsam als den Weg des Segens aufzeigen. Als die letzten Worte dessen, der das wichtigste Vorbild des Messias als Prophet war, fordert es das Volk, das kurz vor dem Einzug in das Land steht, zu einer direkteren Beziehung zu Jahwe, ihrem Gott, auf, und während er ihren Untergang durch Ungehorsam voraussagt, weist es verschleiert auf „geheime Dinge“ hin, auf die Quellen der göttlichen Barmherzigkeit, in denen Er alles zu ihrer Errettung und seiner eigenen Herrlichkeit am letzten Tag mehr als zurückholen wird.
Es gibt also eine tiefe innere Verbindung sowie einen Fortschritt in den fünf Büchern Mose, und der Leser, der unter die Oberfläche schaut, wird Beweise dafür finden, die sich bei seinem betenden Studium vervielfachen. Und dasselbe Prinzip gilt für die gesamte Bibel von 1. Mose bis zum Buch der Offenbarung, deren Verbindungen untereinander ebenso stark wie zahlreich sind, und die vergleichsweise indirekt oder verborgen ein umso unbestreitbareres Zeugnis für den einen göttlichen Autor all dieser Bücher sind.
1 Eine Einführung in das Alte Testament, kritisch, historisch und theologisch; mit einer Erörterung der wichtigsten Fragen, die zu den einzelnen Büchern gehören, von Samuel Davidson, D. D., von der Universität Halle, und LL. D., Bd. i. 124.↩︎
2 Daher, folglich.↩︎
3 O. Skeptiker (WM).↩︎
4 Ich beziehe mich nicht auf Fragen der Lesarten, Übersetzungen oder Auslegungen, die von der göttlichen Offenbarung ganz verschieden sind und allein zum verantwortlichen Gebrauch der Offenbarung durch den Menschen gehören.↩︎
5 Autorität in Herrschaft oder Ernennung und Inspiration, die sie mit den Propheten teilen könnten, sind sehr unterschiedliche Dinge, von denen keines geleugnet wird. Niemand außer Gott ist jedoch unfehlbar.↩︎
6 Auf Deutsch: predigtmäßige Wiederholung (WM).↩︎
7 Introd. O. T. i. 75, 76; 356, 357; 364; 377, 378; 395, 396.↩︎
8 Es ist nicht wahr, dass „Gesetz, Ordnung, Gleichförmigkeit, Langsamkeit, Parteilichkeit diese Veränderungen charakterisieren; nicht Plötzlichkeit oder Universalität. Universelle Zerstörung und Wiederaufbau – Anarchie gefolgt von Ordnung – sind Dinge, die der Wissenschaft unbekannt sind und allen ihren grundlegenden Schlussfolgerungen entgegenstehen.“ Ein wenig Lernen ist eine gefährliche Sache. Hätte man gesagt, dass, einmal festgestellt, dies der Weg des Schöpfers ist, solange ein gegebener Zustand der Dinge andauern darf, hätte Dr. D. recht gehabt; aber die Dinge so absolut zu setzen, ist nur die Wissenschaft ungläubiger Progressionisten oder unvorsichtiger Menschen, wie der verstorbene Hugh Miller, die in gewissem Maß von ihnen verführt wurden. Gesetze der Erscheinungen sind ganz verschieden von den Ursachen; und der Grund, warum die Modernen das Letzte mit dem Ersten verschmelzen, ist der instinktive Wunsch, dem Gedanken an die Schöpfung und damit an den wahren Gott zu entkommen. Der Positivismus ist die niedrigste Form von allen und ist daher im Wesentlichen atheistisch. Aber der Leser, der eine ruhige und vollständige und genaue Darstellung der Tatsachen zu finden wünscht, kann sie in D’Orbignys Cours de Paléontologie et de Géologie Stratigraphiques finden, besonders in Kapitel 9, Bd. ii, S. 251‒258. Es gibt kaum einen feineren Fall von geduldiger Induktion, noch in deutlicherem Widerspruch zum angeblichen Gesetz der Kontinuität, und dies ohne eine Anspielung auf 1. Mose oder einen Gedanken über die größte mir bekannte Sammlung