Erhörliches Beten Psalm 138,3 „An dem Tage, da ich rief, antwortetest du mir. Du hast mich ermutigt. In meiner Seele war Kraft.“ Rückblicke wie sie David tat, sollten wir beständig halten. Das führt zum Lobpreis und zur Anbetung, wie das die Verse 1 und 2 sagen. Der Psalm ist, wie man meint, von David gesungen worden, nachdem er aus der schweren Zeit durch Absalom befreit und wieder in Jerusalem war. Er ist ein dankbarer Rückblick. Für unsere große Rettung, die wir erfahren haben, sollten auch wir beständig loben und danken. David sagt: „An dem Tage, da ich rief, antwortetest du mir.“ Er musste also nicht lange auf die Erhörung warten. Das ist zwar nicht immer der Fall. Paulus bat zu drei verschiedenen Zeiten um Befreiung; aber die erwartete Erhörung, die ausblieb, war trotzdem bei Gott nicht vergessen. Der Herr gab ihm Gnade, das schwere Los zu tragen. In jedem Fall denkt der Herr stets an uns. Das sichert uns Sein Wort zu (2Kor 12,9).
Beachten wir zweierlei: Das Gebet des Psalmisten und sein herrlicher Ausgang, die Erhörung:
Der Psalmisten Gebet. Wann flehte er? „An dem Tage, da ich rief.“ Er selbst sagt in Psalm 50,15: „Rufe mich an in der Not.“ Gewiss hat er das oft getan und den Herrn in den vielen Nöten reichlich erfahren. So steht er hier vor uns wie mancher andere Gottesmann als Sieger im Gebet. Hier besteht sein Beten in Rufen, mit Schreien. Was bedeutet das? Ein tiefes Empfinden von Not. Wo keine Bedürfnisse sind ist auch kein Bitten. In Offenbarung 3,17 lesen wir: „Du sagst: ich bin reich, ja reich geworden.“ Ein solcher hat nicht nötig zu bitten. Hier empfindet der Rufende oder Schreiende seine Not, etwa wie der Ertrinkende. Solches Rufen schließt Hilflosigkeit ein, weil man sich selbst nicht retten oder befreien kann. Das lesen wir sogar von unserem Herrn (Ps 69; Heb 5,7). Jona schrie im Bauche des Fisches. Selbsthilfe war völlig ausgeschlossen. Simson betete in Ketten um einen Sieg und errang ihn. Hilflose haben einen mächtigen Retter.
Das Gebet ist ein starkes Verlangen nach etwas Besonderem. Es ist, wie sich David in Psalm 42 ausdrückt, ein intensives Verlangen wie das des Hirsches nach frischem Wasser. Man denke an Schreiende in inneren Nöten wie zum Beispiel Jakob in Pniel. Dort war beides: äußere wie innere Not. Die äußere kam durch die befürchtete Drohung von Esau (1. Mose 27,34) und die größere, ein neuer Mensch zu werden. Man denke an Elia, der laut auf dem Berge Karmel um die Erneuerung und Umkehr des Volkes Israel flehte, das mit dem Königshaus an der Spitze tief in Götzendienst geraten war. Man denke ferner an die Beterschar in Jerusalem, die bis tief in die Nacht hinein um die Befreiung des Apostels Petrus rang und wunderbar erhört wurde (Apg 12). Erwähnen wir noch einen Notschrei: den des Apostels Paulus in Seenot und den gesegneten Ausgang (Apg 27). Vergessen wir nicht den ernstesten und mächtigsten Beter, unsern Herrn. Noch nie ist solch ernstes Flehen zu Gott aufgestiegen als das des Herrn. Wir lesen in Lukas 22,44: „Als Er im ringenden Kampf war, betete Er heftiger.“ Sein Gebet war um die Verherrlichung des Vaters und wegen unseres Heils. Erschüttert und tief gebeugt wird der Engel gewesen sein, der den Herrn in blutigem Schweiß sah und die Ehre hatte, seinen Herrn zu stärken.
Der herrliche Ausgang: die Erhörung. „Er bitte im Glauben und zweifle nicht, denn der Zweifelnde gleicht einer Meereswoge.“ Aber Davids Glaube war unerschütterlich. Er hat wie Paulus in Philipper 4,6 mit Danksagung gebetet, d. h. sein Gebet mit Dank geschlossen. David darf sagen: „An dem Tage, da ich rief, antwortete er mir.“ Das haben viele in Jesu Tagen erfahren. Sogar jene kranke Frau, die innerlich rief: „Wenn ich nur seines Kleides Saum anrühre“ (Mt 14,30). Ehre Ihn wie der Hauptmann, der seines Knechtes wegen Fürbitte tat und dieselben Worte wie David hätte sagen dürfen. Solche Erlebnisse konnten jene Baalspriester nicht machen. David aber machte sie oft. Der Herr ist verpflichtet zu antworten, weil Er es verheißen hat und nicht lügen kann.
David stützte sich auf die Verheißung wie Jakob, der im heißen Flehen sagte: „Herr, du hast gesagt“, sich also auf Sein Wort stützt. Reichlich Parallelen finden wir in 1. Mose 28 und 1. Mose 32. Auf Grund der Fürbitte des Herrn. Unser großer Hohepriester sieht unsere Lage voraus, wie die der Jünger auf dem See. Er sah, dass sie Not litten und eilte zu ihrer Hilfe (Mk 6,48).
Das schöne Erlebnis. „Du hast mich ermuntert, in meiner Seele war Kraft“ oder „die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft“ (Jes 40,31). Sie erhalten Kraft, um dem Feinde zu widerstehen (1Pet 5,9), Kraft, um zu leiden wie David (Phil 1,29). Unmöglich vermöchten viele auszuharren in ihren Gefängnissen ohne die Kraft Gottes. Aber auch Kraft Gottes um auszuharren im Werk des Herrn. „Seid fest und unerschütterlich und beteiligt euch allezeit am Werk des Herrn“ (l. Kor. 15, 58). Hier lernen wir unsere Zuflucht in Not kennen. So zu laufen, um jeden Preis zu erlangen. Das Mittel, Kraft zu erlangen durch das Gebet. Die Wirkung ernsten Gebets: Er bitte im Glauben und zweifle nicht, und die Pflicht zu danken wie David in den Versen 1 und 2.