Behandelter Abschnitt Off 6,3-8
Das zweite Dritte und vierte Siegel
(Kap. 6, 3-8)
Gott hat die Erde sehr gut geschaffen (1. Mose 1); durch die Sünde hat sie jedoch ihr herrliches Kleid verloren und ist unter das Joch der Eitelkeit gekommen. Aber Gott und das Lamm sind an der Arbeit, das verlorene Paradies wieder herzustellen und den Menschen wieder dahin zurückzubringen. Durch folgendes erhalten wir so recht einen Einblick in das, was sich nach der Entrückung der Gemeinde bis zur Fülle der Zeiten (Eph 1,10), d. h. bis zur Errichtung des Tausendjährigen Reiches auf Erden abspielen wird. Unser Gegenstand bringt uns auf diesem Weg ein Stück weiter. Was lehren uns die drei Reiter?
Das feuerrote Pferd. Das Lamm bricht das zweite Siegel, und schon ruft das zweite lebendige Wesen, das mit dem Angesicht eines Kalbes, dem Reiter auf rotem Pferd sein « Komm» zu. Mit jedem Siegel, das gebrochen wird, geschieht etwas Neues. Den Herrn Jesus Christus, das Lamm, verwerfen bedeutet, den Antichrist annehmen. Dass die Menschen dem G e s e t z 1 o s e n der Endzeit, der mit großen Zeichen und Wundern auftritt, glauben, verwundert uns nicht; denn in dieser Verirrung besteht ja gerade das Gericht, das diejenigen ereilt, die dem Evangelium nicht gehorchten (2Thes 2,12). Schreckliches ereignet sich beim zweiten Siegel.
Eine friedelose Erde (Vers 4). Während der letzten Weltkriege äußerten die Menschen sich vielfach dahin, dass der Friede von der Erde genommen sei. Einsichtige Schriftforscher sagten dies nicht nach. Sie waren sich bewusst, dass große Ereignisse ihre Schatten vorauswerfen und es sich gegenwärtig noch keineswegs um die buchstäbliche Erfüllung von Vers 4 handeln konnte. Der durch den ersten Reiter gebrachte Sieg und Friede ist nur von kurzer Dauer. Alsbald folgt der zweite Reiter mit einem großen Schwert ausgerüstet, das auf die Schrecklichkeit eines grausamen Krieges hindeutet. Auch die feuerrote Farbe redet ihre eigene Sprache. Hier haben wir die Erfüllung von 1Thes 5,3. Der weiße Reiter hatte Frieden versprochen, und die Menschheit hat ihm geglaubt. aber siehe, unsagbares Schlachten und Morden folgt. Jeder den Menschen versprochene Friede ist ein falscher Friede. Erst mit dem Kommen des wahren Königs beginnt auch der wahre Friede. Es ist unmöglich, Frieden zu schaffen ohne den Friedefürsten. Der Ausgang von Vers 4 ist Anarchie, Auflehnung gegen die zu strenge Diktatur, Umsturz und Bürgerkrieg. Furchtbar!
Diese Stelle bezieht sich nach Mt 24,6-7 auf die ganze Erde. Hier findet eine allgemeine Auflösung der Völker bei ihrer Gleichschaltung zum Weltreich des Antichristen statt (Hes 38,21; Jer 25,29). Das Schwert ist eine der vier Strafen, die über die Erde geschickt werden (Hes 14,13-21).
Die Prophetie des Alten Bundes stimmt mit den Gesichten und Weissagungen der Offenbarung völlig überein. Hierzu lassen wir einige Stellen des Alten Testamentes folgen, die von den großen Kriegen und Konflikten der Endzeit reden (2Chr 15,5-6; Jer 25,15-33; Hes 38,21; 14,13-21; Dan 11,33; Joel 2,2-11; 3,6-21; Micha 7). Die Zusammengehörigkeit beider Prophetien ist zu deutlich, als dass sie von den einfachen Bibellesern auch nur im geringsten angezweifelt werden könnte. Angezweifelt wird sie in ihrem Zusammenhang nur von den unbarmherzigen und gelehrten Sezierern des untrüglichen Wortes Gottes.
Das schwarze Pferd (Vers 5-6). Das Lamm öffnet das dritte Siegel. Nun ruft das lebendige Wesen mit dem Menschengesicht dem Reiter auf schwarzem Pferd sein « K o m m » zu. Er lässt nicht auf sich warten. Hungersnot bringt er! Armut, Not, Siechtum, Lebensmüdigkeit, körperliche und seelische Zerrüttung, zerschlagene Zukunftspläne, Trauer und Todesschatten liegen auf den Angesichtern. Der Reihe nach fordert er seine Opfer und feiert seine Siege. Es steht nicht umsonst geschrieben: «Die vom Schwert Erschlagenen sind glücklicher als die vom Hunger Getöteten, welche hinschmachten, durchbohrt vom Mangel an Früchten des Feldes (Klgl 4,9).
Eine Preisliste im Himmel (Vers 6). Es sind teure Zeiten! Brot nach
Gewicht zugeteilt bedeutet: äußerst knappe Rationierung (
Wohlan ihr Reichen! Weinet, jammert über das Elend, das euch droht (Jak 5,1). Und doch ist Gott gnädig und barmherzig bis zum äußersten. Er behält sich eine Ausnahme vor. Es heißt: «Das Öl und den Wein beschädige nicht.» Im materiellen Sinne können die Reichen sich diese Nahrungs‑ und Stärkungsmittel noch kaufen (die Güte Gottes soll sie zur Buße treiben), aber schon im sechsten Siegel sehen wir auch sie in schwerem Gericht. Im geistlichen Sinne darf das Öl (Symbol des Heiligen Geistes) und der Wein (Symbol der Freude) nicht angetastet werden. Den Kindern Gottes jener Tage wird die Freude am Herrn, gewirkt durch den Heiligen Geist, nicht entzogen werden.
Das fahle Pferd (Vers 7-8). Die bisherigen Reiter hatten keinen Namen, dieser aber heißt «Tod ». Den Fürsten des Lebens haben die Menschen verworfen, nun kommt der Tod. Der Herr Jesus sagt: «Ich bin gekommen, dass sie Leben und volle Genüge haben.» Wer hat diesem Zeugnis geglaubt? Darf Gott diesen Unglauben nicht mit Vergeltung heimsuchen?
Das Pferd ist fahl. Es hat die Farbe des fallenden Laubes. Der Hades ist in seinem Gefolge. Der Tod erfasst die Leiber, der Hades umarmt die Seelen. In diesem schrecklichen Siegel wirken alle vorhergehenden Reiter zusammen (Vers 8), nämlich Schwert, Pest, Hunger und wilde Tiere. Wie folgenschwer die Gerichte Gottes sein werden, geht daraus hervor, dass ein Viertel der Menschheit durch sie umkommen wird. So redet Gott in Seinen Gerichten (Hes 14,21), und trotzdem wirken diese Schrecken keine Buße. Die Welt mit ihrem Gerede vom Anbruch einer besseren Zeit kann hier ihre Zukunft erkennen. Der Gläubige hingegen darf sich glücklich schätzen, weil er weiß, dass er v o r diesen argen Heimsuchungen zum Herrn entrückt wird.