Behandelter Abschnitt 1Sam 19,17
Verse 1–7 | Jonathan verteidigt David
1 Und Saul redete zu seinem Sohn Jonathan und zu allen seinen Knechten, dass er David töten wolle. Jonathan aber, der Sohn Sauls, hatte großes Wohl gefallen an David. 2 Und Jonathan berichtete es David und sprach: Mein Va ter Saul sucht dich zu töten; und nun hüte dich doch morgen und halte dich verborgen und verstecke dich. 3 Ich aber will hinausgehen und an der Seite meines Vaters auf dem Feld stehen, wo du bist, und ich will zu meinem Vater von dir reden und sehen, wie es steht, und es dir berichten. 4 Und Jonathan redete zu seinem Vater Saul Gutes von David und sprach zu ihm: Der König versündige sich nicht an seinem Knecht, an David; denn er hat nicht gegen dich gesündigt, und seine Taten sind dir sehr nützlich. 5 Und er hat sein Le ben aufs Spiel gesetzt und den Philister erschlagen, und der HERR hat ganz Israel eine große Rettung verschafft. Du hast es gesehen und dich gefreut; und warum willst du dich an unschuldigem Blut versündigen, indem du David ohne Ursache tötest? 6 Und Saul hörte auf die Stimme Jonathans, und Saul schwor: [So wahr] der HERR lebt, wenn er getötet wird! 7 Da rief Jonathan David, und Jonathan berichtete ihm alle diese Worte. Und Jonathan brachte David zu Saul, und er war vor ihm wie früher.
Wir sehen in Saul und Jonathan einen großen Gegensatz zweier Menschen in ihrer Haltung gegenüber David. Das spricht von der Beziehung, in der jeder Mensch zu Christus steht. Man ist für Ihn oder gegen Ihn. Die Be ziehung zu Christus bestimmt alles in der Gegenwart und in der Zukunft. Die Trennung, die das zur Folge hat, läuft durch Familien (Lk 12,51-53).
Saul spricht hier zum ersten Mal öffentlich davon, David zu töten (Vers 1). Es ist jetzt nicht mehr während eines Wutanfalls, sondern wohlbedacht. Er redet zu Jonathan und zu allen seinen Knechten. In dieser Runde hat David nur einen Freund: Jonathan. Die Diener scheinen die schweigende Mehrheit darzustellen. Sie sind nicht für David und auch nicht gegen ihn. Sie haben keine eigene Meinung, aber laufen mit bei der Partei, die ihnen die meisten Vorteile bietet. Bei ihnen gibt es eine gewisse Wertschätzung für David, wovon Saul auch weiß (1Sam 18,5.22), aber sie sprechen nicht öffentlich für ihn, wie Jonathan es tut.
Jonathan hatte „großes Wohlgefallen“ an David. Das scheint Saul verges sen zu haben. Er wird gemeint haben, dass Jonathan genauso Angst um seine Position hat wie er, und darum auch allen Nutzen davon hätte, Da vid zu töten. Aber Jonathan teilt David das Vorhaben seines Vaters mit und mahnt ihn zur Vorsicht. Außerdem teilt er ihm mit, dass er ihn wissen lassen wird, was sein Vater wirklich plant. Er ermuntert David nicht, zu flüchten, sondern sucht eine Gelegenheit, um ihn wieder zu seinem Vater an den Hof kommen zu lassen. Trotz aller Schwierigkeiten ist das doch Davids Platz.
In dem, was Jonathan in den Versen 4 und 5 über David sagt, können wir fast den Christen über einen Mitgläubigen und über Christus reden hören. Es ist gut, ein Freund zu sein, der gut über einen Freund spricht. Vor allem ist es gut, vor den Ohren der Welt gut von dem Herrn Jesus zu sprechen.
Das erste, was Jonathan sagt, ist, dass Saul sich als König nicht verleiten lassen soll, gegen David zu sündigen. Er darf David nur töten, wenn Sün de in ihm gefunden wird. Aber, so bezeugt Jonathan, David hat nicht ge gen den König gesündigt. Im Gegenteil, er hat getan, was „sehr nützlich“ für ihn ist. Jonathan erinnert seinen Vater an den Sieg Davids über Goliath, wobei er sein Leben aufs Spiel gesetzt hat (vgl. Ri 12,3). Diesen Sieg hat der HERR gegeben und er ist ganz Israel zugutegekommen. Saul hat es selbst gesehen und sich darüber gefreut.
Das Zeugnis Jonathans vor Saul macht deutlich, wie sehr David ein Diener des HERRN ist und nicht nur von Saul. David wird ohne Ursache gehasst, wie das bei dem Herrn Jesus der Fall war und ist. Der natürliche Mensch kann den Herrn Jesus manchmal für seine Taten bewundern. Aber wenn er sich nicht für Ihn entscheidet, hasst er Ihn in Wirklichkeit und auch alle, die mit Ihm verbunden sind.
Jonathan schließt seine Verteidigung mit der Berufung auf den gesunden Menschenverstand Sauls ab. Es gibt keinen einzigen Grund, David zu tö ten, er ist unschuldig. Darum muss Saul davon absehen, David zu töten, denn sonst würde er unschuldiges Blut vergießen.
Das Herz Sauls wird weich und er nimmt David wieder in den Dienst, so wie früher. Es ist kennzeichnend für David, dass er wieder zum Hof Sauls zurückkehrt. Das kann nur jemand, der mit und für den HERRN lebt und nicht vor dem Auge der Menschen. Bei ihm ist kein Groll oder Rachsucht. Trotz all des Unrechts, das ihm angetan wurde, und der bleibenden Dro hung des Todes, kehrt David zur Erfüllung seines demütigen Dienstes bei einem launischen Fürsten zurück.
Immer wieder finden wir bei Saul solche Momente, in denen sein Herz weich wird (1Sam 24,17; 26,21). Jedes Mal erweist es sich als eine nur vorü bergehende Anwandlung und nicht als Überzeugung seines Herzens. Sein Neid auf David bleibt und damit auch sein Hass und seine Versuche, ihn zu töten. David bleibt für ihn der Konkurrent für seinen Thron, von dem er sich nicht trennen möchte.
David entkommt allein schon in diesem Kapitel vier Mal der Mordsucht von Saul. Zuerst durch das Eingreifen Jonathans. Das nächste Mal durch seine eigene Schnelligkeit im Ausweichen vor dem Speer, den Saul nach ihm wirft (Vers 10). Das dritte Mal durch die Hilfe Michals (Vers 12) und das vierte Mal durch den Schutz Samuels (Vers 23).