Behandelter Abschnitt 1Sam 28,36
Verse 3–6 | Der HERR antwortet Saul nicht
3 (Samuel aber war gestorben, und ganz Israel hatte um ihn geklagt und ihn in Rama, in seiner Stadt, begraben. Und Saul hatte die Totenbeschwörer und die Wahrsager aus dem Land weggeschafft.) 4 Und die Philister versammel ten sich, und sie kamen und lagerten in Sunem. Und Saul versammelte ganz Israel, und sie lagerten auf dem Gilboa. 5 Und als Saul das Heer der Philister sah, fürchtete er sich, und sein Herz zitterte sehr. 6 Und Saul befragte den HERRN; aber der HERR antwortete ihm nicht, weder durch Träume noch durch die Urim, noch durch die Propheten.
Hier wird aufs Neue auf den Tod Samuels hingewiesen. Der Tod Samuels bildet auch das Ende der prophetischen Offenbarungen von Gott. Das heißt nicht, dass es sie gar nicht mehr gibt, sondern dass es sie für Saul nicht mehr gibt. Diese Tatsache wird wiederholt, um den Rest des Kapi tels zu verstehen. Dasselbe gilt für die Bemerkung, dass Saul die Toten beschwörer und Wahrsager aus dem Land entfernt hat. Über einen von ihnen wird auch später in diesem Kapitel gesprochen.
Saul hat ein Großreinemachen auf dem Gebiet der Totenbeschwörer und Wahrsager veranstaltet. In diesem Kapitel zeigt sich jedoch, dass es bloß eine Tat als Kompensation für seinen Ungehorsam gewesen sein muss. Es ist nicht die Folge von Gottesfurcht. Seine Entfernung derer, die mit Dä monen in Verbindung stehen, scheint eine Aktion gewesen zu sein, um sein Gesicht zu wahren. Er rechnet nicht mit Gott, sondern kann sein Ge wissen durch eine solche Säuberung zum Schweigen bringen. Diese in sich selbst gute Tat ist mit einem falschen Motiv ausgeführt worden. Es ist nicht mehr als das „Überarbeiten vom Fleisch“. Darum kann Saul später doch dorthin gehen, wenn er ein Wort aus der unsichtbaren Welt haben muss und wird. Dann zeigt sich, dass sein Werk kein reines Werk gewesen ist, das er mit Überzeugung für Gott getan hat.
Als Saul sieht, dass die Philister sich fertigmachen, um Krieg gegen ihn zu führen, bekommt er eine Todesangst. Er sieht sich gezwungen, den HERRN zu befragen. Gott offenbart sich ihm jedoch nicht mehr. Die Wege, auf denen das möglich war, sind geschlossen. Gott offenbart sich ihm nicht direkt durch einen Traum. Auch der Weg der Urim ist abgeschlossen. Da hat Saul selbst für gesorgt durch seinen Mord an den Priestern. Durch den Propheten Samuel kommt keine Offenbarung mehr, denn Samuel ist ge storben. Saul steht ganz allein. Der HERR, und alles was von Ihm ist, be findet sich bei David.
Saul bekommt keine Antwort vom HERRN, weil er nicht mit einem zer brochenen Herzen und der Zerschlagenheit des Geistes zu Ihm kommt. Gott lässt sich nicht von Menschen befragen, die in ihrem Herzen andere Dinge erdenken als das, was Ihm vor Augen steht (Hes 14,3). Wie sollte er denn erwarten können, dass der HERR ihm antworten würde, während er nicht auf Samuel zu dessen Lebzeiten gehört hat und David jetzt immer noch hasst und verfolgt? Hört Gott dann nicht auf Gebet? Doch, aber nicht auf das Gebet von jemandem, der sich bewusst von Ihm abwendet und nicht auf Ihn hören will: „Wer sein Ohr abwendet vom Hören des Geset zes: Sogar sein Gebet ist ein Gräuel“ (Spr 28,9). Sobald jemand mit Reue zu Ihm kommt, hört Er sofort.