Behandelter Abschnitt 1Sam 14,2730
Verse 27–30 | Jonathan nimmt vom Honig
27 Jonathan aber hatte es nicht gehört, als sein Vater das Volk beschwor; und er streckte das Ende seines Stabes aus, der in seiner Hand war, und tauchte ihn in den Honigseim und brachte seine Hand wieder zu seinem Mund, und seine Augen wurden hell. 28 Und einer vom Volk hob an und sprach: Dein Vater hat das Volk feierlich beschworen und gesagt: Verflucht sei der Mann, der heute Speise essen wird! Und so ist das Volk ermattet. 29 Und Jonathan sprach: Mein Vater hat das Land in Trübsal gebracht; seht doch, dass meine Augen hell geworden sind, weil ich ein wenig von diesem Honig gekostet habe. 30 Was wäre es gewesen, wenn das Volk heute ungehindert von der Beute seiner Feinde gegessen hätte, die es gefunden hat! Denn wäre dann nicht die Niederlage der Philister groß gewesen?
Jonathan hat den Fluch nicht gehört und ist daher frei, den Honig zu essen. Das tut er dann auch. Er steht außerhalb des Bereiches des Fluches. Das ist ein Bild davon, dass Glaube und Gesetz einander ausschließen. Jonathan ist wie der Herr Jesus, der unterwegs aus dem Bach getrunken hat (Ps 110,7). Jonathan genießt, im Vorbild, einen kurzen Moment die irdischen Dinge, nicht die weltlichen Dinge. Gesetzlichkeit ist auch, einander zu ver bieten, irdische Dinge zu genießen. Wir sollen den Genuss von irdischen Dingen auch nicht übertreiben, als sei der Genuss dieser Dinge das Ein zige, woraus das Leben besteht.
Bei Jonathan sehen wir, wie es sein kann. Er kostet unterwegs von dem Honig, während sein Blick immer auf den Kampf gerichtet bleibt. Er setzt sich nicht hin, um sich bequem seinen Bauch mit Honig vollzuschlagen. Er kostet „ein wenig“ (Vers 29; Spr 24,13; 25,16.27; vgl. Ri 7,6). Der Kampf bleibt das Ziel. Wir müssen einerseits lernen, die Dummheit Sauls zu ver meiden, und andererseits müssen wir von Jonathan lernen, wie wir irdi sche Segnungen genießen dürfen.
Sobald Jonathan gegessen hat, wird ihm von dem Fluch berichtet, den sein Vater ausgesprochen hat. Es wird dabei gesagt, dass der Fluch seines Va ters die Ursache für die Erschöpfung des Volkes ist. Fluch gibt keine Kraft, das Erforderliche zu tun, sondern wirkt nur lähmend. Jonathan schämt sich nicht, auf die Dummheit seines Vaters hinzuweisen. Statt sein Volk im Kampf anzuführen und ihm dabei alle Mittel zur Verfügung zu stellen, stellt Saul das Volk unter ein Gesetz. Dadurch stürzt er das Volk ins Un glück. Dasselbe wird von Achan gesagt (Jos 7,25).
Jonathan spricht darüber, wie viel größer der Segen gewesen wäre, wenn sein Vater nicht so töricht gehandelt hätte. Auch unser geistlicher Segen wäre größer, wenn viele unter uns nicht so gesetzlich oder weltlich gesinnt wären. Die Gefahr kommt von beiden Seiten. Unterdrückung oder Freiheit verhindert einen großen Sieg.
Der Gebrauch von ein wenig Honig hat Jonathan wieder Kraft gegeben. Er kann dadurch wieder klar sehen. Honig spricht von der Süßigkeit der na türlichen Beziehungen. Wie gut kann es sein, wenn ein Kämpfer im Werk des Herrn sich einen Augenblick Ruhe nimmt und seine Familie, seine Frau, seine Kinder genießt. Dadurch bekommt er Kraft, um wieder weiter zukämpfen. Auch vom Gebot des HERRN steht geschrieben, dass es die Augen erleuchtet, um zu wissen, was geschehen soll (Ps 19,8b). Es zeigt, dass wahre Erleuchtung auf dem Weg des Gehorsams gegenüber Gottes Wort gefunden wird.