Behandelter Abschnitt 1Sam 28,1114
Verse 11–14 | Saul will Samuel heraufbringen lassen
11 Da sprach die Frau: Wen soll ich dir heraufbringen? Und er sprach: Bring mir Samuel herauf. 12 Und als die Frau Samuel sah, da schrie sie mit lauter Stimme; und die Frau sprach zu Saul und sagte: Warum hast du mich be trogen? Du bist ja Saul! 13 Und der König sprach zu ihr: Fürchte dich nicht! Doch was siehst du? Und die Frau sprach zu Saul: Ich sehe einen Gott aus der Erde heraufsteigen. 14 Und er sprach zu ihr: Wie ist seine Gestalt? Und sie sprach: Ein alter Mann steigt herauf, und er ist in ein Oberkleid gehüllt. Da erkannte Saul, dass es Samuel war, und er neigte sich, das Gesicht zur Erde, und beugte sich nieder.
Die Frau stellt die Frage, die sie normalerweise stellt, wenn sie jemanden zu Besuch hat, der sie über einen Toten um Rat fragen will. Sie bekommt die ungewöhnliche Bitte, Samuel heraufzubringen. Wir lesen nirgends, dass Saul, als Samuel in Rama wohnte, jemals zu ihm hingegangen ist, um ihn um Rat zu fragen. Und Rama liegt doch nicht weit von Gibea, dem Wohnort Sauls, entfernt. Jetzt, wo Samuel gestorben ist, will er ihn um Rat fragen.
Auf dieselbe Weise haben viele, die Gottes Diener verachtet und verfolgt haben als sie noch lebten, sie nach ihrem Tod geehrt. Es ähnelt dem, was der Herr Jesus zu den Schriftgelehrten und Pharisäern sagt, über die Er wegen dieser Haltung ein „Wehe euch“ ausspricht: „Denn ihr baut die Gräber der Propheten und schmückt die Grabmäler der Gerechten“ (Mt 23,29). Er nennt sie „Söhne derer …, die die Propheten ermordet haben“ (Mt 23,31), womit Er andeutet, dass sie genauso sind wie ihre Väter. In geistlicher Hinsicht sind sie Nachkommen Sauls.
Saul will eine Begegnung mit Samuel. Die bekommt er. Als Saul wissen lässt, wen er will, dass sie heraufbringt, geht die Geschichte auf einmal mit dem weiter, was die Frau sieht. Wir hätten vielleicht erwartet, dass gesagt worden wäre, wie sie dabei vorgeht, welche Beschwörungen und Zauberkünste sie gebraucht. Das tiefe Stillschweigen der Schrift hierüber ist vielsagend. Es zeigt, dass „die Tiefen des Satans“ (Off 2,24) kein Bereich sind, den wir betreten sollten. Unsere mögliche Neugierde auf Methoden, die uns mit Dämonen in Kontakt bringen, wird nicht befriedigt. Es ist dem Wesen Gottes fremd, Mitteilungen über die Art, wie Verborgenes der Un gerechtigkeit für uns aufgeschlossen wird, zu machen. Die Schrift ruft nicht zu sündigen Kunstgriffen auf und gibt ihnen keinen Raum, sondern fordert uns dazu auf, „einfältig zum Bösen“ zu sein (Röm 16,19).
Als Samuel heraufkommt, ist das nicht das Ergebnis einer Beschwörung der Frau. Sie, die das Medium ist, durch das ein böser Geist redet, ist enorm überrascht von dem, was geschieht. Das hat sie nicht in der Hand. Gott be herrscht die Szene. Wie sollte je ein gottloses Medium durch einen bösen Geist den Geist eines Mannes wie Samuel heraufkommen lassen können? Es ist Torheit, das zu denken. Darum erschreckt sich die Frau so sehr.
Sie hat erwartet, dass der böse Geist genauso wie sonst wieder durch sie sprechen würde. Diesen Dämon hat sie bei sich zugelassen. Sie hat sich ihm übergeben und durch ihn schon viele Menschen in Kontakt mit der unsichtbaren Welt gebracht. Wenn dieser Dämon sich ihr in der gewünsch ten Gestalt gezeigt hätte, hätte sie Saul die ein oder andere Geschichte auf gebunden, womit er zufrieden sein könnte und sie ihr Geld einstreichen könnte. Aber so läuft es nicht. Sie sieht nicht, was der böse Geist sie sehen lässt, sondern sie sieht Samuel, so wird es aus der Beschreibung deutlich.
Was sie sieht, ist Realität und keine Einbildung, denn sie hört auch, was Samuel sagt. Das ist kein Spiritismus. Es ist wirklich Samuel und nicht ein dämonischer Geist, der sich als Samuel ausgibt. Nicht sie hat Samuel her aufkommen lassen, sondern der HERR hat ihn sprechen lassen. Es ist ein besonderes Wirken Gottes, wegen eines besonderen Falles. Gott gibt Saul ein Zeugnis durch den gestorbenen Samuel. Wie gesagt, der Herr Jesus hat die Schlüssel des Todes und des Totenreichs, sie liegen nicht in der Hand eines einzelnen Geschöpfes.
Saul hat die Erscheinung nicht selbst gesehen. Die Frau sieht ein über natürliches Wesen. Samuel wird von Saul an seinem Prophetenmantel er kannt. Er kniet nieder vor dem Mann, den er in seinem Leben verachtet hat. Er hat ihn verachtet, vielleicht nicht so sehr was seine Position betrifft, sondern als Träger des Wortes Gottes.