Der Sauerteig. Mt 13,33.
Dem Gleichnis vom Sauerteig ist dasselbe Unrecht, wie dem des Senfkorns, geschehen. Man hat hineingelesen, was der Herr nie sagen wollte. Nach bekannter Auslegung ist das Mehl die Welt, in die das Weib (die Gemeinde) etwas Sauerteig (der den Einfluß des Evangeliums darstellen soll) hineingemischt. Der Sauerteig beginnt nun seine gute Wirkung und durchdringt das Ganze. Er macht also alles christlich. Wäre aber der Sauerteig in Wirklichkeit der Einfluß des Evangeliums, dann müßte man aber doch den Erfolg als geradezu miserabel bezeichnen, denn es gibt in den 2000 Jahren bis heute weder ein christliches Land, Volk noch Stadt, ja nicht einmal ein Dorf, in dem alle Bewohner wirklich aus Gott geboren worden sind. So etwas gibt es im gegenwärtigen Zeitalter nicht, wohl aber im nächsten, im Millennium. Diese herkömmliche Auslegung ist eine unbewußte Irreführung. Das Gleichnis zeigt das ganze Gegenteil. Es lehrt, wohin die bekennende Christenheit gekommen ist.
I. Was bedeutet der Sauerteig?
Die Zuhörer des Gleichnisses wußten alle, was der Herr mit dem Bilde
des Sauerteiges meinte. Als Juden wußten sie, daß der Sauerteig in der
Schrift ausnahmslos das Bild bösen Einflusses ist. Beim Passahmahl war
der Gebrauch des Sauerteiges streng verboten (2. Mose 12,14-28). Auch
bei allen Feueropfern war Sauerteig strengstens untersagt (
II. Wer ist das Weib im Gleichnis?
In den drei vorhergehenden Gleichnissen sahen wir stets den Mann als
Handelnden, hier aber ist es ein Weib. Der Herr hat in der Gemeinde das
Weib vom Dienst am Wort ausgeschaltet (1Kor 14,34; 1Tim 2,12).
Hier aber ist es das Weib, das wirkt. Das Weib ist keine andere, als
jene in Thyatira (Off 2,20), jene aus dem Lande Sinear (Sach 5), die
wir am Ende als die große Hure benannt finden (Off 17). Sie verdirbt
das Mehl mit ihrem Sauerteig. Als z. B. Abraham dem Herrn ein Mahl
machte, nahm er drei Maß Feinmehl und ein Kalb. Beide sind Sinnbilder
der Person und des Werkes Christi. Der Herr, der sich das Weizenkorn
nennt, das in die Erde fiel und starb, brachte viel Frucht, d. h. viel
Feinmehl, um der Menschheit das Brot des Lebens zu geben. Das Weib aber
machte Sauerteig daraus, den der Gläubige ausfegen soll (
III. Die geschichtliche Darstellung.
Im Gleichnis des Senfkorns sahen wir die Entwicklung der Christenheit nach außen, ihre mächtige Entfaltung, die sie annahm, als sie sich mit der Welt, dem Staate, unter Konstantin verband. Dieses Gleichnis aber zeigt uns die innere Entwicklung der Christenheit. In diesem Gleichnis, sowie im Sendschreiben von Thyatira, sehen wir in beiden Fällen das Weib. Beide, das Gleichnis und das Sendschreiben, bilden die mittleren von den sieben. das Weib im Gleichnis und die Isebel im Sendschreiben machen ihren ganzen Einfluß durch böse Belehrung geltend. Beide weissagen die Entwicklung Roms mit all ihren Greueln und schrecklichen Lehren, aber nicht die Entwicklung Roms allein, sondern die der gesamten bekennenden Christenheit. An Stelle des nackten Glaubens an den Herrn und Seine Erlösung traten all die Werke des Menschen, die ihn selig machen sollten. Messe, Ablaß, Jungfrauenanbetung, Seligsprechung durch den Abendmahlsgenuß etc. gehören alle zu diesem Sauerteig. Das und vieles andere ist die schreckliche Tätigkeit des Weibes, sowohl im Gleichnis, wie auch im Sendschreiben. Die Wirkung des Evangeliums ist ganz anders, sie erweist sich nicht als Masse, sondern am einzelnen Menschen. Das Weib aber hat durch ihren verderblichen Einfluß alles durchseucht. Der Prozeß der Wiedergeburt geht nicht allmählich und an der Masse, sondern schnell und persönlich am Einzelnen vor sich.
IV. Bis daß die ganze Masse durchsäuert ist.
Der ganze Teig ist immer noch nicht völlig durchsäuert. Dem steht nämlich ein Hindernis im Wege, das ist die Gemeinde inmitten dieser Welt. Mächtiglich wirkt das Geheimnis der Bosheit, aber so lange die Gemeinde da ist, kann sich das Böse nicht vollkommen entfalten (2Thes 2,1-12). Bald aber wird die Gemeinde entrückt werden, und nachher wird sich der Sauerteig vollends entwickeln und die ganze Masse durchsäuern, bis das Feuer von Oben ihm Einhalt gebieten, und das Weib und ihr ganzes System verbrennen wird. Das wird geschehen beim Gericht über Babylon (Off 17).