Behandelter Abschnitt 1Mo 12,2-3
1Mo 12,2-3 – Das göttliche „Ich will“
Gott ruft den Menschen nicht nur, um ihn zu retten, sondern Er hat noch größere wunderbare Pläne mit einem jeden vor (Eph 1,4; 2,10). Seine Rufe sind stets mit Verheißungen verbunden. So wollte Gott Abram nicht nur aus seiner sündigen Umgebung befreien, sondern Er wollte aus ihm etwas zum Lobe Seiner Gnade machen. Mit den Worten: „Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein“, sprach Gott eine doppelte Verheißung aus, die durch niemanden und nichts außer durch eigene Untreue Abrams gegen Gott hätte unmöglich gemacht werden können. Segnen und zum Segen machen! Das ist auch heute noch Gottes Absicht, wenn Er durch Sein Evangelium Menschen aus Sünde und Welt herausruft.
Mit der Verheißung an Abram offenbarte Gott Seine besonderen Absichten nicht nur mit Abram selbst, sondern auch mit dessen Nachkommen. Der in den Versen 2‑3 ausgesprochene Segen ist ein siebenfacher. „Ich will dich zum großen Volke machen." Mit diesem ersten Satz Seiner Verheißung ist ganz unausgesprochen eine große Forderung an Abram verbunden. Abram war fünfundsiebzig Jahre alt, Sarah war zehn Jahre jünger und unfruchtbar (1. Mose 11,30; 15,2; 16,1). Die Annahme einer solchen Verheißung bedeutete für Abram völliges Vertrauen. Wir lesen das schöne Wort „Abram aber glaubte Gott", denn es vergingen noch 25 Jahre bis zur Erfüllung. Gottes Verheißung erfüllte sich in einer dreifachen Weise.
1. In seiner natürlichen Nachkommenschaft dem Volke Israel so zahlreich wie der Staub der Erde (1. Mose 13,16; Joh 8,37).
2. In einer geistlichen Nachkommenschaft: „Blicke doch gen Himmel und zähle die Sterne, so soll dein Same sein“ (Röm 9,7.8; Gal 3,6.7.29), das bezieht sich auf alle Gläubigen, ob Juden oder aus den Nationen.
3. In Isaak (1. Mose 17,18-20). Abram ist ein Zeugnis dafür, daß Gott Seine Verheißungen einlöst. Im Glauben verließ er Vaterland, Freundschaft und Vaterhaus. Gott senkte ihm bzw. seinen Nachkommen das herrliche Land und ein großes Volk, ein Volk, auf dem trotz seiner vielfachen Untreue gegen Gott die Verheißung ruht. Dieses Volk ist trotz mehrfacher Vertreibung aus seinem Lande nie untergegangen, und gerade in unserer Zeit sammelt es sich aufs neue im Lande seiner Väter. Wunderbar hat Gott Seine Zusage eingelöst und Abrams Glauben belohnt: „Ich will dich zum großen Volke machen." „Ich will dich segnen" (1. Mose 13,14,15; 24,34,35). Diese Zusage hat Gott schon im diesseitigen Leben Abrams eingelöst. Er wurde ein. reicher Mann, der über eine so große Machtfülle verfügte, daß er mit Königen kämpfte und sie zu besiegen vermochte (Kap. 14). Und als die Siegesbeute verteilt wurde, erwies sich Abram als ein höchst vornehmer Charakter, der auf die Beute verzichtete, da er die göttliche Verheißung Seines Segens hatte.
