Behandelter Abschnitt Apg 12,3-17
Der gefangene und befreite Petrus ist ein treffliches Beispiel sowohl von der Treue Gottes, als auch ein markantes Bild des Sünders in seinen Gebundenheiten und der darauffolgenden göttlichen Errettung aus Sündenketten. Von diesem Gesichtspunkte aus wollen wir die Befreiung des Petrus betrachten.
Der gebundene Sünder. Die Schrift redet des öfteren von Gebundenen, von Sklaven der Sünde. Hierzu bietet diese Geschichte eine praktische Illustration. Man versetze sich in die geradezu hoffnungslose Situation des Petrus. Da lag er im Gefängnis, mit zwei Ketten gebunden, zwischen zwei Kriegsknechten. Viermal vier Wächter verwahrten außerdem das Gefängnis; dazu standen Wächter vor dem Tor. Jedes Entkommen war nach menschlicher Berechnung ausgeschlossen. Herodes, ein Bild Satans, der den Menschen gebunden hält, bot alles auf, damit der Gefangene ja nicht entkomme. Dies ist immer noch die unveränderte Art Satans. Furchtbar sind seine Bollwerke (1Joh 3,8), und groß ist seine Macht (Kol 1,13). Fest umschlingen die Ketten der Leidenschaft den Sünder, dazu sind Wille und Verstand gefangen und verfinstert. Da ist keiner, den Satan nicht gebunden hätte. Der eine ist mit Seilen der groben Sünden und Laster festgehalten, der andere mit Fäden der Unterlassungen (Mt 25,41 ff.); aber gebunden sind sie alle. Und löst sie der große Befreier „Jesus“ nicht, dann enden sie mit ihren Gebundenheiten im ewigen Verderben.
Eine große Befreiung. Wie geschah sie? Durch Fürbitte (Vers 5). Die Gemeinde betete ernstlich für den Gefangenen. Und wie die Gemeinde damals vor Gott eintrat, so bittet sie heule um die Befreiung des in Leidenschaften gebundenen Sünders, und ohne Unterlass lieben sich deshalb viele heilige Hände zu Gott empor. Eltern beten für ihre in Wehlust und Sünde gefangenen Kinder, Frauen für ihre gebundenen Männer und Gott erhört das Flehen der Seinen zu Seiner Zeit. Der Herr ist ja gekommen Gefangene zu befreien (Jes 61,1: Lk 4,18), und wo immer ernste Fürbitte geübt wird, da greift der Retter ein und gibt Befreiung.
Der mächtige Befreier. Beachten wir, wann und wie der Herr eingriff:
Er kam in letzter Stunde. In der Nacht vor der Hinrichtung des Petrus (Vers 18, 19). Meistens sendet Gott Seine Boten früher, oft aber auch erst im letzten Augenblick. Was tat der himmlische Bote?
Er erleuchtete das Gefängnis. Der Sünder braucht Licht (
Er schlug Petrus an die Seite (Vers 7; Eph 5,14). Wie oft muss doch Gott einen Sünder durch allerlei Nöte und Leiden hart schlagen, bis er endlich aufwacht; meistens aber schlägt Er das Gewissen, bis der Sünder in seiner Not wie jener Kerkermeister ruft: „Was soll ich tun, dass ich selig werde?“
Er befahl dem Petrus: „Stehe schnell auf!“ (Vers 7.) „Eile, rette deine Seele“, sagten die Engel zu Lot. Wieso? Weil die Lage so ernst war. Und was tat Petrus? Er gehorchte. Er sagte nicht: Jeder Rettungsversuch ist nutzlos; denn ich bin mit Ketten gebunden und Wächter verwahren das Gefängnis. Petrus blickte nicht auf die Umstände, er gehorchte ganz einfach Seinem Gott. Die Ketten fielen von selbst, als Petrus dem Befehl nachkam und aufstand. Genau so muss der Sünder handeln, wenn Gott ihn ruf t.
Der Engel dachte an alles. Selbst Gürtel, Schuhe und Mantel waren nicht vergessen, weil er sie für die Reise benötigte. Desgleichen muss der Gerettete eine Ausrüstung haben (Eph 6,13 f.).
Folge mir nach! Auch das tat Petrus. Die Ketten waren bereits
gefallen und die Wächter waren als existierten sie nicht. Zuletzt war
noch das eiserne Tor, das in die Freiheit führte, zu überwinden. Wie h i
e r durchkommen? So steht mancher Sünder bangend vor dem eisernen Tor,
vor dem scheinbar Unmöglichen, das Satan ihm vorlügt. Folge nur! Dein
eisernes Tor wird sich von selbst öffnen, wie bei Petrus. „Klopfet an,
so wird euch aufgetan“ ist noch heute der Weg zur Freiheit (
Selige Gewissheit. Außerhalb des eisernen Tores ging der Engel des Herrn noch e i n e Straße weit mit Petrus, und das war die einzig richtige. Auf rechter Straße fand er dann seinen Weg weiter bis ans Ziel. Petrus rief erfreut aus: „Nun weiß ich!“ Was wusste er denn? Dass Gott Seinen Engel gesandt; dass er frei war und dem Tode entronnen (Vers 11; Dan 6,22,23). Befreitsein aus Satans Banden bringt selige Gewissheit. Der Sünder weiß, dass er erlöst und seine Sünde vergeben ist. Er dankt Gott für die Befreiung und wie der Blindgeborene sagt er: „Ich weiß, dass ich blind war und nun sehe“ (Joh 9,25). Aller Ruhm gehört dem Befreier.
Der neue Weg (Vers 12). Petri erster Weg nach der Befreiung war in die Gemeinde der Gläubigen. Befreite Sünder lieben fortan die Gemeinschaft der Kinder Gottes. In Heb 10,20, wird der Weg der Nachfolge des Gläubigen „der neue und der lebendige Weg“ genannt. Wäre Petrus vor dem Gefängnis oder auf der Straße, als ihn der Engel verließ, stehen geblieben, so hätte man ihn am Morgen wieder festgenommen. Der Jungbekehrte bleibt nicht stehen. Fortschritt und Wachstum kennzeichnen seinen Weg. Wer nicht mit Gottes Volk geht, ist bald wieder in den alten Ketten der Sünde gebunden.
Ein freudiges Zeugnis (Vers 17). Nach vielem Klopfen stand Petrus in der Mitte der Gläubigen und bezeugte seine wunderbare Befreiung. Vor allem bekannte er die erfahrene Rettung freudig und dankbar. So soll es der Gerettete machen. Er soll erzählen, was der Herr an ihm getan hat. Unterlassen wir nie das Bekenntnis (Mt 10,32), es dient andern und macht uns selbst glückselig (Röm 10,9, 10).
Die erstaunte Welt (Vers 18). Wo ist Petrus? so fragten am Morgen besorgt die Wächter. Gleicherweise muss der gerettete Sünder in seiner früheren Umgebung vermisst werden. Gerettete haben die Welt verlassen. Die Welt selbst kann es nicht fassen, ja es befremdet sie, dass sie plötzlich nicht mehr mit ihr gehen. Unser Platz in der Welt ist leer geworden, wie der des David am Tische Sauls.