Behandelter Abschnitt 1Mo 15,7-21
1Mo 15,7-21 - Gottes Bund mit Abram
Dieses Kapitel erinnert uns an den einleitenden Abschnitt unserer Betrachtungen über Abram, den Freund Gottes. In Frage und Antwort wird Abram erneut die Verheißung bestätigt, daß Gott ihm und seinem Samen das Land Kanaan geben wolle. So wie hier Gott mit Abram redet, redet nicht ein Herr mit seinem Untertan; so redet nur ein Freund mit seinem Freunde.
Gott offenbart sich Abram als Der, der Er ist. „Ich bin der Herr, der dich aus Ur in Chaldäa ausgeführt hat“, der Herr aller Herren, Jehova (Jahwe). Außer Ihm ist kein Gott, und wenn Er etwas verheißt, erfüllt Er es auch. Was Er zusagt, das hält Er gewiß (Ps 33,4). Es ist, als wolle Gott zu Abram sagen: Ich bin der Herr, ich kann uneingeschränkt handeln. Das Land ist Mein, Ich kann es geben, wem Ich will. Ich gebe es dir, Meinem Auserwählten. Ich vermag noch weit mehr, Ich kann auch Tote auferwecken und aus erstorbenen Leibern, wie dem der Sarai, Nachkommen erwecken.
Gott erinnert Abram an die bereits erhaltenen Gnaden. „Der Ich dich aus Ur in Chaldäa ausgeführt habe.“ Damit erinnert Gott Seinen Knecht zugleich an die wunderbaren Führungen seit seinem Auszuge. Nach Jes 29,22 wird Er eine Erlösung genannt, und wie Er sich seiner angenommen hat (Jes 51,2). Damit erinnert Gott Abram unausgesprochen an die Bewahrung in Ägypten und sein Zurückbringen nach Bethel, an den großen Sieg über die Könige und die segensreiche Begegnung mit Melchisedek. Alle diese Erlebnisse und andere mehr werden in Abrams Erinnerungen wach geworden sein und ihm die lückenlose Treue Gottes bestätigt haben. Es ist gut, wenn auch wir uns immer wieder erinnern lassen an die gnädigen Führungen und Segnungen Gottes. Mit dem Dichter singen wir dann: „In wieviel Not hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet“ (vergl. 1Thes 2,12.13 und 2Thes 2,13.14). Wir wollen uns vor allem beständig erinnern lassen an die größte Gnadenerweisung Gottes, an Den, den Er für uns alle dahingegeben hat und mit Dem Er uns auch alles schenkt.
Abrams Frage. „Woran soll ich das erkennen?“ Trotz der reichen Gnadenerweisungen Gottes an Abram begehrt dieser ein Zeichen, wie später Gideon, ehe er in den Kampf zog (Ri 6,36-40). Welch eine Zumutung an Gott! Es erging Abram ähnlich wie der Maria beim Besuch des Engels Gabriel. „Wie kann das geschehen?“ (Lk 1,34). Gottes Entgegenkommen ist immer überaus groß. Er weist Abrams Bitte nicht ab, sondern geht darauf ein, Er weiß ja, „was für Gemächte wir sind“.
Gottes Antwort. Gottes Antwort fiel ganz anders aus, als Abram erwartete. Gott handelt gar nicht, sondern fordert von Abram ein Opfer. „Bringe Mir eine dreijährige Kuh und eine dreijährige Ziege und einen dreijährigen Widder und eine Turteltaube und eine junge Taube.“ Abram erfüllte bereitwillig Gottes Forderung. Das hat gewiß seine besondere Bedeutung. Die Opfer des alten Bundes sind ja nur Sinnbilder des einen vollgültigen Opfers auf Golgatha. Hier in unserem Wort deuten sie an, daß Gott nur durch das Opfer Christi Sohnschaft, Kindschaft schenken kann. Kinder Gottes werden wir also allein durch den Glauben an den Sohn. Ferner sagen uns die Opfer, daß Gott nur einem durch das Blut versöhnten Menschen das Land der Verheißung schenken kann. Durch den Sohn werden wir Söhne und durch Sein Blut Erben des unverweslichen Erbteils der Heiligen droben, das uns aufbewahrt ist (1Pet 1,4). Dabei werden wir an den Vers erinnert:
„Wenn ich dies Wunder fassen will, so steht mein Geist vor Ehrfurcht still; er betet an und er ermißt,
wie Gottes Lieb unendlich ist."
Gott redet durch Nachtgesichte (Hiob 4,13,14). Abram fiel in einen tiefen Schlaf (Vs. 12). Ihm erging es aber nicht wie später Jakob, der die Himmelsleiter sah und Engel Gottes auf ihr auf‑ und absteigen (1. Mose 28), sondern Schrecken und große Finsternis überfielen ihn, und Abram geriet in große Furcht. Wie Jakob in seinem Traume unterwiesen wurde, so hier Abram. Er lernte: daß die ihn umgebende Finsternis auf das kommende Dunkel seines Samens hinwies; daß seine Nachkommen vierhundert Jahre in fremdem Lande Sklavendienst tun werden (Vs. 13).