Es liegt an dir und mir, ob Gott auch uns segnen kann; denn auch uns stellt Er Seine Bedingungen: Die Absonderung und restloses Vertrauen in unseren Gott: „Darum gehet aus aus ihrer Mitte und sondert euch ab, spricht der Herr, und rühret Unreines nicht an, und Ich werde euch aufnehmen; und Ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet Mir zu Söhnen und Töchtern sein, spricht der Herr, der Allmächtige“ (2Kor 6,17.18). „Und dir einen großen Namen machen.“ In der Heiligen Schrift selbst wird Abrams Name über dreihundertmal genannt. Den ersten Schritt zur Einlösung dieser Verheißung finden wir in 1Mo 17,15. Bis dahin lautete der Name „Abram“, d. h. „erhabener Vater“, nun bekam der Träger der Verheißung einen neuen Namen: „Abraham", d. h. „Vater der Menge“ (vgl. Off 2,17). Zweifellos hatte man Abram in seiner Heimat Ur bald vergessen; unter dem neuen Namen aber ist Abraham nicht nur in der Geschichte der Menschheit unvergeßlich, sondern auch vor Gott, der ihm diesen Namen gegeben hat. So geht es denen, die sich Gott ausliefern: die Welt kennt sie nicht mehr, aber ihre Namen sind im Himmel angeschrieben (Lk 10,20). Es gilt aber, ernst zu machen mit der Nachfolge Christi, sonst wiederholt sich, was der Herr der Gemeinde zu Sardes sagen mußte: „Du hast den Namen, daß du lebst, und bist tot“ (Off 3,1). Der Herr selbst, der vollkommen Abgesonderte, der gehorsam war bis zum Tode am Kreuz, bekam den Namen, der über alle Namen ist (Phil 2,9). „Und sollst ein Segen sein“ (Gal 3,13.14). Der hier ausgesprochene Segen ist in die Befehlsform gekleidet. Das hat uns viel zu sagen: Das Leben Abrams enthält nach dem biblischen Bericht eine Fülle von Beweisen dafür, wie dieses Wort schon zu seinen Lebzeiten verwirklicht wurde: Er wird Prophet genannt, er predigt die Botschaft seines Gottes, er ringt um die Städte Sodom und Gomorra mit seinem Gott. Zweifellos ist seiner Fürsprache die Rettung seines Neffen Lot zuzuschreiben. Da wird er überall „ein Segen“, weil er Gott gehorsam ist. Von ihm ging ein Segen aus auf seine Nachkommen. Um ein Segen zu sein, bedarf es für den Wiedergeborenen nicht einer hohen Stellung (vgl. Mt 19,16-24), sondern glaubenden Gehorsams nach dem Vorbild Abrahams und erst recht unseres Herrn selbst.
Ich will segnen, die dich segnen." Freunde und Helfer der Gläubigen gehen nie leer aus, Gott belohnt sie zu Seiner Zeit reichlich. Ein treffendes Beispiel ist uns Jonathan, der David seine Treue und Freundschaft hielt, als dieser verfolgt wurde und Jonathan selbst damit rechnen mußte, durch Saul in Gefahr zu kommen. Sein Sohn Mephiboseth durfte erleben, wie diese Treue sich in wunderbarer Weise gelohnt hat. Aber auch im Leben der Völker hat dieses Wort Gültigkeit; das beweist die Geschichte der Juden (vgl. Mt 25,34-40; Röm 11,28). „Und ich will verfluchen, die dich verfluchen.“ Diese ernste Drohung ist in Israels Geschichte genau erfüllt und wird in Zukunft noch mehr erfüllt werden (5. Mose 30,7; Joel 3,1-8; Sach 14,1-3; Mt 25,40.45). Dieses Wort hat den Charakter eines Bündnisangebotes, obwohl erst später Gott mit Abram Seinen Bund geschlossen hat (Kap. 17). Für die Gemeinde des Herrn besteht auch ein solches Bündnis. Als Saulus die Gemeinde verfolgte, rief der Herr ihm zu: „Saul, Saul, was verfolgst du Mich?“ Das bedeutet für Saul: Wenn du die verfolgst, die sich zu Mir bekennen, dann verfolgst du Mich (vgl. Sach 2,12). Ein Beispiel aus letzter Zeit von ganz bedeutender Deutlichkeit haben wir in der grausamen Judenverfolgung durch den Nationalsozialismus und die auf dem Fuße folgende Heimsuchung des gesamten deutschen Volkes. Ähnlich erging es in früheren Jahrhunderten anderen Völkern, die die Juden verfolgt haben. „In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“ Dieser siebente Segen verwirklicht sich vor allem in Jesus Christus, der ja aus dem Samen Abrams ist (Mt 1,1; Gal 3,16; Apg 3,25). Durch Ihn werden alle Völker der Erde gesegnet. Im vollen Umfange wird diese Erfüllung erst eintreten, wenn im Tausendjährigen Friedensreich unter der Herrschaft seines Königs Israel die Welt regieren wird (Mt 19,28). Gegenwärtig ist dasselbe Volk Israel, das zu großem Wirken und zum Mittler göttlichen Segens berufen ist, seinem Herrn noch untreu und ein Fluch für andere Völker. Wenn es aber zurückkehren und in aufrichtiger Buße seinen Messias annehmen wird, den es durchstochen hat (Sach 12,12; Off 1,7), dann wird die Verheißung Gottes an Abraham in vollem Umfang erfüllt werden. Israel wird dann Gottes großes Missionsvolk und damit ein Segen für alle anderen Völker werden.
Heute darf ein jeder Mensch, der sich seinem Gott voll ausliefert, für seine Umgebung ein Segen sein.
Und deshalb zum Schluß die ganz persönliche Frage: Hast du, lieber Leser, dich deinem Gott im vollen Umfang ausgeliefert, damit auch du in deinem irdischen Leben schon jetzt und erst recht für die Ewigkeit mit Gottes vielfachem reichen Segen rechnen kannst? (2Chr 16,9).