Behandelter Abschnitt Apg 20,28-29
Habt acht!
Dieses schlichte, einfache Wort, das der Apostel bei seinem Abschied von Milet den Ältesten nahe legte, ist sehr beachtenswert. Dieser Zuspruch geht zwar im allgemeinen alle Kinder Gottes an, hier aber besonders die Ältesten (Vorsteher), denen Gott die Sorge um die Gemeinde anvertraut hat. Schon in den vorhergehenden Kapiteln haben wir zu wiederholten Malen von Ältesten der Gemeinde gelesen, und wir wollen versuchen, uns ein kleines Bild über sie zu machen.
Ihre göttliche Berufung (Vers 28). Paulus sagt in bezug auf sie: „In welche (nämlich in die Gemeinde) euch der Heilige Geist gesetzt hat.“ Nach dem Grundsatz der Schrift wird also keiner aus eigener Wahl ein Ältester (1Kor 12,28; Eph 4,11). Diese Berufung ist Sache des Heiligen Geistes, obwohl Älteste durch andere Diener Gottes nach reichlicher Überprüfung und vielem Gebet an diesen Platz gestellt werden (Apg 14,23; Tit 1,5). Später hat der Heilige Geist die sittlichen Voraussetzungen der Ältesten festgelegt, so dass die Wahl bedeutend erleichtert wurde (1Tim 3,14-15). Männer, denen die gottgewollten Eigenschaften fehlen, hat der Heilige Geist nicht erwählt. Und was den Dienst selber betrifft, so ist er keineswegs ein leichter, noch beneidenswerter, da er vielfach trotz ungeheuchelter Hingabe von andern in geistloser und unüberdachter Weise bekrittelt wird.
Ihre große Aufgabe. Sie lautet: „Habt acht!“ Der Apostel redet von einem doppelten Achthaben. a) „Habt acht auf euch selbst!“ Wer nie gelernt hat, sich selbst in Zucht zu halten, kann unmöglich die Herde Gottes betreuen. Vorab müssen die eigenen Beziehungen zum Herrn geordnet und die eigene Seele durchs Wort genährt sein, ehe ein Bruder als Ältester einer Gemeinde vorstehen kann. Ohne lebendigen Glauben, Reinheit des Herzens, Selbstlosigkeit, Lehrfähigkeit und inniger Gemeinschaft mit dem Erzhirten geht es nicht. Ehe das Volk Israel ins Land Kanaan einzog, um das Schwert gegen die Kanaaniter zu ergreifen, musste Israel die steinernen Messer zuerst an sich selbst legen und die Schande Ägyptens ablegen (Jos 5,2 f.). Es kann also keiner in Sünden leben, vor welchen er andere warnt, ohne selbst verwerflich zu werden (1Kor 9,27; 1Tim 4,16). Habt acht auf euch selbst! b) „Und auf die Herde.“ Die Gemeinde wird des öfteren mit einer Herde verglichen (Ps 77,21; Mt 26,31; Lk 12,32; Joh 21,15-17; 1Pet 5,2). In dieser Herde ist der Herr selbst der gute Hirte (Joh 10,14). In Heb 13,20 wird der Auferstandene „der große Hirte der Schafe“ genannt; und in Verbindung mit Seiner Wiederkunft trägt Er den Titel „Erzhirte“ (1Pet 5,4). Älteste werden also im Blick auf den guten Hirten nicht Herrscher über die Herde sein, sondern ihre Hüter (1Pet 5,3). Sie werden die Herde:
W e i d e n (Joh 21,15-17; 1Pet 5,2), indem sie dieselbe auf grüne Auen und zu frischen Wassern führen, und sie in der gesunden Lehre unterweisen (1Tim 4,6; Tit 2,8).
Über sie wachen (Heb 13,17), damit sie sich nicht verirre.
Auf ihren Wandel acht haben, und, wenn nötig, auch die gegebene Zucht
anwenden (1Kor 5,45; 2Kor 2,6; Gal 6,1;
Sie bewahren (Vers 29). Keinem Wolf soll es gelingen, unter ihrer Aufsicht in die Herde einzudringen; keinem falschen Lehrer soll es möglich werden, sie zu verderben (1Tim 1,3 - 7,19; 4,1-6; z. Tim. 2, 18; 3, 6; Tit 1,10; 2Pet 2,1-3; 1Joh 4,1). Je näher wir der Endzeit entgegengehen, um so bedenklicher werden die Irrtümer, darum: „Habt acht auf die Herde!“
Wie die Ältesten diesen Dienst ausüben sollen.
Nach dem Vorbild des Herrn. Die Evangelien geben uns viele Beispiele von Seinem Hirtendienst. Auch Paulus hinterlässt uns in unserm Text großartigen Anschauungsunterricht (Vers 20). Er diente unter vielen Tränen Tag und Nacht (Vers 31). Sie waren der Ausdruck seines tiefen Schmerzes über verirrte, verwundete und halbtote Schafe Jesu Christi.
Weshalb Älteste der Gemeinde also dienen sollen.
Weil sie der wertvollste Besitz des Herrn ist, den Er sich mit Seinem eigenen Blut und Leben erkauft hat (Vers 28). Der Herr ist außer Landes gegangen und hat Seine Habe (Seine Herde) den Ältesten anvertraut in der Erwartung, dieselbe an Seiner Statt mit Liebe und Hingabe so zu hüten, wie Er es selbst getan hätte.
Wenn der Erzhirte erscheinen wird (1Pet 5,4). Der Herr vergisst kein Werk der Liebe, auch nicht das geringste, das den Seinen getan wird (Heb 6,10). In Vers 31 spricht der Apostel von einem Erbe; also von einer Belohnung, welche denen zuteil wird, die in Treue und Pflichterfüllung die Herde hüteten. Diejenigen, welche treu waren, werden auch wie Paulus am Abrechnungstage freigesprochen vom Blute derer, die nicht gerettet werden wollten und weiterhin in der Irre gingen (Vers 26).