Behandelter Abschnitt Ps 119,81-88
Nach Deiner Gnade erhalte mich am Leben Psalm 119,81-88
Die Eingangsworte dieses Abschnittes sind erdrückend. Sie erinnern uns an Psalm 42, wo ein ähnliches Sehnen ertönt: „Meine Seele schmachtet!“ Wonach? Nach Rettung. Wir hören nichts Genaueres über seine harte Lage. Es scheint Herzensnot zu sein, verursacht durch seine Feinde.
Sein Ausweg. „Ich harre auf dein Wort.“ Wer mit der Verheißung rechnet, wird nie zuschanden. Das wird uns besonders enthüllt, wenn wir die Glaubenshelden in Hebräer 11 studieren. Seine Augen spähen nach allen Seiten; aber da war kein Ausweg.
Seine Sehnsucht. Wonach? Nach Trost. „Um Trost war mir sehr bange.“ Er ist, wie man sagt, am Nullpunkt angelangt; tiefer geht es nicht mehr. Und nun, Herr, wie lange? Wohl dem, der den Gott alles Trostes kennt und den Vater der Erbarmungen, der uns tröstet in all unserer Traurigkeit.
Ein bekanntes Bild. „Wie ein Schlauch bin ich geworden.“ Sein trostloser Zustand währte lange. Denn ein Weinschlauch verdirbt nicht so schnell, sondern wird öfters gebraucht. Ein berstender Schlauch will sagen: ohne Inhalt.
Sein Ausharren (V. 83). Er hält bei allem am Wort fest: „Deine Satzungen habe ich nicht vergessen.“ Das Wort unseres Gottes bleibt in Ewigkeit. „Keiner wird zuschanden, welcher Gottes harrt. Sollt' ich sein der erste, der zuschanden ward? Nein, das ist unmöglich, du getreuer Hort, eher fällt der Himmel, eh mich täuscht dein Wort.“ Des Herrn Zuflucht war das Wort. Am Kreuz zitierte Er das Psalmwort: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist.“ Und Er entschlief in Vaterhänden.
Wann wirst du eingreifen? Gericht üben? Über wen? Über die, welche ihm heimlich Gruben graben, weil sie keine andere Möglichkeit sehen, ihn umzubringen. Er sollte im Dunkeln in eine Grube fallen, vielleicht in eine Schlammgrube ähnlich der, in die man Jeremia warf (Jer 38,7-13; 1. Mose 37,24). Er darf seine Unschuld beteuern mit den Worten: „Sie haben mich verfolgt ohne Grund. Hilf mir!“ Dasselbe Wort bezieht Jesus auf sich; aber Er harrte aus, bis Er sagen durfte: „Es ist vollbracht!“ „Wer beharrt bis ans Ende, wird errettet werden“ (Mt 10,22).
Göttliche Bewahrung. „Wenig fehlte, so hätten sie mich vernichtet“, das war Sauls Absicht. Gott hatte lange Geduld mit ihm. Aber der Herr bewahrte David und richtete Saul (1Sam 31).
Eine oftmalige Bitte. „Belebe mich“. Warum diese Bitte? Er will den Herrn als seinen Knecht verherrlichen, und das ist nur möglich durch erneute innere Belebung.