Behandelter Abschnitt Mt 12,31-37
Die Sünde wider den Heiligen Geist.
Mit Absicht bediene ich mich dieses eigentlich unsinnlichen Ausdruckes "Sünde wider den Hl. Geist", weil er der volkstümliche ist. Der korrekte Ausdruck der Schrift aber heißt "Läuterung des Geistes", und damit müssen wir uns noch beschäftigen.
I. Verschiedene Sünden wider den Hl. Geist.
Die Schrift redet a) vom Widerstehen des Geistes (Apg 7,51), b) vom Betrüben des Geistes (Eph 4,30), c) vom Dämpfen des Geistes (1Thes 5,19) und schließlich d) vom Lästern des Hl. Geistes. Als Sünder wurden wir vom Hl. Geiste überführt, erweckt und gestraft. Und als wir Ihm folgten und uns dem Herrn übergaben, wurden wir mit dem Hl. Geist versiegelt, aber nicht von Menschen durch Handauflegung, wie das die betrügerische Lehre der Neuapostolischen lehrt. Nun sollen vom Hl. Geist versiegelte Gläubige im Geiste wandeln. Leider gibt es dabei Verfehlungen gegen Ihn. a) Widerstand leistet der Unbekehrte, wie das jene Juden taten, oder die Menschen in den Tagen Noahs, die sich vom Geiste Gottes nicht strafen ließen, und darum weggerafft wurden. b) Den Geist betrüben kann nur der Gläubige, weil Er ja nur in Gläubigen wohnt. Das geschieht durch Sünde. Auch die kleinste Verfehlung ist ein Betrüben des Geistes. c) Den Geist dämpfen, geschieht wohl meistens durch Ungehorsam im Dienst, indem wir uns nicht von Ihm und dem Worte Gottes leiten lassen. d) Zuletzt folgt die schreckliche Sünde der Lästerung des Hl. Geistes, die die Pharisäer begingen.
II. Was ist die Lästerung des Hl. Geistes?
Der vorliegende Fall zeigt es klar. Der Herr hatte das aufsehenerregende Wunder der Heilung des Besessenen getan. Die staunende Volksmenge nahm sofort an, daß der Herr der Sohn Davids sein müsse. Die dabeistehenden Pharisäer aber lästerten Ihn in ihren Gedanken. Schon in Kap. 9, 34 dachten sie dasselbe, aber der Herr überging es, und gab ihnen noch weitere Gnadenerweisungen durch noch kräftigere Wunder. Nun aber sprach der Herr frei heraus und deckte ihre scheußlichen Sünden auf. Die Pharisäer sagten, daß der Herr das große Wunder durch Beelzebub vollbracht habe, in ihren Herzen aber waren sie vom Gegenteil überzeugt. Sie wußten, daß solche Wunder nur durch den Geist Gottes geschehen können. Kurz gesagt, die Lästerung wider den Hl. Geist besteht darin, daß ein Mensch das Werk und Wirken des Hl. Geistes erkannt hat, es aber trotzdem als Satanswerk hinstellt und den Hl. Geist somit Teufelsgeist nennt. Das große Wunder Christi, das sie zu erneuter Aufmerksamkeit und zum Glauben führen sollte, bewog sie zur Lästerung. Diese Sünde kommt nicht plötzlich, sondern ist die Folge vielen Widerstehens wider den Hl. Geist. Ihr erster Widerstand lag darin, daß sie des Herrn Forderung "der neuen Geburt" ablehnten, und ihre eigene Gerechtigkeit als Berechtigung zum Erbe des Reiches Gottes als genügend erachteten.
III. Eine vielfache Erfahrung.
Es kommt öfters vor, daß Gläubige schluchzend mit dem Bekenntnis kommen, daß sie die Sünde wider den Hl. Geist begangen, also den Hl. Geist gelästert hätten. Solche meinen nun natürlich, daß sie hoffnungslos verloren seien. Meine persönliche Antwort war in solchen Fällen stets ein glattes "Nein". Der durch den Hl. Geist wiedergeborene Mensch kann diese Sünde nie begehen. Und gerade der Schmerz und die Reue, die solche Seelen haben, beweisen das. Denn, wer den Hl. Geist lästert, ist wie mit einem Brenneisen gehärtet und abgestumpft gegen jede Wirkung des Geistes. Die Tatsache aber, daß solche Gläubige Reue empfinden, ist doch ein Beweis dafür, daß der Hl. Geist an ihnen arbeitet. Sie mögen wohl den Hl. Geist sehr betrübt oder gedämpft haben, aber niemals gelästert.
IV. Ein unzweideutiger Beweis (Vers 25-30).
Alle müssen ohne jede Entschuldigung sein, und darum zeigt der Herr den Pharisäern die absolute Haltlosigkeit ihrer Behauptung.
1. Satan wird nie gegen sich selbst kämpfen. Wenn der Herr durch Beelzebub die Teufel austreibt, dann triebe sich ja Satan selbst aus. Kann ein Land im Bürgerkrieg gedeihen? Muß es nicht unbedingt zu Grunde gehen? Die Dämonen, die ein Reich mit Satan bilden, bekämpfen sich nicht gegeneinander. Dies machen nur Menschen und leider manchmal selbst Gläubige. Das geschehene Wunder kann also nur von Gott kommen und zeigt, daß das Reich Gottes zu den Menschen gekommen ist.
2. Der Herr redet von der Beraubung des Starken durch einen Stärkeren. Wird sich etwa Satan selbst binden oder durch einen Untergebenen binden und berauben lassen? Keiner ist so blind wie der, der nicht sehen will.
V. Keine Vergebung (Vers 31).
Keine Sünde beleidigt Gott so tief wie die der Lästerung; sie ist so schrecklich, daß Er jede Beziehung zum Menschen abbricht.
Welch eine Ermunterung aber liegt gleichzeitig in des Herrn Worten: "Jede Sünde wird dem Menschen vergeben." Da darf jeder, auch der größte Sünder, auf Grund dieser Verheißung kommen und Vergebung empfangen. Aber auch jeder Gläubige, der den Hl. Geist betrübt hat, darf kommen und glauben, daß das Blut Christi rein macht.
VI. Eine ernste Warnung (Vers 36-37).
Der Pharisäer Sünden waren keine offenen, sondern geheime und Zungensünden. Der Herr zeigt hier, wie ernst auch sie sind, und daß wir dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Hüten wir uns also.