Behandelter Abschnitt 1Sam 9,68
Verse 6–8 | Vorschlag, Samuel um Rat zu fragen
6 Und er sprach zu ihm: Sieh doch, ein Mann Gottes ist in dieser Stadt, und der Mann ist geehrt; alles, was er redet, trifft sicher ein; lass uns nun dahin gehen, vielleicht gibt er uns Auskunft über unseren Weg, auf dem wir gehen. 7 Und Saul sprach zu seinem Knaben: Siehe aber, wenn wir hingehen, was wollen wir dem Mann bringen? Denn das Brot ist ausgegangen in unseren Gefäßen, und wir haben dem Mann Gottes kein Geschenk zu bringen; was haben wir? 8 Und der Knabe antwortete Saul nochmals und sprach: Siehe, es findet sich in meiner Hand ein viertel Sekel Silber; das will ich dem Mann Gottes geben, damit er uns über unseren Weg Auskunft gebe.
Dieses Kapitel steht voller Besonderheiten über Saul. In seinem langen und fruchtlosen Suchen lässt der Heilige Geist sehen, was für ein Mann Saul ist. Er ist ein Mann voller Unvermögen, aber auch voller Unwissen heit über die Dinge Gottes. Nicht Saul, sondern sein Diener bemerkt, dass sie sich in der Nähe eines Mannes Gottes befinden, und äußert die Idee, ihn zu besuchen. Der Diener ergreift die Initiative. Er weiß von dem Mann Gottes und gibt ihm ein gutes Zeugnis, von seinem Ansehen unter dem Volk und von der Zuverlässigkeit seiner Worte. Samuel ist wirklich ein „Brief … gelesen von allen Menschen“ (2Kor 3,2), aber offensichtlich nicht von Saul.
Saul scheint von der Existenz Samuels nichts zu wissen. Das wirft ein be denkliches Licht auf seine Einstellung. Es scheint, dass er noch nie von Sa muel gehört hat, oder zumindest absolut kein Interesse für ihn gezeigt hat. Saul kennt den überall bekannten Propheten nicht, obwohl Samuel doch nicht weit entfernt von ihm wohnt, ungefähr vierzig Kilometer.
Auf all seinen Rundreisen hat Samuel nie den Hof des Vaters von Saul be sucht und dort Gastfreundschaft genossen. Saul wird auch nicht das erste
Mal vom Hof weggegangen sein, sondern wohl öfter Kontakte woanders gehabt haben. Samuel wird vielleicht auch mal Inhalt der Gespräche ge wesen sein. Sein Knecht weiß auf jeden Fall einiges davon. Aber in der ganzen Geschichte Sauls sehen wir nirgends, dass er eine persönliche Be ziehung zum HERRN hat.
Auch für die Ausführung des Vorschlags ist Saul von seinem Knecht ab hängig, wogegen er doch eigentlich seinen Knecht leiten müsste. Er führt nicht, sondern wird geführt. Er meint, dass für einen Dienst des Propheten Gottes bezahlt werden muss. Der arme, unwissende Mensch ist nicht in der Lage, über den Gedanken an Bezahlung hinaus zu kommen. Ein Be rufen auf Gnade ist ihm unbekannt. Das Fleisch hat kein Verständnis für Gott als Geber.