Behandelter Abschnitt Ps 107,1-8
Was Gott an Israel tat Psalm 107
Der Psalm beginnt wie viele andere mit: „Preiset den Herrn, denn seine Güte währet ewiglich.“ Der Psalmist gibt nun viele Gründe an, wofür sie ihn preisen sollten. Als ersten nennt er die
Erlösung. Das war das erste und größte Erlebnis Israels. Die Erlösung, die Befreiung aus der Knechtschaft Ägyptens (2. Mose 12). Von diesem großen Geschehen an Israel redet ein Großteil des 2. Buches Mose. In welchem Elend sich das Volk befand, sah der Herr selbst, erhörte ihr Schreien, erbarmte sich ihrer und kam herab, Sein Volk zu retten (2. Mose 3). Ihre Rettung durch das Blut des Passahlammes führte zu lautem Lobgesang und zu schwerer Demütigung der Ägypter (2. Mose 15).
Ist unsere Rettung aus der Knechtschaft Satans auch das erste, was wir in unserem Glaubensleben besingen?
Absonderung. Gott befreite nicht nur Sein Volk, sondern nahm es heraus für Seinen Namen, „ein Volk mir zum Eigentum“. Israel ist von Gott erkoren worden, dass durch Israel alle Völker gesegnet werden sollten. „Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein.“ Das ist auch der Grund unserer Herausnahme aus den Mitmenschen: die Tugenden Christi zu verkündigen, dass auch sie durch uns herausgeführt werden.
Befreiung. Er befreite sie aus allen Nöten (V. 6). Das hat Israel reichlich erlebt, teils durch Verschuldung, teils durch Prüfung. Wer kennt nicht aus der Schrift die zahlreichen Nöte, in die Israel gekommen ist, und aus allen ihren Nöten und Bedrängnissen befreite Er sie. Das geschah besonders auffallend in der Zeit der Richter und während der Regentschaft vieler Könige Israels und Judas. Die Rettungen waren oft beispiellos.
In 2. Korinther 1,10 lesen wir das schöne Wort: „Der uns errettet hat.“ Errettet, das heißt gegenwärtig und der uns erretten wird. Er hat uns nicht nur gerettet, sondern täglich dürfen wir Seine Rettungen erfahren. Und bald folgt das große Ende unserer Errettung: wenn Er kommen wird und wir die Errettung unseres Leibes der Niedrigkeit erleben werden und umgestaltet werden dem Leibe Seiner Herrlichkeit (Phil 3,21). Mit dem Dichter singen wir: „O großer Tag, wir warten dein mit Sehnen.“
Er leitet Sein Volk (V. 7). Er führte sie auf ebener Straße, damit sie das Ziel erreichen. Und Israel erreichte es. Eines Tages setzten sie ihre Füße durch den Jordan hinüber in das Land (Josua 4). Wie Er sie leitete, ist uns bekannt. Und wie leitet Er uns? Er selbst geht vor uns her (Joh 10). Er ist bei den Seinen alle Tage bis an das Ende. Er führt sie bis ins Vaterhaus, das Er für uns bereitet hat. Er schaut nicht auf unser Versagen noch auf unsere Untreue, sondern auf Seine Treue nach Seiner Zusage.
Er stillte alle ihre Bedürfnisse (Phil 4,19). Das hat Israel täglich erfahren. Täglich durfte es hinausgehen und Manna sammeln. soviel wie jede Familie benötigte. Was sie erhielten, war das Beste. Es war Engelsspeise. Die Starken an Kraft, wie die Engel genannt werden, aßen es und wurden dadurch gestärkt. Wasser gab der Herr in Strömen durch ein Wunder aus dem geschlagenen Felsen. Bei Elia sah der Herr, dass der Bach vertrocknen werde; aber längst zuvor hatte Er für Seinen Diener gesorgt (1Kön 17,7). Wir haben das trostreiche Wort des Herrn: „Euer Vater weiß, was ihr bedürfet.“
Befreiung von Feinden. Er rettet sie aus der Hand der Widersacher (V. 19). Oft musste Gott Sein Volk ihrer Untreue wegen in ihre Hände geben um sie zur Erkenntnis ihrer Untreue zu bringen. Das sehen wir oft in der Geschichte Israels bis zur Wegführung aus ihrem fruchtbaren Lande. Doch als sie zu Gott schrien, befreite Er sie und gab die Feinde in ihre Hände.
Der Herr befreit noch heute die Seinen von Verklägern und Verleumdern, von bösen Zungen und rechtfertigt sie. Oft sind Satans Angriffe pausenlos wie beim Herrn selbst; aber der Sieg ist uns zugesichert.