der Fakten der geologischen Wissenschaft hinaus. Sogar die tertiäre Periode allein, so zeigt er, muss in fünf verschiedene Aufeinanderfolgen unterteilt werden, und in ihnen von 6042 Arten 91 nur zwei oder mehr gemeinsam, aber alle verschieden von den bestehenden Arten der adamitischen Erde. „Une première création s'est montrée avec l’étage silurien. Après lʼanéantissement de celle-ci, par une cause géologique quelconque, après un laps de temps considérable, une seconde création a eu lieu dans l’étage devonien; et successivement vingt-sept fois des créations distinctes vent venues repeupler toute la terre de ses plantes et de ses animaux, à la suite de cheque perturbation géologique qui avait tout détruit dans la nature vivante. Tel est le fait nous bornons à constater, sans chercher à percer le mystère surhumain qui l’environne.“ Dieses Zeugnis ist wahr; aber die Bibel führt den einfachsten Gläubigen mit sicherem Fuß und geöffneten Augen dorthin, wo der bloße Mann der Wissenschaft durch einen undurchdringlichen Schleier eingenommen wird. Die Schrift behauptet die ursprüngliche Schöpfung und dann die Zerstörung: Wie oft Erneuerungen und Zerstörungen gefolgt sein mögen, sagt sie nicht; aber nachdem sie uns den Schlüssel zu beiden Tatsachen gegeben hat, sagt sie uns, was uns moralisch am meisten angeht, die Einzelheiten des Aufbaus der Welt, in der das Menschengeschlecht versucht werden und fallen würde, in der der Schöpfer in souveräner Gnade der Nachkomme der Frau werden und durch sein Leiden und seinen Tod mehr als verloren zum Segen der Kreatur zur Ehre Gottes gewinnen sollte.↩︎
9 Es ist die gröbste Unwissenheit, die durch den Sündenfall erworbene Erkenntnis von Gut und Böse (d. h. das Gewissen) mit dem Bild und Gleichnis Gottes zu verwechseln, in dem Adam geschaffen wurde.↩︎
10 Weder der Name El-Elyon (der allerhöchste Gott) noch irgendein anderes Merkmal in 1. Mose 14 ist ein ausreichender Grund, um die Vorstellung zu rechtfertigen, dass es sich um ein „Monogramm“ aus einer anderen Feder handelt. Es steht in engstem moralischen Zusammenhang mit 1. Mose 13. Lot hat sich für sich selbst entschieden und wird, nachdem er bald die Leiden der Welt gekostet hat, nur durch die prompte Liebe dessen befreit, der im Glauben wandelte, während er selbst der Habgier nachgegeben hatte. Ferner kann ich nicht daran zweifeln, dass Jahwes Erklärung in 1. Mose 15,1: „ich bin dir dein Schild, dein sehr großer Lohn“ eine anspielende Antwort seinerseits auf die edle und großzügige Uneigennützigkeit Abrams ist, die am Ende von Kapitel 14. So scheint der Bericht so mit den Kapiteln davor und danach verbunden zu sein, dass die Vorstellung widerlegt wird, es handele sich um ein altes Denkmal, das in das Buch Mose übertragen wurde.↩︎
11 Lobende, festliche Rede an einen Herrscher (WM).↩︎
12 Die angebliche Bestätigung der elohistischen und jehovistischen Hypothese, die aus den wenigen mit Jahwe zusammengesetzten Eigennamen vor Samuel und David (Intro. O. T. i. 19) gezogen wird, ist null und nichtig. Es war natürlich, dass sie den Namen mehr benutzten, als er ihnen in nationaler Beziehung offenbart wurde, obwohl er nicht allgemein wurde, bis Samuel in Maßen und David, der treu und gehorsam war, voll und ganz einrichteten, was Mose befohlen hatte, was aber Jahrhunderte vorher grob vernachlässigt worden war.↩︎
