Behandelter Abschnitt 1Mo 14,17-20
1Mo 14 - Melchisedek
So wenig die Heilige Schrift über Melchisedek aussagt, so groß und
bedeutungsvoll ist gleichwohl diese alttestamentliche Gestalt. Groß war
zweifellos Abram, aber größer als er ist Melchisedek, der die beiden
lohen Titel trägt „König der Gerechtigkeit“ und „König des Friedens“.
Keiner der vielen genannten Könige war so geehrt. Manche Ausleger wollen
in ihm den Sohn Gottes sehen, was eine gewisse Berechtigung laben mag,
aber doch nicht bewiesen ist. Er wird nach Heb 7,3 dem Sohne Gottes
verglichen. Das Wenige, das wir .über Melchisedek in 1. Mose 14
ausgesagt finden, wird im Hebräerbrief ergänzt (
Das Erscheinen Melchisedeks. Wann trat er auf? Nach der Schlacht der Könige. Abram sollte um des großen Sieges willen eine besondere Ehrung erfahren. Zeiten großer Erfolge und Ehren sind immer auch Zeiten großer Gefahren. Andere als Abram hätten sich nach so großem Erfolge selbst zum Herrscher proklamiert. Unser Benehmen nach Erfolgen offenbart unseren Charakter.
Vor der Ehrung durch den Sodomiterkönig. Um Abram vor einem ,all zu bewahren, schickt Gott im rechten Augenblick seinen königichen Priester, der dem König von Sodom zuvorkommt. Dankbarkeit iber die Befreiung aus der Knechtschaft mag den König von Sodom bevogen haben, Abram zu ehren und zu beschenken. Diesem irdischen Segen von seiten des Königs von Sodom kam Melchisedek mit einem himmlischen Segen zuvor und stärkte den Gottesknecht. Beachtenswert st diese geheimnisvolle Person. Selten ist über eine Person so verschieden geurteilt worden wie über Melchisedek, der ganz plötzlich auf den Schauplatz trat und sich ebensobald zurückzog. Allein sein gesegnetes Auftreten ist geblieben als ein Hinweis auf den Priesterkönig Christus Heb 7,15,16).
Die Schrift erwähnt nicht seine Abstammung, auf die sie bei Abram Wert legt. „Er war ohne Vater.“ Gewiß hatte er einen Vater, weil er ein Mensch war, aber niemand wußte um seine Geburt noch um sein Ende. Selbst der Heilige Geist, durch den die heiligen Männer lehrten und schrieben, sagt nichts über ihn aus. Nach Gottes Vorsatz sollte Melchisedek ein Gleichnis vom Sohne Gottes sein.
Die Titel Melchisedeks. Es werden ihrer drei genannt. „König der Gerechtigkeit“. Melchisedek wird, im Gegensatz zu den heidnischen Königen, so von Recht und Gerechtigkeitsempfinden durchdrungen gewesen sein, daß ihm seine Bewunderer den Titel König der Gerechtigkeit" gaben. Auch hierin ist er ein Vorbild auf Christus, der in Seinem kommenden Königreich die Welt gerecht richten wird im Gegensatz zu seinem Vorgänger, dem Antichristen, der der König der Lüge, der Ungerechtigkeit sein wird. Gerechtigkeit wirkt Frieden, darum heißt er auch zugleich: „König des Friedens“. Der Friede im Lande hängt ab von der Art seines Herrschers, ob er gerecht oder ungerecht ist. Gerechtigkeit erhöht ein Volk. Dazu gehört vor allem auch der Friede. In all diesen Stücken ist Melchisedek ein wunderbares Vorbild auf Christus, der unsere Gerechtigkeit und unser Friede ist (1Kor 1,30; Eph 2,14). Im kommenden Millennium wird Er der Friedefürst sein, dann wird durch Ihn des Friedens kein Ende sein. „Priester Gottes des Höchsten". Melchisedek ist eine höchst erstaunliche Person; denn er erfüllt eine doppelte Aufgabe: die eines Königs und Priesters zugleich. In Israel waren diese Ämter getrennt. So zog sich der König Usia das Gericht zu, weil er opferte und somit in ein fremdes Amt eingriff (2Chr 26,18). In Christus und Melchisedek sehen wir beide Ämter in einer Person vereint (Sach 6,13).
Melchisedeks Tätigkeit. Diese entspricht ganz seinem Titel. Er begegnete Abram im rechten Augenblick; denn Abram wurden gerade Reichtum und Ehre angeboten durch den Sodomiterkönig.
Sein Segensspruch (Vs. 19,20.). Abram war im Namen des Höchsten ausgezogen, und in diesem Namen wurde er nun gesegnet und mit Kraft ausgerüstet, um allen Lockungen Sodoms siegreich begegnen zu können. Unendlich größer aber ist der Segen des Priesterkönigs „Jesus“, der sich immerdar für uns verwendet, der auch unsere Nöte kennt und zur rechten Zeit für uns eintritt (Heb 7,25).
Die Stärkungsmittel dieses Königs. Brot und Wein sind die Gaben, mit denen Melchisedek Abram erquickte und stärkte. Hier begegnen wir zum ersten Male in der Schrift diesem herrlichen Doppelsymbol, das in Jesus Christus erst seine wahre Bedeutung, seinen bleibenden Wert findet. Sagt doch unser Priesterkönig Jesus: „Ich bin das Brot des Lebens“ (Joh 6,48), und zur Samariterin: Wer von dem Wasser trinken wird, das Ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten“ (Joh 4,14). Wer vom Brot und Wein dieses Priesterkönigs genossen hat, findet keinerlei Geschmack mehr an den Angeboten Sodoms, d. h. dieser Welt. Er überwindet wie Abram diese Welt.
Die Wirkung dieser Begegnung. Abram gab Melchisedek den Zehnten von allem. Das war eine Dankesbezeugung und Ehrung zugleich. Wenn die Israeliten später gesetzlich verpflichtet waren, den Zehnten zu geben, wieviel mehr muß es für uns nicht eine gesetzliche, sondern eine Dankespflicht sein, unserem Hohenpriester Jesus unseren „Zehnten" zu geben. Und da Er Sein Leben für uns dahingab, kann unser „Zehnter" auch nur in der Dahingabe unseres Lebens bestehen (Röm 12,1; 1Pet 2,5).
Bald danach trug Abram einen neuen Sieg davon (Vs. 21). Wahrer Glaube siegt immer (1Joh 5,4). Abram wußte nicht nur, daß er eine bleibende Stadt im Himmel hatte, sondern auch eine bleibende Habe. Diese Gewißheit löste ihn völlig vom irdischen Besitz (Heb 10,34). Sodoms schmeichelnde Angebote sind gefährlicher als die Feinde, die Abram besiegte. Weilen wir nur immer im Königstal und begegnen wir unserem Priesterkönig, der mit Seinem Brot und Wein dem Sodomiterkönig zuvorkommt, dann sind wir gestärkt und Sieger über alle Feinde.