Behandelter Abschnitt 1. Mose 14,17-23
Melchisedek und die Versuchung des Königs von Sodom
Aber auch der Mann des Glaubens ist nicht sicher vor den Angriffen des Feindes. Vielmehr stürmen oft unmittelbar nach einem Sieg neue Versuchungen auf ihn ein. So war es bei Abraham. „Und als er zurückgekehrt war, nachdem er Kedorlaomer und die Könige, die mit ihm waren, geschlagen hatte, zog der König von Sodom aus, ihm entgegen“ (V. 17). Dieses Ereignis barg offensichtlich eine listige Absicht des Feindes in sich. Der „König von Sodom“ stellt eine andere Seite der Macht des Feindes dar, die ganz verschieden ist von derjenigen, die wir in „Kedorlaomer und den Königen, „die mit ihm waren“, sehen. Während wir in Kedorlaomer das Brüllen des Löwen hören, lässt uns der König von Sodom das Zischen der Schlange vernehmen. Aber ob Abraham nun der Schlange oder dem Löwen begegnete, die Gnade des Herrn war völlig genügend, und diese Gnade handelte für den Diener Gottes gerade im Augenblick der Gefahr.
„Und Melchisedek, König von Salem, brachte Brot und Wein heraus; und er war Priester Gottes, des Höchsten. Und er segnete ihn und sprach: Gesegnet sei Abram von Gott, dem Höchsten, der Himmel und Erde besitzt! Und gepriesen sei Gott, der Höchste, der Deine Feinde in deine Hand geliefert hat!“ (V. 18-20). Beachten wir zunächst den Zeitpunkt, da Melchisedek erscheint, und dann die doppelte Wirkung seines Dienstes. Er kam Abraham nicht entgegen, als er bei der Verfolgung Kedorlaomers war, sondern als Abraham von dem König von Sodom verfolgt wurde. Das ist ein sehr großer Unterschied. Um einen Kampf aufnehmen zu können, der einen gefährlicheren Charakter hatte, als der soeben bestandene, war für Abraham eine noch tiefere Gemeinschaft mit Gott notwendig. „Brot und Wein“ Melchisedeks erfrischten nach dem Kampf mit Kedorlaomer die Seele Abrahams, während der Segen sein Herz für den Kampf stärkte, den er gegen den König von Sodom zu bestehen hatte.
Es ist besonders schön, zu sehen, wie Melchisedek Abraham gegenüber von Gott redet. Er nennt ihn „Gott, den Höchsten, der Himmel und Erde besitzt“, und verkündet Abraham zugleich, dass er von diesem Gott „gesegnet“ sei. Das war eine wirksame Vorbereitung für das Zusammentreffen mit dem König von Sodom. Ein von Gott gesegneter Mensch brauchte nicht was ihm der Feind anzubieten hatte, und wenn „der Besitzer des Himmels und der Erde“ seinen Gesichtskreis ausfüllte, so konnte die „Habe“ Sodoms nur wenig Reiz für ihn haben. Daher überrascht es uns nicht, dass Abraham, als der König von Sodom ihm den Vorschlag machte: „Gib mir die Seelen, und die Habe nimm für dich“ (V. 21), die Antwort gab: „Ich hebe meine Hand auf zu dem Herrn, zu Gott, dem Höchsten, der Himmel und Erde besitzt: Wenn vom Faden bis zum Schuhriemen, ja, wenn ich irgendetwas nehme von dem, was dein ist! - damit du nicht sagst: Ich habe Abram reich gemacht“ (V. 22.23).
Abraham weigerte sich, durch den König von Sodom bereichert zu werden. Wie hätte er auch denken dürfen, Lot von der Macht dieser Welt zu befreien, wenn er sich selbst durch sie hätte beherrschen lassen! Ich kann meinen Nächsten nur dann befreien, wenn ich selbst völlig frei bin. So lange ich mich selbst im Feuer befinde, kann ich unmöglich einen anderen herausreißen. Der Weg der Absonderung für Gott ist der Weg der Kraft, und zugleich der Pfad des Friedens und des Segens.
Die Welt in ihren verschiedenen Formen ist das große Werkzeug, das Satan benutzt, um die Hände des Dieners Christi zu lähmen und seine Zuneigungen erkalten zu lassen. Aber, Gott sei gepriesen! Wenn das Herz aufrichtig ist, naht der Herr stets zur rechten Stunde, um zu erfreuen, zu ermutigen und zu stärken. „Denn des Herrn Augen durchlaufen die ganze Erde, um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist“ (2Chr 16,9). Das ist eine ermutigende Wahrheit für unsere armen, ängstlichen und zweifelnden Herzen. Christus will unsere Stärke und unser Schild sein. „Er unterweist meine Hände zum Kampf, meine Finger zum Krieg“ (Ps 144,1). Er beschirmt das Haupt der Seinen „am Tag der Waffen“ (Ps 140,8), und Er wird „in kurzem den Satan unter unsere Füße zertreten“ (Röm 16,20). Möge der Herr unsere Herzen in dieser versuchungsreichen Welt treu für ihn erhalten!