13 „Man kann sagen, dass Mose kein Zeuge der Tatsachen war, die er zwischen der Geburt oder der Berufung Abrahams (wenn man sagen kann, dass die Geschichte der Hebräer richtig beginnt) und seiner eigenen Zeit berichtet. Aber es gab so wenige Schritte zwischen Abraham und Mose, dass er, obwohl er kein Zeuge war, ein authentischer Berichterstatter von Beweisen war. In der folgenden Geschichte, vom Auszug bis zum Wiederaufbau des Tempels, waren alle Schreiber, strenggenommen, Zeugen.“↩︎
14 „Oder zumindest die Umstände, die ihm vorausgingen: Lukas 1,1-56. Augustinus Civ. Dei. xvii. 24, hat dieses Aufhören der Prophezeiung bemerkt: Toto,“ und so weiter.↩︎
15 „Denn während dieser Zeit wurden die göttlichen Eingriffe zurückgehalten, und die Juden wurden dem gewöhnlichen Lauf der Dinge überlassen. Und wir können bemerken, dass in allen Zeitaltern ihrer Geschichte göttliche Inspiration in genauem Verhältnis zur Notwendigkeit des Falles gewährt wurde. Inspiration wurde Noah, Abraham und Mose zuteil; und von Mose bis Maleachi gab es eine ununterbrochene Mitteilung des göttlichen Willens durch inspiriertes Wirken an das auserwählte Volk. Durch dieses auserwählte Volk wurde die Erkenntnis der Gottheit durch so viele Zeitalter inmitten der Finsternis und des Götzendienstes und Polytheismus der anderen Nationen der Welt bewahrt. Und das Maß der Inspiration war immer im Verhältnis zur Notlage. Die größten Propheten traten in den schwierigsten Zeiten auf. Die Herrschaft Ahabs wurde durch Elia und Elisa aufgezeichnet. Jesaja prophezeite noch zur Zeit des Ahas. Und während der Gefangenschaft trösteten und belehrten viele bedeutende Propheten die Juden in ihrem Unglück. Aber mit Maleachi hörte die Inspiration auf, und die Juden wurden den Anstrengungen ihrer eigenen Fähigkeiten überlassen. Die Inspiration scheint zurückgezogen worden zu sein, weil sie für die Zwecke der Vorsehung nicht mehr notwendig war.
Der Charakter der Juden in ihrer Gefangenschaft hatte eine bemerkenswerte Veränderung durchgemacht. Während der Zeit ihrer Richter waren sie leicht zu den Götzendiensten ihrer Nachbarn verführt worden; aber nach ihrer Rückkehr aus Babylon zeigten sie einen Geist der Anhänglichkeit an ihr Gesetz und an ihre heiligen Bücher, den sie unter allen Umständen mit unglaublicher Festigkeit aufrechterhielten. Ein Volk mit solchen Gewohnheiten, wie sie sie nun erworben hatten, war hervorragend geeignet für die Aufgabe, für das sie bestimmt waren, Hüter der Aussprüche Gottes zu sein, ἐπιστεύθησαν τὰ λόγια τοῦ Θεοῦ (Röm 3,2) Josephus Apion, i. 8, ρεμαρκς οφ ηις χουντρψμεν, πᾶσι σύμφυτόν ἐστιν εὐθὺς ἐκ τῆς πρώτης γενέσεως Ἰουδαίοις Το τὸ αὐτὰ Θεοῦ δόγματα, καὶ τούτοις ἐμμένειν, καὶ ὑπὲρ αὐτῶν, Ελ δέοι θνήσκειν ἡδέως. Die wundersame Hilfe war nun also nicht mehr notwendig, um sie für ihre Aufgabe zu befähigen, und wurde dementsprechend zurückgehalten. Wie in der materiellen Welt die Vorsehung überall die Mittel dem Zweck angepasst hatte, wobei die Kräfte nicht größer waren, als es die Gelegenheit erforderte, so scheint es, dass in seinen geistigen Mitteilungen außergewöhnliche Hilfen nur dann gewährt werden, wenn der gewöhnliche Einfluss unzureichend ist. Bei der Geburt des Messias verlangte die Größe des Anlasses, dass die göttliche Mitteilung nach einer Unterbrechung von vier Jahrhunderten wieder erfolgen sollte; und die Evangelisten und Apostel waren mit übernatürlichen Gaben und Kräften ausgestattet, die den Aufgaben, die sie zu erfüllen hatten, angemessen waren.“↩︎