Behandelter Abschnitt 1Sam 25,1822
Verse 18–22 | Abigail trifft David
18 Da eilte Abigail und nahm 200 Brote und zwei Schläuche Wein und fünf zubereitete Schafe und fünf Maß geröstete Körner und 100 Rosinenkuchen und 200 Feigenkuchen und lud sie auf Esel; 19 und sie sprach zu ihren Kna ben: Zieht vor mir hin; siehe, ich komme hinter euch her. Aber ihrem Mann Nabal sagte sie nichts davon. 20 Und es geschah, als sie auf dem Esel ritt und an einer durch den Berg verdeckten Stelle herabkam, siehe, da kamen David und seine Männer herab, ihr entgegen; und sie stieß auf sie. 21 David aber hatte gesagt: Gewiss, umsonst habe ich alles behütet, was diesem [Menschen] in der Wüste gehörte, so dass nicht das Geringste vermisst wurde von allem, was sein ist; und er hat mir Böses für Gutes vergolten! 22 So tue Gott den Feinden Davids, und so füge er hinzu, wenn ich von allem, was sein ist, bis zum Morgenlicht übrig lasse, was männlich ist!
Abigail beeilt sich (Vers 18; Verse 23.34.42). Es ist die Eile des Glaubens, um jemanden von einer Dummheit abzuhalten. Sie handelt nicht aus Schutz für ihren Mann, sondern sie handelt im Hinblick auf die Zukunft Davids. Das zeigt einen großen Glauben. Wenn Glaube vorhanden ist, ist auch ver ständiges Handeln da. Sie nimmt alles mit, was Nabal sich geweigert hat, zu geben, und tut sogar mehr als das. David hat gefragt nach Dingen, die Nabal einfach in Griffweite hat (Vers 8). Abigail gibt auch Nahrung, die sie zubereitet hat.
Hiermit macht sie die Weigerung Nabals mehr als wett. Später wird sie auch die beleidigenden Worte, die Nabal gesagt hat, wiedergutmachen. Sie handelt nach der Wahrheit des Spruches: „Eine Gabe im Verborgenen wendet den Zorn ab, und ein Geschenk im Gewandbausch den heftigen Grimm“ (Spr 21,14; 1Mo 32,14b-22).
Mit ihrem Geschenk geht sie David entgegen. Sie kommt herab. Das zeigt, dass in der Niedrigkeit, das heißt in einer demütigen Haltung, ein Streit geschlichtet werden kann. In der Niedrigkeit wird Zuneigung und Erbar men gefunden. Das ist bei Abigail in Hinblick auf David präsent und da mit hindert sie ihn am Ausführen eines verkehrten Vorhabens.
Während sie auf dem Weg ist, trifft sie David. Die Begegnung wird auf eine Weise beschrieben, die vermuten lässt, dass sie alles hört, was David sagt, und dass David dann plötzlich Auge in Auge vor ihr steht. Was David vor hat und der Anlass dazu wird mitgeteilt. Hierin zeigt sich, dass David wie ein gereizter und beleidigter Mann reagiert. Er findet, dass Nabal ihm „Böses für Gutes vergolten“ hat. Dafür wird er sich rächen. Da hat er, so meint er, jedes Recht zu.
Er ist damit sehr weit von der Gesinnung entfernt, die er immer wieder gegenüber Saul gezeigt hat und die so sehr an die Gesinnung des Herrn Jesus erinnert. Die Weigerung Nabals, ihm etwas von seinem Wohlstand zu geben, und die Beleidigung durch Nabal in Bezug auf seine Person hat David in den falschen Hals bekommen. Wie sehr die Weigerung Nabals auch fehl am Platze ist, für sich selbst gesehen tut er David damit kein Unrecht. Es existiert keine Absprache, dass David für den Schutz, den er geboten hat, belohnt wird. Die Strafexpedition Davids steht in keinem Ver hältnis zu der Weigerung und der ihm angetanen Beleidigung.
Dass die Welt uns keinerlei Dankbarkeit für erwiesene Dienste zeigt und uns vielleicht sogar beleidigt, darf kein Anlass sein, uns dann einfach zu rächen. Dankbarkeit ist kein Recht, das wir einfordern können. Auch für uns gilt, dass wir darauf rechnen können, dass der Herr alles belohnen wird, was wir aus Liebe zu Ihm getan haben, gerade wenn wir von den Menschen nicht den erwarteten Lohn bekommen. Es steht uns nicht an, uns für angetanes Unrecht oder eine Beleidigung zu rächen: „Rächt nicht euch selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn; denn es steht ge schrieben: „Mein ist [die] Rache; ich will vergelten, spricht [der] Herr““ (Röm 12,19).
Da David auf Abigail hört, rechnet der HERR mit Nabal ab und David tut nichts, was er später bereuen müsste.