Abram sah den brennenden Ofen, ein Vorbild jener Drangsalszeit Israels in Ägypten. Diese Notzeit sollte Abram selbst nicht erleben; wenn Gott ihm diese schweren Führungen doch offenbart, so werden wir an 1. Mose 18,17 ff. erinnert: „Wie kann ich Abraham verbergen, was ich tue . . .?“ Handelt Gott nicht ganz ähnlich mit uns heute? Hat Er nicht Seiner Gemeinde in Seinem Wort vorausgesagt, daß sie Leiden und Drangsale zu erwarten hat? Es geht, wie bei Israel, durch Leiden zur Herrlichkeit. Das war der Weg des Herrn und ist auch der unsrige. Nach dem ersten Petribrief sind Kinder Gottes zum Leiden berufen (1Pet 2,21). Es trägt zu ihrer Läuterung und Zubereitung bei. Der brennende Ofen ist bis heute das Teil der Gemeinde, aber unser Herr ist mit uns im brennenden Ofen wie mit jenen drei Hebräern in Dan 3.
Wie mit dem Auszug aus Ägypten der brennende Ofen erlosch und damit Israel in das dem Abram verheißene Land kam, ähnlich wird es der Gemeinde ergehen: Der Herr selbst wird wiederkommen und wird uns aus dem Lande der Fremdlingschaft ins Vaterhaus droben führen.
Das Volk Israel ist in den Jahrtausenden seit der Befreiung aus Ägypten immer wieder durch zahlreiche Leiden gegangen. Das Feuer im Ofen flammte immer wieder auf, des sind wir noch aus jüngster Vergangenheit selbst Zeuge. Die schwerste Leidenszeit steht Israel aber noch bevor (Mt 24). Nach dieser Heimsuchung und Läuterung wird Israel den ihm von Gott zugedachten Auftrag zu erfüllen bereit und befähigt sein. Die zahlreichen und herrlichen Verheißungen Gottes an Israel werden dann restlos in Erfüllung gehen. Der Bund Gottes mit Abram in seiner reichen Segensfülle wird dann vor aller Welt offenbar werden.
Weiter lernte Abram, daß seine Nachkommen nicht ohne Licht sein werden. Er sah nicht nur den heißen Ofen, sondern er sah auch die brennende Lampe. Die Lampe besagt, daß Gott inmitten der Finsternis das Licht der Seinen ist (2Sam 22,29; Ps 27,1; Jes 60,1.2). Abram sah wohl schon im kleinen die Wolke und Feuersäule, die später seine Nachkommen aus der Sklaverei herausführen würde, und die ein Hinweis auf Den ist, der gesagt hat: „Ich bin das Licht der Welt“ (2. Mose 13,21; Joh 8,12). Auch uns leuchtet die Lampe nach z. Pet. 1,19: „Wir haben das feste prophetische Wort, und ihr tut wohl, daß ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint in einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen.“ Heut ist Sein Wort das Licht auf unserem Wege. Wenn schon ringsum Dunkelheit herrscht, so ist doch Er, der Gott alles Trostes, unser Licht (2Kor 1,3.4).
Abram durfte auch wissen, daß die Dauer der Leiden beschränkt sein werde. Gott sprach von vierhundert Jahren, und so lange währte auch die Leidenszeit Israels in Ägypten. Der Gedanke an eine so lange Frist mag wohl Abram betrübt haben, aber er vertraute dennoch seinem allweisen und allmächtigen und barmherzigen Gott.
Zugleich lernte Abram Gottes Güte an den Sündern kennen. Gott sagte ihm, daß das Maß der Sünde der Kanaaniter noch nicht voll war, daß Gott ihnen immer noch Zeit zur Buße gab (Vs. 16). Er wartete mit dem Gericht. Zu Noahs Zeiten wartete Gott 120 Jahre (1. Mose 6,3). Den Einwohnern von Ninive gab Gott nur eine kurze Frist von 40 Tagen, doch war sie lang genug; das Volk tat Buße und entging dem angedrohten Verderben (Jona 3,4.5 ; vergl. auch z. Petz. 3,9).
Weiter durfte Abram vernehmen, daß Israel, obwohl ein armes Sklavenvolk, doch einst reich ausziehen werde (Vs. 14). Das ist erfüllt worden, als Israel Ägypten verließ (2. Mose 12,35.36). Fragen wir uns, ob auch wir reich ausziehen werden? Wenn wir freiwillig unserem Herrn und König treu gedient haben, wie Israel dem König Pharao, dann werden auch wir mit weit größerer Habe heimkehren als Israel (2Tim 4,8; 2Kor 5,10; Mt 5,16).
Gottes Bund mit Abram. Der Bund, den Gott mit Abram machte, beruhte auf den Opfern als Hinweis auf das eine Opfer, durch dessen Blut der neue Bund mit uns, den Glaubenden, geschlossen worden ist (Luk. 22,20). Der Apostel nennt ihn einen „besseren Bund“ (Heb 7,22). Bei dieser Bundesschließung gab der Herr noch die genauen Grenzen des Landes Kanaan an. Israel hat nie das ganze Land eingenommen. Es schloß sogar einen Bund mit den Bewohnern des Landes, darum konnte es unmöglich das Land ganz einnehmen. Bündnisse mit der Welt hindern den Gläubigen, die geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern zu genießen (Eph 1,3).
Die Raubvögel. Sie gehören zu den unreinen Vögeln und sind ein Symbol Satans. Sie wollten die Opfertiere Abrams vertilgen, das Opfer also hinfällig machen. Noch heute stürzen sich die Raubvögel auf das Opfer Christi, und zwar in der Gestalt von Menschen, die den Wert des Opfers Christi, die Kraft Seines teuren Blutes sowie Seine leibhaftige Auferstehung leugnen. Selbst vielen Gläubigen versucht Satan immer wieder das ewiggültige Heil in Christo durch Kleinglauben streitig zu machen. Oft kommen die Raubvögel als böse Gedanken, aber all dem gegenüber gilt das Wort: „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt und mit ihr Satan überwunden hat“ (1Joh 5,4).