Behandelter Abschnitt 1Mo 15,1-3
1Mo 15,1 - Fürchte dich nicht
„Fürchte dich nicht“, ein überaus trostreiches Wort, dem wir an
dieser Stelle zum ersten Male in der Schrift begegnen. Immer wieder
tritt es uns entgegen unter sehr verschiedenen Umständen, bis zuletzt in
der Offenbarung gewissermaßen die Unterschrift unter dieses Wort vom
Herrn gesetzt wird: „Fürchte dich nicht; Ich bin der Erste und der
Letzte und der Lebendige" (Off 1,17,18). Das will nicht bedeuten, daß
dem Gläubigen keinerlei Leid widerfahren soll, dann bedürfte es ja nicht
der Aufforderung, sich nicht zu fürchten. Die Schrift sagt ja gerade:
„Fürchte dich vor der keinem, daß du leiden wirst“ (Off 2,10). Dieser
Vers schließt mit den Worten: „Sei getreu bis an den Tod, so will Ich
dir die Krone des Lebens geben.“ Werden wir wie Abram vor Gott treu
erfunden, so werden uns zwar Not und Anfechtungen nicht erspart, aber am
Ende steht die herrliche Belohnung. Zu diesem Thema sagt Paulus: „Denn
ich halte dafür, daß die Leiden der Jetztzeit nicht wert sind,
verglichen zu werden mit der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns
geoffenbart werden soll“ (Röm 8,18). „Nach diesen Geschichten“ erschien Gott aufs neue Seinem
Knechte Abram und grüßte ihn mit dem ermunternden Wort: „Fürchte dich
nicht!“ Was waren das wohl für Dinge, derentwegen Abram sich fürchtete?
Der große Sieg über Kedor‑Laomor und dessen Verbündete war sicherlich
Tagesgespräch im ganzen Lande geworden. Wird sich der Besiegte zufrieden
geben, oder wird er andere Verbündete suchen, um sich an Abram zu
rächen? Es mag Abram ähnlich ergangen sein wie später dem Propheten
Elias, der nach dem überwältigenden Sieg über die Baalspriester am
nächsten Tage die Flucht vor einer Frau ergriff (1Kön 18 u. 19). „Nach diesen Dingen“ zeigt uns zugleich den Zeitpunkt der
Offenbarung. Gott offenbart Sich in den Seinen, wenn sie Ihn am meisten
benötigen. So erschien dem Herrn ein Engel im Garten Gethsemane, als
Sein Schweiß wurde wie große Blutstropfen. Petrus erlebte ähnliches im
Gefängnis (Apg 12) und Paulus auf seiner Romreise, als alles aus zu
sein schien (Apg 27,23). Wenn am Ende der großen Trübsal der Same
Abrams aufs äußerste bedrängt sein wird, dann wird plötzlich der Herr in
Macht und Herrlichkeit erscheinen. Hier schenkt der Herr dem Abram eine
doppelte Verheißung. „Ich bin dir ein Schild." Gott offenbarte Sich nicht nur
Abram als der aufmunternde, sondern auch als der bewahrende Gott. Er
offenbart Sich je nach der Notlage der Seinen. Den Trauernden offenbart
Er Sich als Gott alles Trostes, den Friedelosen als Gott des Friedens,
den Notleidenden als Vater der Erbarmungen und den Angefochtenen
als der Bewahrende, als ein Schild. Ein Schild ist eine
Abwehrwaffe, die vor den feurigen Pfeilen des Feindes schützt (
Die Beschaffenheit des Schildes. Salomo machte sie aus Gold, für gewöhnlich aber waren sie aus Eisen hergestellt. Diese Schilde, die undurchdringlich waren, wurden den feindlichen Pfeilen entgegengehalten und boten dem Krieger Schutz. Unser Schild ist der Glaube an einen bewahrenden, allmächtigen Gott. In Ihm sind wir geborgen, bewahrt nach Geist, Seele und Leib (1. Thess. 5,23).
Die Größe des Schildes. So ein Schild war so groß, daß sich der Krieger dahinter bergen konnte. Abram hatte weit mehr: Der Herr, der Allmächtige war sein Schild. Er ist auch der unsere. Ohne diesen Schild sind wir preisgegeben. „Und dein sehr großer Lohn.“. Abram erhielt in diesem „Fürchte dich nicht“ nicht nur eine Offenbarung der göttlichen Macht, sondern auch der Liebe Gottes. Nun zeigt ihm Gott noch den großen Reichtum, mit dem Er ihn für seine Treue belohnen will. Abram hatte den Lohn des Sodomiterkönigs ausgeschlagen. Worauf immer Gläubige um Jesu willen verzichten, das vergilt Er ihnen reichlich. In Kap. 13 sahen wir, wie Abram um des Friedens und um des Zeugnisses vor der Welt willen auf vieles verzichtete, aber auch wie reichlich Gott ihm wieder vergalt (Kap. 13,9.14.15). Hier aber will Gott Selbst ihm ein großer Lohn sein. In unserer Zeit übt man vielfach leider nicht nur keinen Verzicht auf die Güter der Welt, sondern erbittet sie sich sogar. Ob das wohl dem Herrn gefällt? Da ist ein Mangel an Vertrauen in Ihn und Seine Verheißungen. Aber des treuen Gläubigen Lohn ist groß und vielseitig:
Der Lohn wird groß sein (Mt 5,12; Lk 6,33; Heb 10,35).
Unser Lohn ist auch sicher (Spr 11,18).
Er ist unaussprechlich (Jes 64,4; 1Kor 2,9; 2Kor 4,17).
Er ist ewig, wir werden ernten ohne Aufhören (Gal 6,9).
Er ist auch herrlich, denn es gibt Kronen (2Tim 4,8; Off 2,10). Ausgeteilt wird der Lohn bei Christi Wiederkunft (Mt 16,27; Off 22,12).
Habe acht, daß du ihn nicht verlierst (2Joh 8).
Der Gedanke auf so reichen Lohn sollte jedes Gotteskind zu treuem Dienst ermuntern (1Kor 15,58).
Doch wir wollen Ihn nicht in erster Linie des Lohnes wegen lieben und Ihm dienen, sondern weil Er uns zuerst geliebt hat.
Nach Siegen über Versuchungen und Sünde macht der Gläubige stets neue Erfahrungen mit Gott. Der Ausdruck „Abram glaubte Gott“ klingt so einfach und ist doch so überaus groß. Alle früheren Verheißungen waren mit dieser neuen, „einem zahlreichen Samen“ weit übertroffen. Und das glaubte Abram kindlich.