Behandelter Abschnitt Dan 4,5-18
Dan 4,5-18 - Nebukadnezar und sein Gesicht vom großen Baum
(So erhebend und ansprechend die Verse 1-4 auch sind, so zeigen doch die folgenden Verse schon sehr deutlich, daß dem König das eine Wichtige und Unerläßliche, das zu neuem Leben führt, die E r k e n n t n i s der S ü n d e, fehlte. Viele bewundern, wie er es tat, den Gott des Himmels, den Schöpfer in den Werken der Natur, lieben sie und erfreuen sich ihrer; doch so lange der Mensch sich nicht in seinen Sündentiefen erkennt, sich selbst und die Sünde verabscheut, wird es nichts Neues geben. Neues Leben gibt es nur durch Buße und Glauben an den Einen, der gesagt hat: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Gott hatte in Nebukadnezar ein Werk angefangen und das brachte Er auch zur Vollendung. In seinem Fall geschah es auf dem Wege empfindlicher Zucht. Drücken nicht viele Menschen Gott buchstäblich die Zuchtrute in die Hand, weil er auf anderem Wege mit ihnen nicht fertig wird. Ich habe Häuser kennengelernt, von denen die Zuchtrute Gottes nicht wich. Krankheit, Gebrechen, Verluste und Nöte aller Art waren das Alltägliche, bis es auch bei ihnen, wie bei Nebukadnezar, hieß: „Sobald du erkannt haben wirft, daß die Himmel herrschen“ (Vers 26). Der König scheint nicht viel mit Daniel selbst zu tun gehabt zu haben, wenigstens nicht im Privatleben, denn Daniel hätte ihm als Prophet Gottes, den rechten Weg ohne weiteres zeigen können. So redete Gott mit dem König erneut durch einen Traum. Die Deutung desselben lag wiederum allein bei Daniel. Gott kennt den geeignetsten Weg zu jedem Einzelnen Herzen und Gewissen; auch den zum Herzen eines Königs (Spr 21,1).
Nebukadnezar in seinem Glück. Alles schien bei Nebukadnezar nach Wunsch zu gehen. Er hatte das ausgedehnteste Reich der Welt, Ruhe und Frieden und empfing allenthalben höchste Ehre. Jede Gefahr von außen her war gebannt. Niemand wagte ihn anzutasten. Auch in seinem Palast hatte er seltenes Gedeihen. Hätte er unter so günstigen Verhältnissen nicht bedenken sollen, daß Gottes Güte ihn zur Buße leiten wollte? (Röm 2,4). Im Gelingen und Überfluß lauert die Überhebung vor der Tür und gesellt sich zur inneren Blindheit, wie bei Israel, dem noch heute eine Decke auf dem Angesichte liegt, so daß es die Herrlichkeit Gottes nicht erkennt. Gott fragt nicht nach Rang und Stand; Er gibt Kaiser und Könige dahin, wenn sie Seinen Willen und Seine Güte nicht beachten. Und es ist lauter Gnade, wenn Gott, wie bei Nebukadnezar, noch den Wurzelstock übrig läßt (Vers 15). Beim letzten König der Weltreiche wird Gott aber selbst den Wurzelstock ausroden lassen (Dan 2,45; 11,45; Off 19,20). Bei ihm wird keine Buße mehr möglich sein, weil er sich bewußt Satan ausliefert; er wird im Feuersee enden. Nach viel Langmut und Geduld begegnete Gott Nebukadnezar noch einmal in einem Traum und redete deutlicher mit ihm als je zuvor, indem Er ihm mit hartem Gericht drohte. Jahre waren seit dem großen Gottesgeschehen im Feuerofen vergangen. Der König hatte jedoch das Reden Gottes nicht ernst genug genommen und somit nötigte er Gott zu wiederholtem Eingreifen.