Er läßt die Seinen Seine Allmacht sehen (V. 23‑32). Sie sehen sie auf dem Meer wie einst die Jünger auf dem See Genezareth, und alle fragten: „Was ist das für ein Mann, dem Wind und Meer gehorchen?“ Sie sahen Jesus wiederum als Herr über die Meere, als Er mitten in der Nacht zu ihnen kam und sie rettete (Mt 14). Der Dichter sagt: „In allen Stürmen, in aller Not wird Er dich beschirmen, der treue Gott.“ Das hat auch Paulus nach Apostelgeschichte 27 im Mittelmeer erlebt. Israel hat zweimal diese großen Wunder Gottes gesehen am Roten Meer, da der Herr das Schilfmeer ihretwegen austrocknete. Israel durchzog es trockenen Fußes. Bald aber wiederum füllte es sich zum Gericht über die Ägypter, die umkamen. Ein anderes Mal standen sie staunend am Jordan, als der Herr die Wasser wie zu einer Staumauer machte und ganz Israel trockenen Fußes durch den Jordan zog. Für Gott gibt es keine Hindernisse. Die nach Vers 23 auf Schiffen fahren, die sehen noch heute Seine Wunder.
Er macht fruchtbar. Er segnet und mehrt sie (V. 38-45). Er vermag auch das Gegenteil. Er kann Seinen Segen zurückziehen (V. 39). Oft musste der Herr Dürre Hagel, Heuschrecken und andere Übel kommen lassen, um das Volk zur Umkehr zu bringen. Lies Amos 4 mit der oftmaligen Ermahnung: „... dennoch bekehret ihr euch nicht zu mir.“ Und ist es heute anders? Nein, im Gegenteil.
Ein Danklied der Erlösten Psalm 107,1-8
Der erste Vers ist gleich dem vorhergehenden. „Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.“ Eine Danksagung, die man vielerorts bei Tisch hören darf, und die gewiss angebracht ist, weil Er uns den Tisch gedeckt hat. Hier aber ist es mehr: es ist eine allgemeine Aufforderung an alle zum Dank. Und es wurde sehr viel in den Versammlungen der ersten Gemeinden gesungen. Er ist aber in besonderer Weise
Eine Aufforderung zum Lobgesang an die Erlösten. Nur Erlöste können singen. Gefangene hängen ihre Harfen an die Weiden (Ps 137,2). Den ersten Lobgesang finden wir in 2. Mose 15. Und wer sang ihn? Die Erlösten, die eben aus Ägypten befreit worden waren. Ein Neubekehrter im Zelt kam nach einigen Tagen und sagte: „Helfen Sie mir danken und bitten um Bewahrung auf dem neuen Weg.“
Wer sind diese Erlösten? Alle, die im Blut des Lammes gewaschen sind, sie sind befreit von der Schuld und Macht der Sünde und rühmen den Befreier. In diesem Psalm ist es der Lobgesang der Befreiten aus Babylon. Woher kommen sie? Nicht nur aus Babylon, sondern aus allen Landen. Ähnliches lesen wir von jenen Erlösten in Offenbarung 7,9, die ebenfalls aus allen Zungen und Sprachen gekommen sind und den Befreier anbeten.
Was waren sie zuvor? Irrende in der Wüste. Wie Abraham suchten sie die Heimat (Heb 11,10), denn sie fanden keine Wohnstatt, ermüdet, ermattet, hungrig und dürstend zogen sie einher. Hier haben auch wir keine bleibende Stadt, sondern wir suchen die zukünftige (Heb 13,14). Vers 5 ist wirklich ein trostloses Bild und gleicht dem verlorenen Sünder. Was taten sie im Elend?
Sie schrien zum Herrn in ihrer Bedrängnis. Zu wem sollten sie sonst schreien und Erhörung finden? Die Beispiele solch Schreiender sind zu groß, als dass man sie aufzählen könnte, von einer Hagar (1. Mose 21) bis zum Schächer am Kreuz (Lk 23).
Der erbarmende Helfer. Wer denkt nicht hier an das Gleichnis vom barmherzigen Samariter? Zu wem sollten wir sonst schreien und Erhörung finden? Was war die Antwort Gottes? Er rettet sie aus all ihren Nöten und Bedrängnissen von Widersachern. Ja weit mehr, ER leitete sie wie ein Hirte auf rechtem Weg. Der Weg ist lang und voller Hindernisse, Löwen sind auf dem Weg, die alte Schlange lauert, aber die Wolke schützte sie. Er leitet mit Seinen Augen (Ps 32,8) bis ins Vaterhaus. (Joh 14,1-3.)
Was erwartet der Erhörer und Geber? Dass sie Ihn preisen für Seine Güte und Wunderwerke. Die Güte Gottes ist so mannigfaltig, angefangen bei unserer Bekehrung bis zum Ziel.