Behandelter Abschnitt Ps 139,7-12
Die Allgegenwart Gottes Psalm 139,7-12
David ist irgendwo allein, aber wie immer, oder wie er sagt: „Tag und Nacht sinne ich über dein Wort.“ Hier denkt er über die Gegenwart Gottes nach und sagt uns seine Eindrücke: «Wo soll ich hingehen vor deinem Geist und wohin fliehen vor deinem Angesicht?“ Die Tatsache Seiner Gegenwart finden wir oft in der Schrift (Jer 23,23.24; 1Sam 2,3; Hiob 34,21-26; Spr 15,11; Amos 9,2.3.
Gottes Gegenwart ist überall. Er erfüllt das ganze All, aber zugleich dein Kämmerlein (Lk 1,28). Zu wissen, Du bist bei mir, war ihm überaus groß. Er sagt: „Du bist da.“ Deine Rechte leitet mich. Er ist nicht ferne von einem jeden. Paulus sagt: In Ihm leben, weben und sind wir (Apg 17,27.28). Er durchdringt den letzten Blutstropfen. Sein Einfluss ist überall. Wäre ich im Himmel, selbstverständlich, Du bist da, denn was wäre der Himmel ohne Ihn; aber wäre ich im Scheol, auch da wärest Du. Er ist überall, denkt an alle, versorgt Menschen und Vieh. Man könnte Seine Gegenwart mit der Sonne vergleichen, die Millionen von Meilen entfernt ist und doch überall scheint. Alles ist unter Seiner Kontrolle, Ihm entgeht nichts.
Gott ist überall. Ein Blick, und es entgeht Ihm nichts im ganzen Kosmos. Sein Auge durchdringt die dickste Finsternis. Es durchdringt die Gefängnismauern des Petrus, hört die Gebete der Heiligen und befreit ihn (Apg 12). Es sieht einen Jona in der Tiefe des Meeres und bringt ihn ans Land. Sein Ohr hört die Seufzer des Johannes im Gefängnis und tröstet ihn (Mt 11,1-6). Sein Auge sieht aber auch den Diebstahl des Achan und richtet ihn. Wir sehen alles in unserem Raum, Er aber sieht mit einem Blick das Leid in tausend Kammern. Mit der Hagar sagen wir, wo immer wir sind: „Du Gott siehst mich“ (l. Mose 16, 13). „Ich sitze oder liege, so bist du um mich, du kennst meine Gedanken von ferne“ (Vers 2).
Was sollte das in uns bewirken?
Auf den Sünder. Vor Gott ist alles offenbar (Heb 4,13). Er sah die Tat der ersten Eltern und holte sie aus ihrem Versteck. Er sah die Bluttat des Kain und stellte ihn. Des Sünders Versuch ist, dem heiligen Gott und Richter zu entfliehen, aber da ist noch keine Stätte gefunden (Heb 2,3; Off 20,11). Zu Hesekiel sagte er: „Menschensohn, durchbrich die Mauer“, da sah er all das scheußliche Treiben der Ältesten Israels. Gott aber sah es längst zuvor (Hes 8,8f.). Er sieht, was im Schlafgemach geschieht (2Kön 6,12).
Auf das Kind Gottes. Er sieht in das verborgene Gebetskämmerlein (Mt 6,4). Er sieht und hört dein Ringen um Seelen und dein Sehnen nach Heiligkeit. In Seiner Gegenwart ist die Fülle. So kann Johannes auf Patmos leiden und anbeten oder wie Paulus und Silas in heftigen Schmerzen Loblieder singen (Apg 16,25). Mit Seiner Gegenwart rechnen heißt: zugleich bewahrt bleiben vor Sünde (1. Mose 39,20), denn wer vermöchte im Bewusstsein Seiner Nähe zu sündigen? Seine Gegenwart ist überall spürbar. Das Kind Gottes erfährt sie in der Leitung. Er ist den Seinen so nahe, dass Er sie mit Seinen Augen leitet. Wunderbar leitete er jenen Knecht Abrahams, den sein Herr ausschickte, für seinen Sohn eine Braut zu werben. Wer hätte nicht 1. Mose 24, mit Staunen gelesen! Wer sich vom Herrn führen lassen will, erfährt Seine Leitung und ist fruchtbar im Dienst wie Philippus am Kämmerer (Apg 8,29). Das Bewusstsein der Gegenwart Gottes treibt den Gläubigen zur Anbetung. Das Bewusstsein, Gott ist da, umgibt mich von allen Seiten; erfüllt mich mit Ehrfurcht und Lobgesang. überall erfahren wir Seine unendliche Liebe. Seine Treue und Fürsorge ist unendlich, weit größer als die des besten Vaters seinen Kindern gegenüber. Es ist uns unfassbar, dass Der, der das ganze Universum, Himmel und Erde erfüllt, zugleich in uns wohnt (Jes 57,15; Joh 14,23). Da sagen wir auch: „Solche Erkenntnis ist mir zu hoch und zu wunderbar.“ Unser Gott ist unfasslich. Darüber staunte Paulus, als er über die Wege und Gedanken Gottes nachdachte (Röm 9-11; 1Kor 1,2).
Unendlich groß ist unser Gott, der ein so unermessliches Reich hat, um das Geringste besorgt ist und alles zu aller Genüge ausführt. Er kann nirgends und von niemandem gehindert werden, wo wir oft irgendwie noch beeinflusst werden; Er ist der Alleinsouveräne.
Überall dürfen wir mit Seiner Gnade und Barmherzigkeit rechnen, weil Er uns so geliebt hat und allen Kummer kennt. Vor einigen Stunden, während ich diesen Abschnitt schrieb, verließ ein schwermütiger Mann mit seiner Frau mein Zimmer. Was darf man dann sagen: „Der Herr ist bei dir, Er liebt dich bis ans Ende (Joh 13,1). Er ist, wo du bist.“ Es ist dann köstlich zu sehen, wenn wenigstens irgend ein Bibelwort die Verzagten wieder zum Aufblick ermuntert. Eine Stunde später kam eine schwerbeladene Frau mit fast unerträglichen Familiensorgen. Was richtete sie auf? „Der Herr ist bei mir, ein starker Heiland, und trägt mich.“ Es ist kostbar zu wissen, dass unser treubesorgter Vater überall bei uns ist, sich unserer annimmt besonders in Nöten (Mt 8,26). Was für Eindrücke bewirkt die Gewissheit der Gegenwart Gottes?
Dem Sünder gegenüber. Er ist ruhelos, wenn er an seine ungeordnete Vergangenheit denkt und vor Gott erscheinen muss, weil Gott einen Tag bestimmt hat, an dem er den Weltkreis richten wird. Zugleich aber ist jeder glückselig, der seinem Heilsangebot glaubt, ihn aufnimmt und im Blute Christi gewaschen ist. Das erfüllt ihn mit Freude und Dank, mit der lebendigen Hoffnung, mit Ihm im Paradiese zu sein.