Wir möchten gerne Jesum sehen (Joh 12,22)
Die Griechen, die obige Bitte aussprachen, waren offenbar Proselyten, wie wir manche aus der Apostelgeschichte kennen, zum Beispiel der Hauptmann Kornelius, der Kämmerer aus dem Mohrenlande, die Lydia. Ebenso in Jesu Tagen der Hauptmann zu Kapernaum. Sie kamen wie die Juden zum Fest, durften aber am Passahmahl nicht teilnehmen. Gott aber hatte auch für sie Fürsorge getroffen (l. Kön. 8, 41-43). Sie hatten viel vom Herrn gehört und vielleicht auch manches gesehen. Nun begehrten sie Ihn zu sehen und wandten sich an Philippus. Philippus war ein griechischer Name, wohl deshalb redeten sie ihn an. Sie nannten ihn Herr, wohl darum, weil er die Ehre hatte, einem so großen Herrn zu dienen. Sie hätten gern den Herrn allein gesprochen, etwa wie jene Jünger in Kapitel 1, 38.
Wir wollen uns aber in dem Artikel nur den Text borgen, vielmehr den Herrn in Seiner vielseitigen Gestalt betrachten. Mit dem Apostel sagen wir in Hebräer 2,9: Wir aber sehen Jesum. Wie?
In Seiner Gottgleichheit. In Johannes 1,1-4 und Hebräer 1, z. 3 sehen wir etwas von Seiner unbeschreiblichen Größe. Wir sehen Ihn als das Wort, als Gott in unbegrenzter Macht, als den Schöpfer aller Dinge. Ferner sehen wir Ihn als das Licht und als das Leben. Er wird auch der Abglanz der Herrlichkeit Gottes und dessen Ebenbild genannt, der Gottgleiche. Er ist Der, durch den alle Dinge geschaffen wurden (Kol 1,16.17). Ferner Der, dem alle Engel dienen. Denselben sehen wir:
In größter Armut (2Kor 8,9; Mt 8,20). Unwissenden scheint es unfasslich, dass dieser Arme derselbe sein soll, der gottgleich ist. Der Gott über alles genannt, wurde Fleisch. Er verließ des Vaters Schoß und Herrlichkeit und wohnte unter uns. Wir kennen Seine Armut aus der Schrift. Er war geboren von armen Eltern unter den dürftigsten Umständen (Lk 2,22-24). Er war oft ärmer dran als Füchse und Vögel, die ihre Behausung kannten; er aber war offenbar oft obdachlos. Dankbare wohltätige Frauen dienten Ihm mit ihrer Habe (Lk 8,3). Einst fehlte es Ihm am nötigen Geld, um die Steuern zu zahlen (Mt 17,27). Diese Armut schreckt den reichen Jüngling von der Nachfolge ab. Schließlich starb Er als der Ärmste am Kreuz. Und warum das? Auf dass wir durch Seine Armut reich würden (2Kor 8,9). Und was wollen wir, etwa reich werden? Dann gleichen wir Ihm nicht. Aber arm werden um Seinetwillen, heißt Schätze im Himmel sammeln um dereinst gekrönt zu werden wir Er.
In selbstopfernder Liebe (Mt 20,28). Hier sehen wir Den dienen, dem einst alle Engel dienten und anbeteten (Heb 1,6), dem Legionen zur Verfügung standen (Mt 26,53). Sein Dienen bestand nicht allein in der Wortverkündigung, sondern im Dahingeben Seines Lebens. Ein Beispiel sehen wir auch in der Fußwaschung. Er umgürtete sich mit einem Schurz, goss selbst Wasser in das Becken und wusch den Jüngern die Füße. Er legte nicht nur Seine Kleider ab, sondern weit mehr, Seine Herrlichkeit (Phil 2,6). Von Seiner Kindheit bis zum Kreuz war Er stets der Dienende (Lk 2,51; 23,34; Joh 19,26.27). Denken wir auch an die Tausende, die Er speiste, heilte, belehrte und tröstete (Mt 11,28; 12,20). Wir sehen unsern Herrn ferner:
In tiefster Erniedrigung (Jes 53; Heb 2,9). Wegen Seines Leidens, Seines Sterbens unseretwegen, wurde Er aufs tiefste erniedrigt. Das lesen wir in den Psalm 22 und 69. Kurz aber gründlich beschreibt Paulus in Philipper 2,6-8 Jesu Hinabsteigen. Denken wir daran, wie Er von Menschen angespieen, geschlagen, verspottet, verhöhnt und zu Tode gequält wurde. Engel mögen ob solcher Anblicke ihre Angesichter verhüllt haben.
In großer Kraft. Nach Seiner Auferstehung sagt Er:
Mir ist gegeben alle Gewalt (Eph 1,20.21; Phil 2,9.10;
Als unsern treuen Hohenpriester und
Fürsprecher droben (Heb 4,15). Wie einst der Hohepriester
für Israel eintrat, so ist unser Herr droben. Er bittet für uns und
tritt für uns ein. als Er auf Erden war, erwies Er Seine Liebe dadurch,
dass Er für uns starb, droben aber
lebt Er für die Seinen, tritt für sie ein, wenn Satan
sie verklagt (Sach 3; 1Joh 2,1.2). Er gedenkt unserer
Schwachheiten (Heb 4,15). Da Er für uns ist, wer mag wider uns sein
(Röm 8,31 ff.). Droben spricht Sein teures Blut für uns. Wenn Satan
uns vor Gott verklagt, so reden Seine Wunden offen für uns (