Behandelter Abschnitt Ps 55,9-15
Zerbrochene Freundschaft Psalm 55,9-15
Davids Wunsch, Flügel wie eine Taube zu erhalten, um seiner Not, seinem Herzeleid und den Enttäuschungen zu entkommen, gingen nicht in Erfüllung. Er musste ausharren in seiner schweren Lage, und die war hart. Es drückte ihn so vieles. Er wollte dem Sturm und Wetter enteilen, aber das war unmöglich. Er sieht von den Feinden, was sie vorhaben. Sie planen seinen Untergang. Das hatte David schon manchmal erlebt, und hier wiederum. Ihre Zungen sind Schwerter, mit denen sie ihn moralisch zugrunderichten wollten.
Ihre Beharrlichkeit. Sie taten es ununterbrochen, Tag und Nacht machten sie die Runde, planten Unheil untereinander, wie sie ihn umbringen könnten. David bittet den Herrn, ihre Zungen zu zerteilen wie jenen in Babel, die darum den beabsichtigten Turm nicht vollenden konnten. Das kannst auch du an den Feinden tun. Aber was war Davids größter Schmerz? Er konnte eins nicht ertragen: Die Untreue seines besten Freundes. Wer war wohl dieser Mann? Kein anderer als Ahitophel. Er war Davids Freund. Er liebte ihn sehr wie einst den Jonathan. Die innige Freundschaft mit Jonathan erfahren wir in 1. Samuel 18. Nun machte er eine herbe Enttäuschung an Ahitophel. David wird an frühere Zeiten gedacht haben.
Sein Vertrauter. Könige benötigen Berater (2Sam 15,12), an die sie sich lehnen können. Begegnete David etwas Schweres, so zog er Ahitophel zurate. Oft wird David ihm dankbar gewesen sein. Galt es gegen Feinde zu kämpfen, so werden beide die Vorbereitungen besprochen haben. Noch einschneidender war, dass Ahitophel sein Glaubensgenosse war. Gemeinsam gingen sie zum Hause des Herrn um anzubeten. Die Verbindung mit dem Herrn ist und bleibt die tiefste unter Gläubigen. Sollte all das aus der Vergangenheit wirklich nur Trug sein? Das brach David das Herz.
David war ein Prophet. Das sagt Petrus in seiner Pfingstrede (Apg 2,13). David darf in weite Fernen schauen. Wie er den Herrn am Kreuz beschreibt (Ps 22), so sieht er hier eine zerbrochene Freundschaft zwischen dem Herrn und Judas. Der Herr wählte einst Judas zum Aposteldienst und vertraute ihm die Kasse an. Viel Liebes genoss Judas. Er hatte sogar vernommen, dass Jesus, der ihn Freund nannte, kein geringerer als der kommende Messias, der Sohn Gottes sei. Auch er hatte gehört: „Ihr werdet mit mir sitzen auf Thronen und richten die zwölf Geschlechter Israels.“
Während drei Jahren hatte er mit dem Herrn Zeichen und Wunder gesehen, die ihn in Staunen versetzen mussten. Keiner der Jünger merkte je am Verhalten des Herrn einen Unterschied zwischen ihnen und Judas, obwohl der Herr wusste, dass er ihn verraten werde. Der Herr warnte ihn vor seinem scheußlichen Vorhaben. Die letzte Begegnung der beiden stand unter einem Kuss als Freundschaftszeichen. Was aber wird das nächste sein? Was wird der einstige Freund zu ihm sagen müssen? „Gehe von mir, Verfluchter!“ Für ewig getrennt. Beachtenswert ist das Ende beider: Ahitophel und Judas erhängten sich. Was tat David in seiner Enttäuschung?
David betete: „Ich aber rufe zu Gott.“ Das hören wir viel von ihm. Was anderes kann der Gläubige tun, als zu seinem Gott in jeder Lage zu schreien und den Fall Ihm zu überlassen?
Sein Ausharren im Gebet. Er sagt: abends, morgens
und mittags betet er nicht nur, sondern er stöhnt und klagt (
Oft entzweien sich Vertraute; man denke an die Ehe als Nächstliegendes. Frauen weinen und klagen oft mehr als David, wenn sie sich betrogen sehen. Doch das Gebet kann alles ändern.
Harte Entzweiungen geschehen oft unter Arbeitern im Werk des Herrn. Manche Missionare trennen sich. Nicht alle wirken am Hause Gottes wie Bezaleel oder Oholiab am Bau der Stiftshütte. Was sagte der Herr (Joh 17,1), und was sagt Paulus (2Tim 4,7)? Was tat der Sänger in seiner Not?
David redete zu sich selbst: „Wirf dein Anliegen auf den Herrn.“ Reiße dich los von allem, sinne der Untreue anderer nicht länger nach; es raubt dir den Schlaf. Vers 23: „Wirf dein Anliegen auf den Herrn“ gleicht einem Befehl. Unser Herr sagte ähnliche Worte: „Alle eure Sorge werfet auf Ihn.“ Eine Zuflucht in Nöten zu haben ist ein reicher Trost, und diesen hat jedes Kind Gottes. Zu Ihm haben wir allezeit Zugang (Eph 2,18). Das dürfen wir in Zeiten der Versuchungen erfahren, wenn Satan ein Kind Gottes sichten will, wie er es bei Petrus beabsichtigte.
In Zeiten von Entfremdungen durch Vertraute, wie das unser Psalm lehrt, betete David. Ein Freund bleibt uns stets. Jesus ist und bleibt der beste Freund auch in Zeiten materieller Not (Phil 4,19). „Er wird dich erhalten“, sagt unser Vers.
Und was ist mit den Übeltätern? „ Du wirst sie zu Deiner Zeit hinabstürzen. David sagt oft: „Ich aber werde auf dich vertrauen.“ Lernen wir die Wichtigkeit, in die Verheißungen zu vertrauen. Wie schrecklich ist das Ende der Gottlosen. Das beantwortet Asaph in Psalm 73,17-20.